ADB:Musch, Cornelius

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Artikel „Musch, Cornelis“ von Pieter Lodewijk Muller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 92–93, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Musch,_Cornelius&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 03:25 Uhr UTC)
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Musch: Cornelis M., niederländischer Staatsmann, ward im J. 1619 Secretär von Rotterdam. Ein eifriger Diener der calvinistisch-oranischen Partei, ward er 1628 Greffier der Generalstaaten. In dieser zwar untergeordneten, aber, wenn der Rathspensionär keine hervorragende Persönlichkeit war, einflußreichen und immer sehr einträglichen Stelle ward M. bald das vielfach verrufene Werkzeug des Prinzen von Oranien. Seine Käuflichkeit war ebenso sprüchwörtlich, als seine völlige Principlosigkeit. Seine Fähigkeiten und persönlichen Verbindungen machten ihn aber unentbehrlich. Er ward in den geheimsten Unterhandlungen, auch in den fehlgeschlagenen Friedensverhandlungen mit Spanien gebraucht und suchte seine Macht und namentlich seinen Reichthum durch jedes Mittel zu mehren. Von Spanien gewonnen, war er einer der eifrigsten Verfechter des Münsterischen Friedenshandels, doch hielt ihn dies nicht ab, nachher dem Prinzen Wilhelm in seinen hauptsächlich gegen jenen Frieden gemachten Entwürfen aufs Eifrigste beizustehen. Er war dessen rechte Hand beim Staatsstreich des Jahres 1650. Der Umschwung, in Folge von Wilhelms Tod, hätte ihn gewiß in eine gefährliche Untersuchung verwickelt. Nur ein plötzlicher Tod, am 15. December 1650, rettete ihn, und wurde dann allgemein einem Selbstmord zugeschrieben. Der Haß seiner Gegner nicht allein, sondern der Nation verfolgte ihn übers Grab hinaus. Bekannt ist die schimpfliche Grabschrift: Auf einen todten Spatz (Musch heißt der Sperling im Holländischen) [93] die Vondel verfaßte. M. gehört zu den verrufensten Politikern der niederländischen Geschichte, doch ist nicht vieles im Detail von ihm bekannt. Er war gewiß einer derjenigen Schmarotzer der oranischen Partei, welche dieselbe schon früh auf falsche Wege führten, und die Gunst des Prinzen zum eigenen Vortheil in directem Gegensatz zu den Interessen des Landes ausnutzten.

Aitzema, Wagenaar, Arend, van Rees und Brill, fortgeführt von van Vloten, die Archives de la maison d’Orange u. s. w.