ADB:Nielsen, Nicolaus

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Artikel „Nielsen, Nicolaus Johann Ernst“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 669–671, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Nielsen,_Nicolaus&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 05:22 Uhr UTC)
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Nielsen: Nicolaus Johann Ernst N. war geboren am 19. April 1806 in der holsteinischen Stadt Rendsburg. Er besuchte das vaterstädtische Gymnasium unter dem Rector Cramer, der sich zu den Herrnhutern hielt, wie auch die Eltern Nielsen’s. Von Kindheit an war nur der Gedanke sich dem geistlichen Stande zu widmen, wie auch der ältere Bruder dazu bestimmt worden. Er studirte demnach Theologie seit 1826 in Kiel und später in Berlin unter Schleiermacher und Neander. Im J. 1830 bestand er mit rühmlicher Auszeichnung das theologische Amtsexamen und kam in das Haus des Dr. Klaus [670] Harms in Kiel, als Hauslehrer für dessen jüngsten Sohn. 1832 ward er gewählt zum Pastor im Dorfe Sarau in Holstein und hat hier eine reich gesegnete pastorale Wirksamkeit gehabt. Während seines dortigen Amtes gab er die Predigtsammlungen: „Die Seligpreisungen des Herrn in neun Predigten“ 1838 und „Die sieben Sendschreiben der Offenbarung Johannes in acht Predigten“ 1840 heraus, welche die Aufmerksamkeit auf den reichbegabten Prediger lenkte. In der Vorrede zu der letzteren sagt der Verfasser, daß er durch diese Predigten vorzüglich zur Erweiterung des Gemeindebewußtseins habe mithelfen wollen. Es heißt dort: das ist es wovon ich erst das Heil der evangelischen Kirche erwarte, daß das christliche Leben zugleich ein kirchliches werde und wir Alle im vollsten Sinn erkennen, daß wir Gemeindeglieder sind. Kein Kirchenthum ohne Christenthum, aber auch wenige lebendige Einzelne ohne lebendige Gemeinschaft. Dazu suchte er auch beizutragen durch seine Adventsbriefe, die er alljährlich am Anfang des Kirchenjahres an seine Gemeindeglieder aussandte. 1840 ward er nach der Stadt Schleswig berufen, als Pastor an der Friedrichsberger Kirche daselbst und zugleich zum Propst der Kirchenpropstei Hütten und zweites geistliches Mitglied der schleswig-holsteinischen Regierung und des Oberconsistoriums auf Gottorff. 1841 erhielt er das Ritterkreuz des Danebrogordens und 1847 den Titel Oberconsistorialrath. Er übte auch hier eine reich gesegnete pastorale Wirksamkeit und predigte namentlich stets vor überfüllter Kirche. Bei der Erhebung der Herzogthümer Schleswig-Holstein betheiligte er sich mit ganzer Seele. Er ließ in diesem Jahre eine Ansprache drucken: „An die Schleswig-Holsteinischen Krieger, welche früher Mitglieder der Friedrichsgemeinde, zugleich an Alle, welche sonst an dem Dargebotenen Theil nehmen wollen, ein brüderlicher Gruß“ und ferner: „Die Gottesdienste in der Friedrichsberger Kirche vom 26. März bis 30. April 1848.“ Als der Generalsuperintendent Dr. Callisen sein Amt niederlegte, wurde N. die Generalsuperintendentur für die deutschredenden Gemeinden Schleswigs, und gleichzeitig dem Dr. Rehhoff die für die dänischredenden, übertragen. 1849 ernannte ihn die theologische Facultät der Universität Kiel h. c. zum Dr. theol. Die Berufung zum Nachfolger von Dr. Harms in Kiel lehnte er ab. Er nahm in dieser Zeit an der schleswig-holsteinischen Landesversammlung als Abgeordneter Theil und gab heraus „Materialien zur Appellation für Schleswig-Holstein und dessen Geistlichkeit unter Mittheilung von Acten, an Alle, in Dänemark nicht weniger als in Deutschland, die Gott fürchten und Recht thun“ 1849. Der bekannte von Scheele antwortete hierauf mit einem Zeugniß und es knüpfte sich hieran eine langwierige Polemik von beiden Seiten. Bei Herstellung des Friedens ward N. am 8. April 1850 seiner Aemter enthoben. Er siedelte zunächst nach Kiel über. Hier hielt er freie Betstunden in der Klosterkirche, die nachher im Druck erschienen sind mit dem Zusatz: „Vorträge in Beziehung auf die schleswig-holsteinische Landessache“ 1851. 1851 ward er vom Großherzog von Oldenburg berufen zum Pastor in Eutin und Superintendent dieses Fürstenthums. Hier fühlte er sich wohl in neuer geistlicher Wirksamkeit. Aber dieser District war umgrenzt von holsteinischem Gebiet und die dänische Regierung drohte mit Gefangennehmung, wenn er dieses betrete. Daher kam ihm die Berufung nach Oldenburg selbst 1853 willkommen als Oberhofprediger und Kirchenrath. Hier hat er dann sein Amt fortgeführt bis er 1879 als Geheimer Oberkirchenrath emeritirt ward. Er starb hier am 26. Januar 1883. 1842 veröffentlichte er „Liturgische Studien und Stimmen über eine Kirchenagende“, davon jedoch nur das 1. Heft erschien. Zu den Altargebeten (von Jeß und Versmann) lieferte er viele Beiträge. In Eutin gab er heraus: „Wortsinn und Bau des kleinen lutherischen Katechismus“ 1851, 2. Aufl. 1856. Hier gab er auch mit Pastor Müller ein Sonntagsblatt heraus. In [671] Oldenburg erschien seine „Konfirmandenbereitung“ 1860. Außerdem sind eine Reihe von Casualpredigten und Reden erschienen, sowie er fleißiger Mitarbeiter des schleswig-holstein-lauenburgischen Kirchen- und Schulblatts und der Theologischen Mitarbeiten von Professor Pelt gewesen. Er war auch ein eifriges Mitglied des Gustav-Adolph-Vereins, für den er viel gewirkt, wie er denn auch Mitglied des Provincial- und Centralvorstands gewesen. Sein Charisma war aber vor Allen die Verkündigung des Wortes, seine Beredsamkeit eine hinreißende.

Alberti, S.-H. Schriftstellerlexikon II. 114. – S.-H.-L. Kirchen- und Schulblatt 1883, Nr. 6, 10 u. 11.