ADB:Mergenthal, Hans von

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Artikel „Mergenthal, Hans von“ von Wilhelm Heyd in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 421–422, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mergenthal,_Hans_von&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 05:37 Uhr UTC)
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Mergenthal: Hans v. M., entstammte einem alten Zwickauer Patriciergeschlecht, welches wahrscheinlich durch ihn in den sächsischen Adel eingeführt worden und erst im J. 1748 ausgestorben ist. Er besaß noch bis 1478 das Rittergut Marienthal bei Zwickau, welches der Familie den Namen gegeben, lebte aber gewöhnlich in seiner Vaterstadt und später in Freiberg, soweit er nicht durch seine amtliche Stellung in die nächste Umgebung der beiden Wettiner [422] Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht (mit dem Zunamen des Beherzten) gerufen wurde, welche von 1464 an die kursächsisch-meißnischen Lande gemeinsam beherrschten. Diesen seinen Landesherrn diente er nämlich zunächst in den Jahren 1464–69 als Kanzler; damit war ihm, obgleich er kein gelehrter Jurist gewesen zu sein scheint, die Oberaufsicht über die Rechtspflege anvertraut, zugleich aber stand er den jungen Fürsten beständig als Berather zur Seite sowol in Verwaltungssachen als in der äußeren Politik, deren Aufgabe damals recht schwierig war, indem es galt bei dem Conflict zwischen dem mächtigen böhmischen Nachbar, dem König Georg Podiebrad, und der römischen Curie eine vorsichtig neutrale Haltung zu bewahren. Später 1469 bis 1478 bekleidete er die Stelle eines Landrentmeisters; noch haben wir die Rechnungsbücher, welche er über die Einnahmen und Ausgaben des Staats und (als Verwalter der Silberkammer) über die des Hofes führte, die Uebersichten, in denen er seinen Fürsten die Finanzlage ehrlich darlegte, die Vorschläge zur Erhöhung der Einkünfte, mit denen er die gesteigerten Anforderungen der doppelten Hofhaltung zu befriedigen suchte. Diese im Dresdner Staatsarchiv liegenden Bücher zeugen einerseits für die Umsicht und Energie Mergenthals, andererseits sind sie reichhaltige Quellen für die Finanz- und Culturgeschichte Sachsens. In dieser Periode seiner Amtsthätigkeit begleitete M. Herzog Albrecht den Beherzten, als derselbe mit anderen Fürsten und Herren und mit zahlreichem Gefolge am 5. März 1476 eine Pilgerfahrt nach dem heiligen Lande antrat, und beschrieb nach der Heimkunft (5. December d. J.) diese Fürstenreise mit all den Ehren, die seinem Herrn widerfuhren, so lange er durch Deutschland und Italien ritt, aber auch mit allen Unbilden der Seefahrt und mit allen Fährlichkeiten, welche er inmitten der Ungläubigen zu bestehen hatte. Das Buch, das erst ein Jahrhundert später Hieronymus Weller zum Druck beförderte, fügt zu dem Bilde, welches wir aus anderen Quellen uns vom Pilgerleben des Mittelalters entwerfen können, einige nicht unwesentliche Züge bei, dagegen erweitert es kaum unsere Kenntniß der durchreisten Länder. Zwei Jahre nach dieser Pilgerreise zog sich Hans v. M. von seinen Aemtern zurück und starb 1488 in Torgau, wo er in der Pfarrkirche zu St. Marien begraben liegt.

Herzog, Chronik von Zwickau 2, 134. 137. 139. Ders. im Zwickauer Wochenbl. 1865 Nr. 71. Mittheilungen des Freiberger Alterthumsvereins 1862–64, S. 92 f. 166. König, geneal. Adelshistorie 1, 642. Langenn, Herzog Albrecht der Beherzte, S. 342. 466 f. 559. 570 (dessen chronologische Aufstellungen durch Unterschriften des H. v. M. in Urkk. des Cod. dipl. Sax. reg. lediglich bestätigt werden). Ermisch, Studien zur Gesch. der sächsisch-böhmischen Beziehungen in den Jahren 1464–71 im N. Arch. f. sächs. Gesch. Bd. 1. 2. Falke, Die Finanzwirthschaft im Kurfürstenthum Sachsen um das Jahr 1470 in den Mittheilungen des sächs. Alterth.-Ver. Hft. 20, S. 78 ff. H. v. Mergenthal, Gründliche und warhafftige Beschreibung der löblichen und ritterlichen Reise u. Meerfart in das heilige Land nach Hierusalem des durchl. Herrn Albrechten, Hertzogen zu Sachsen u. s. w. Leipzig 1586. 4°. Röhricht und Meißner, Deutsche Pilgerreisen S. 488 ff. Grulich, Denkwürdigkeiten von Torgau. 2. Aufl. S. 259.