ADB:Mende, Karl Adolph

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Artikel „Mende, Karl Adolph“ von Friedrich Pecht in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 314–315, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mende,_Karl_Adolph&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 09:13 Uhr UTC)
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Mende: Karl Adolph M., Maler, geb. zu Leipzig 1807, ertrunken 1857 in der Weser. Ursprünglich Jurist, widmete er sich erst später der Malerei, zunächst in Dresden, dann von 1828 an in München. Dieser späte Uebergang verhinderte wie so oft, daß er sich der Technik dieser Kunst ausreichend bemächtigte, trotz unleugbar bedeutender Begabung. In München erregte er zuerst Aufmerksamkeit durch ein Bild der Schlacht von Leipzig aus der Vogelperspective, wie er sie einst selbst vom Dache aus gesehen. Ihm folgte die „Vertheidigung eines Engpasses von der Höhe herab durch Hofer, Speckbacher und Haspinger“, die eigentlich mehr eine Schilderung des Tiroler Kampfes überhaupt ist. Ruf ob seines entschiedenen Werthes als Composition hat ihm indeß nur ein einziges seiner Bilder verschafft: „Die Vertheidigung eines Hauses in Schwaz durch die aufständischen Tiroler 1809“. Es zeigt die Stilprincipien der Cornelianischen Schule in ihrer Anwendung auf einen ganz modernen Vorwurf. Wenn sie der Darstellung den Reiz des Ungesuchten nahm, sie etwas theatralisch und arrangirt erscheinen ließ, so hat sie dagegen den Vortheil, außerordentlich deutlich zu sein und die Handlung sehr vollständig in allen ihren wesentlichen Momenten, überdies in hohem Grade packend, endlich die Einzelcharaktere frappant wahr wiederzugeben. Letzteres that nun freilich nicht das System, sondern das echte Talent des Malers, das ihn eine Menge trefflicher Figuren und Episoden erfinden ließ, in welche sich eine solche vom Zimmer aus gesehene Vertheidigung auflöst, vom Kugelgießen der Jungen an bis zum Tode eines der ältesten Vertheidiger und seiner Einsegnung durch den Priester im Beisein der Familie, welche die Hauptgruppe bildet, während die noch feuernden Vertheidiger rings herum an den Fenstern postirt sind und der zur Rechten eindringende Rauch sowie ein sich flüchtender Blinder den Brand des Hauses verkündigen. Entspräche die Ausführung in Farben der grandiosen Composition, so wäre das Bild klassisch zu nennen, sie ist aber wie die ganze Malerei jener Zeit bunt, hart und langweilig conventionell in Wiedergabe alles Stofflichen. M. hat noch mehrere Bilder aus diesem Tirolerkrieg gemalt, doch ohne jenes je wieder zu erreichen, wenn sie auch meist dramatisch lebendig erfunden sind. Auch Humoristisches hat man von ihm, wie die „Vorbereitung auf das Kirchweihfest in einem Kloster“, „den politisirenden Schuster“ u. A. Dann sentimentale Bauernscenen, betende Mädchen u. dgl. Indeß verließ er München schon zu Anfang der vierziger Jahre und vertauschte es zunächst mit Leipzig, [315] wo er Porträte erfolglos malte, auch einen „Amor, der die Nachtigallen füttert“ etc. Von da nach Italien gehend, machte er im Jahre 1848 den Aufstand der Italiener gegen die Oesterreicher mit und malte auch mehrere Bilder davon, die indeß nur die gänzliche Verwilderung seines, gründlicher Schulung allzusehr entbehrenden Talentes zeigen. Ebenso entstand nach seinem Uebertritt aus Italien in die Schweiz in Basel ein „Stillleben der Reichen“, das mehr Caricatur als Bild war u. a. m. So immer tiefer sinkend, soll er zuletzt den Tod freiwillig gesucht haben als einer der begabtesten der vielen Künstler, welche durch die cornelianische Schule und ihre Vernachlässigung ernsthaften Naturstudiums wie technischen Könnens früh zu Grunde gerichtet wurden.