ADB:Neuwied, Karl Graf von Wied zu

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Artikel „Neuwied, Karl, Graf v. Wied zu“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 558–559, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Neuwied,_Karl_Graf_von_Wied_zu&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 09:11 Uhr UTC)
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Neuwied: Franz Karl Ludwig, Graf v. Wied zu N., preußischer Generallieutenant, ward am 19. October 1710 zu Neuwied als der jüngste Sohn des regierenden Fürsten von Wied geboren. In der Kriegsgeschichte erscheint er immer als Graf v. N., daher ist er auch an dieser Stelle unter solchem Namen aufgeführt. Sein Großvater mütterlicherseits war der Feldmarschall Graf Alexander Dohna, durch ihn kam er 1728 zu Berlin in den preußischen Kriegsdienst, daneben bekleidete er mit des Königs Zustimmung eine Stellung beim Westerwalder Kreisregiment. 1739 verließ er den preußischen Dienst ganz, um unter Oesterreichs Fahnen gegen die Türken zu kämpfen. Als Oberstlieutenant bei Savoyen-Dragonern in der Schlacht bei Grodzka am 23. Juli 1739 übel zugerichtet, kehrte er nach Neuwied zurück, wo sein Vater am 17. September 1737 gestorben war, und führte an Stelle seines in Paris sich aufhaltenden Bruders, wie schon vor dem Kriege, die Regierung, nahm aber 1742 zum zweiten Male preußische Dienste. Von seiner Garnison Wesel aus führte er 1742 als Oberst das Dohna’sche Regiment zur Armee; Ende Mai 1744 ward er, ebenfalls von Wesel aus, mit 400 Mann nach Ostfriesland gesandt, um nach des letzten Fürsten Karl Edzard Tode der Besitzergreifung des Landes durch den preußischen Commissarius Nachdruck zu geben. Der Auftrag verlief unblutig. Am siebenjährigen [559] Kriege nahm er von Anfang bis zu Ende Theil. Seit 1749 General, rückte er 1756 mit seinem Regiment aus Minden nach Sachsen, bei Pirna befehligte er eine Brigade, 1757 focht er in Böhmen und dann in Schlesien, wo er während der Schlacht an der Lohe Brieg in Vertheidigungszustand setzte und dann bei der Belagerung von Breslau mitwirkte, er nahm eine Vorstadt und schlug in der Nacht vom 17./18. December einen Ausfall zurück, worauf die Besatzung am 20. capitulirte; 1758 war er bei der Belagerung von Olmütz, wo er vielfach den erkrankten Feldmarschall Keith vertrat, besonders thätig, zeichnete sich gelegentlich der Räumung Mährens in einem Nachhutgefechte aus und focht dann bei Zorndorf, 1759 bei Kunersdorf, 1760 bei Liegnitz und Torgau, für den Tag von Liegnitz erhielt er den Schwarzen Adlerorden. In größeren Verhältnissen als selbständiger Truppenführer ist er aber erst in des Königs letztem Feldzuge hervorgetreten; die Art und Weise, wie er sich hier der ihm ertheilten Aufträge erledigte, würden ihm bei längerer Dauer des Krieges vermuthlich eine glänzendere Laufbahn eröffnet haben als diejenige war, auf welche er zurückblickte. Als der König im Sommer 1762 zur Belagerung von Schweidnitz schritt, mußte er, um zum Ziele zu gelangen, sich zunächst Daun’s entledigen, welcher in gefahrdrohender Nähe im Eulengebirge stand. Er versuchte seinen Zweck dadurch zu erreichen, daß er jenem für seinen Rückzug und für den Besitz Böhmens Besorgnisse einflößte. Er entsandte daher N. mit 25 Bataillonen und 26 Schwadronen in den Rücken und die linke Flanke der Oesterreicher gegen Braunau; Neuwied’s Kosaken streiften bis Prag, die einzige unmittelbare Hilfe, welche das russische Bündniß damals geleistet hat, aber der Plan mißlang, Daun ließ sich nicht irre machen und N. ward zur Armee wieder herangezogen, um an dem Kampfe theilzunehmen, zu welchem der König sich entschließen mußte. Es war die Schlacht von Burkersdorf, auch bei Reichenbach genannt, am 21. Juli 1762; N. und Möllendorf war die glückliche Entscheidung zu danken. Schweidnitz capitulirte am 9. October und N. ward nun am 16. mit 20 Bataillonen und 55 Schwadronen zum Prinzen Heinrich nach Sachsen gesandt, wo er am 7. November im Plauen’schen Grunde ein Gefecht gegen Haddik’s Truppen bestand. Nach Friedensschluß lebte er in Neuwied, seine Gesundheit war zerrüttet. Am 8. October 1765 ging er zur Jagd aus und kehrte nicht zurück. Ein Schuß hatte seinem Leben ein Ende gemacht, die näheren Umstände sind nicht bekannt, Frau und Kind waren vor ihm gestorben.

Biographisches Lexikon aller Helden etc., 4. Bd., Berlin 1790. – Wirtgen, Neuwied, 1871. – v. Stramberg, Rheinischer Antiquarius, III, 3, S. 424–430. – Militär-Wochenblatt 1876, Nr. 93. – Lebensbeschreibung und Geschichtserzählung etc., entworfen und gedruckt zu Neuwied bey Fr. Ch. Hempt, Hof-Buchdrucker, o. J., Folio (gibt nur die äußeren Lebensumstände im Stile der damaligen Zeit).