ADB:Otto, Adolph Wilhelm

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Artikel „Otto, Adolph Wilhelm“ von August Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 744–745, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Otto,_Adolph_Wilhelm&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 09:10 Uhr UTC)
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Otto, Adolph Wilhelm O., Arzt, ist den 3. August 1786 in Greifswald geboren. Er hatte in Frankfurt a. O. und später in Greifswald unter Leitung seines Onkels, des Archiater’s v. Weigel, Medicin studirt und ist hier im Jahre 1808 nach Vertheidigung seiner Dissertation „Monstrorum trium cerebro atque cranio destitutorum anatom. et physiol. disquisitio“ promovirt worden. Im folgenden Jahre bestand er in Frankfurt die ärztliche und die Physikatsprüfung, wurde Prosector und Secundärarzt an der von Berends geleiteten medicinischen Klinik, habilitirte sich 1811 als Privatdocent an der medicinischen Facultät, bei welcher Gelegenheit er pro venia legendi „Monstrorum sex humanorum anat. et physiol. disquisitio“ veröffentlichte und wurde alsbald zum Prof. extraordinar. ernannt. – Nachdem er eine größere wissenschaftliche Reise durch Deutschland, die Niederlande und Frankreich gemacht, sich namentlich in Paris unter Cuvier’s Leitung mit dem Studium der vergleichenden Anatomie beschäftigt hatte, wurde er 1813 an die von Frankfurt nach Breslau verlegte Universität als Professor ord. der Anatomie und Director des anatomischen Museums berufen, im Jahre 1821 zum Medicinalrathe und Mitglied des Medicinalcollegiums für Schlesien und 1836 zum geheimen Medicinalrathe ernannt. Trotz seines geschwächten Gesundheitszustandes überwand O. mit seltener Pflichttreue die zahlreichen Arbeiten, die ihm aus seiner amtlichen und akademischen Stellung erwuchsen und mit eisernem Fleiße die wissenschaftlichen Aufgaben, deren Lösung er sich gestellt hatte; häufige Erholungsreisen und glückliche häusliche Verhältnisse hielten ihn für längere Zeit aufrecht. Allmählich aber stellten sich bedeutende körperliche Beschwerden ein, 1844 traten Symptome auf, welche auf ein schweres Leberleiden schließen ließen und diesem ist er am 14. Januar 1845 erlegen. – [745] O. nimmt unter den älteren Vertretern der pathologischen Anatomie, und vorzugsweise der Teratologie (Mißbildungen) in Deutschland eine sehr ehrenwerthe Stellung ein. Allerdings hat er sich mit seinen wissenschaftlichen Leistungen nicht über das Niveau der rein descriptiven Anatomie erhoben, physiologische und embryologische Fragen, welche sich an die von ihm angestellten Untersuchungen knüpften, hat er unberührt gelassen, auch auf den Gebrauch des in den letzten Decennien seines Lebens schon vielfach in Anwendung gezogenen Mikroskopes für histologische Forschungen verzichtet, immerhin aber hat er für seine Zeit fruchtbringend gewirkt und bei seinen Zeitgenossen auch die ihm gebührende Anerkennung gefunden. In seiner akademischen Stellung hat er sich um die Förderung des Studiums der Anatomie sehr verdient gemacht; auf seine Anregung wurde in den Jahren 1834 und 1835 ein neues anatomisches Theater erbaut, und er selbst hat zu einem nicht geringen Theile zur Vervollständigung des ausgezeichneten anatomischen Museums beigetragen, das eine Zierde der wissenschaftlichen Institute Breslau’s bildet. – Von seinen, wie bemerkt, zumeist der Teratologie zugewandten wissenschaftlichen Arbeiten sind besonders zu erwähnen: „Seltene Beobachtungen zur Anatomie, Physiologie und Pathologie gehörig“, 2 Hefte. 1816. 1824. – „Handbuch der pathologischen Anatomie des Menschen und der Thiere.“ 1. (einziger) Band. 1830 (in’s Englische übersetzt 1831). – und sein Hauptwerk „Monstrorum sexcentorum descriptio anatomica“ (mit 150 Abbildungen auf XXX Tafeln) 1841. Fol. Außerdem hat er sehr geschätzte Verzeichnisse und Beschreibungen der Präparaten-Sammlung des anatomischen Instituts zu Breslau angefertigt, sich an der Bearbeitung der von Carus herausgegebenen Erläuterungstafeln zur vergleichenden Anatomie betheiligt und mehrere anatomische Artikel in Tiedemanns Zeitschrift für Physiologie, in Müller’s Archiv, in den Schriften der Leopoldinischen Akademie u. a. Zeitschriften veröffentlicht.

Ueber sein Leben vgl. Carus in Janus, Zeitschrift für Geschichte und Litteratur der Med. 1846 I. 691–98; ein vollständiges Verzeichniß seiner Schriften findet sich in Callisen, Med. Schriftsteller-Lexikon, Bd. XIV, 217–23, Bd. XXXI, 113–15.