ADB:Merula, Paul

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Artikel „Merula, Paul“ von Franz Eyssenhardt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 476, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Merula,_Paul&oldid=- (Version vom 16. April 2024, 05:16 Uhr UTC)
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Merula: Paul M., geb. in Dortrecht, wo sein Vater Rathsschreiber war, am 19. August 1558, studirte acht Jahre lang Jurisprudenz und schöne Litteratur in Orleans und Genf, und reiste darauf ein Jahr lang durch Italien, Deutschland und England. Dann practicirte er als Advocat vier Jahre lang in seiner Vaterstadt. Hierauf wurde er als Nachfolger von Justus Lipsius auf den Lehrstuhl für Geschichte an die Universität Leyden berufen, und füllte diese Stelle vom Jahre 1592 an mit vieler Anerkennung aus. Gleichzeitig war er Historiograph seiner Provinz und von 1598 an auch Bibliothekar der Universitätsbibliothek, nachdem sein Vorgänger Janus Dousa der jüngere im Jahre 1597 gestorben war. Durch zu eifriges Studiren zog er sich eine Krankheit zu, die ihn im Jahre 1607 bewog, eine Erholungsreise nach Rostock zu unternehmen, wo er Verwandte und Freunde hatte. Nach einem Aufenthalte von zwei Monaten und im Begriff nach Leyden zurückzukehren, wurde er von einem hitzigen Fieber ergriffen, an welchem er am 20. Juli 1607 starb. Er war ein Mann von weitem Gesichtskreise: neben einer Flämisch geschriebenen „Pratique civile de la Cour de Hollande“ zählt das Verzeichniß seiner Schriften Willirams (von Hoffmann von Fallersleben wieder herausgegebene) altdeutsche Paraphrase des Hohen Liedes, und zahlreiche Schriften philologischen und antiquarischen Inhaltes auf. Am bekanntesten sind heute seine Sammlung der Fragmente des Ennius und sein – nicht vollendetes – geographisches Werk, welches den Titel führt: „Cosmographiae generalis libri III, Item Geographiae particularis libri IV, quibus Europa in genere, speciatim Hispania, Gallia, Italia describuntur, cum Tabulis Geographicis“, zuerst erschienen Amsterdam 1605. Merkwürdig für die Zeitgeschichte ist seine „Fidelis narratio rerum aduersus Angelum Merulam tragice gestarum ab Inquisitoribus“ Leyden 1604, in welchem er das Schicksal seines Großoheims, Ange Merula, erzählt, der auf Befehl der Inquisition am 26. Juli 1557 in Mons verbrannt worden war.

Niceron, Mémoires, XXVI. 1–6.