ADB:Mone, Franz Josef

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Artikel „Mone, Franz Josef“ von Friedrich von Weech in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 165–166, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mone,_Franz_Josef&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 15:23 Uhr UTC)
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Band 22 (1885), S. 165–166 (Quelle).
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Mone: Franz Josef M., Director des großherzogl. badischen General-Landesarchives, geb. zu Mingolsheim bei Bruchsal am 12. Mai 1796, † in Karlsruhe am 12. März 1871. Am Gymnasium zu Bruchsal vorgebildet, bezog M. 1814 die Universität Heidelberg, in deren Lehrkörper er schon 1817 als Privatdocent der Geschichte eintrat, 1818 wurde er als Secretär an der Universitätsbibliothek angestellt, 1819 zum außerordentlichen, 1822 zum ordentlichen Professor der Geschichte ernannt. Seit dem Jahre 1825 war ihm auch die Leitung der Universitätsbibliothek übertragen. Im Jahre 1827 folgte M. einem Rufe als Professor der Geschichte und Statistik an die Universität Löwen. In Folge der belgischen Revolution verließ er 1831 die Universität wieder und kehrte nach Heidelberg zurück, wo er eine Zeitlang als Privatgelehrter lebte. Durch einflußreiche Freunde dem Großherzog Leopold von Baden empfohlen, wurde er vorübergehend mit der Leitung der officiellen „Karlsruher Zeitung“ betraut, im J. 1835 zum Geheimen Archivar und Director des General-Landesarchivs ernannt. In dieser Stellung war er bis zum Jahre 1868 thätig, in welchem er in den Ruhestand trat. – M. besaß bei großem Fleiße und einer unermüdlichen Arbeitskraft eine weit ausgebreitete, umfassende Gelehrsamkeit, insbesondere auf linguistisch-litterarischem und geschichtlichem Gebiete. Seine auf die Erforschung der Urzeit zurückgehenden Arbeiten sind in solchem Grade von der Keltomanie beeinflußt, daß sie heutzutage nur noch einen historiographischen Werth besitzen. So seine 1837 erschienenen „Keltischen Forschungen“, seine „Untersuchungen über die gallische Sprache“ (1851); auch seine „Urgeschichte des badischen Landes“ (2 Bde. 1845), hat sich von diesen keltischen Liebhabereien nicht frei gehalten. Dagegen hat M. sowol auf dem Gebiete der Litteratur als auf dem der politischen und Culturgeschichte eine ganze Reihe von Arbeiten hinterlassen, welche seinen Namen der Nachwelt überliefern werden. Von diesen litterarhistorischen Publicationen bewegen sich die ersten: „Einleitung in das Nibelungenlied“ (1818) und „Geschichte des Heidenthumes im nördlichen Europa“ (2 Bde. 1822–23), ganz in den von Creuzer eröffneten Bahnen. Aus dem Jahre 1821 stammt eine Ausgabe des „Otnit“, 1830 erschien der erste (und einzige) Band der „Quellen und Forschungen zur Geschichte der teutschen Litteratur und Sprache“, 1836 die „Untersuchungen zur teutschen Heldensage“, 1838 die „Uebersicht der niederländischen Volkslitteratur älterer Zeit“. Inzwischen hatte er, zuerst mit dem Freiherrn Hans von Aufseß gemeinsam, dann allein, eine Reihe von Bänden unter dem Titel „Anzeiger für Kunde des deutschen Mittelalters“ herausgegeben und darin auf eine Menge unbekannter Materialien hingewiesen. Von großer Bedeutung für die Geschichte des Schauspiels waren seine Editionen: „Altdeutsche Schauspiele“ (1841) und „Schauspiele des Mittelalters“ (2 Bde. 1846). Die „Lateinischen und griechischen Messen“ (1850) und „Lateinische Hymnen“ (3 Bde. 1855–57) brachten wichtige Beiträge zur Kenntniß der Liturgie und kirchlichen Poesie. Speciell der Geschichte seines Heimathlandes widmete er ein 2 Bde. umfassendes „Badisches Archiv“ (1826 bis 1827) und später die im Auftrage der Regierung herausgegebene „Quellensammlung der badischen Geschichte“ (3 Bde. und Bd. 4, Heft I 1845–1868), [166] sowie den zweiten Band des „Episcopatus Constantiensis“ von Neugart (1862). Einen viel weiteren Kreis umschrieben seine Arbeiten in der von ihm gegründeten und in Gemeinschaft mit den Archivräthen Dambacher und Dr. Bader von 1850–68 in 21 Bänden herausgegebenen „Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins“. In dieser seither vom badischen General-Landesarchiv weitergeführten Zeitschrift (1885 erscheint der 39. Band, mit dessen Abschluß die Herausgabe an die badische historische Commission übergeht), ist eine außerordentliche Fülle des mannigfaltigsten Materials zur Kenntniß der Vergangenheit des Rheinlandes, vom Ursprung des Stromes bis in die mittelrheinischen Gegenden herab, zusammengebracht. M. insbesondere darf das Verdienst für sich beanspruchen, zu einer Zeit, in welcher die Historiker im Allgemeinen meist nur der politischen und Rechtsentwicklung ihr Augenmerk zuwandten, die Bedeutung des Wirthschaftslebens für die Geschichtschreibung erkannt und zu dessen Kenntniß sehr viele und reiche Beiträge geliefert zu haben. Wenn einerseits seine urkundlichen Editionen ab und zu die Akribie vermissen lassen, die heute als unerläßlich gilt, und andrerseits seine wirthschaftsgeschichtlichen Untersuchungen zu weitschweifig sind und in ihrer Brauchbarkeit durch seine Neigung, aus vereinzelten Daten sofort fertige Ergebnisse zu ziehen, beeinträchtigt werden, so bleibt sein hohes Verdienst auf diesem Gebiete und der Fleiß, mit dem er das seiner Leitung unterstellte Archiv wie zahlreiche andere Archive durchforschte, durchaus hoher Anerkennung würdig. – M. war nicht nur ein der katholischen Kirche unbedingt ergebener frommer Mann, sondern er griff auch mit seinem persönlichen Einfluß auf hohe Kreise seines Heimathlandes, sowie durch litterarische Thätigkeit in den seit Beginn der 1840er Jahre neuentbrannten kirchenpolitischen Kampf eifrig ein. Die 1841 ausgegebene Schrift „Die katholischen Zustände in Baden“ und eine 1843 unter dem gleichen Titel nachgefolgte Brochüre, welche auf die gegen die erste gerichtete Antwort des Staatsraths Nebenius replicirte, sind anonym erschienen und erst nach Mone’s Tode von ihm nah stehender Seite als seiner Feder entstammend bezeichnet worden. Diese Schriften haben in scharfer und von Leidenschaftlichkeit nicht freier Weise den Kampf zwischen der römischen Kirche und der Regierung in Baden eröffnet. An dessen späteren Stadien hat M. wohl nur als vertrauter Rathgeber der klerikalen Parteiführer Antheil genommen. – Nach seiner Zuruhesetzung lebte M. in vollkommener Zurückgezogenheit, von den Leiden des hohen Alters heimgesucht, bis er am 12. März 1871 starb. Eine Reihe von biographischen und an solche sich anschließenden polemischen Artikeln über M. ist verzeichnet im 25. Bande der „Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins“.