ADB:Perizonius, Jakob

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Artikel „Perizonius, Jakob“ von Richard Hoche in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 378–379, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Perizonius,_Jakob&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 03:47 Uhr UTC)
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Perizonius: Jakob P., Philologe, 1651–1715. Er wurde als der Sohn des Theologen Anton P. in Dam in der Provinz Gröningen, wo sein Vater Rector der Schule war, am 26. October 1651 geboren; der eigentliche Name der aus der westfälischen Grafschaft Bentheim stammenden Familie war Voorbroek, welchen man aber schon früh gräcisirt hatte. Seine Bildung erhielt P. zuerst in Dam, dann in Deventer und Utrecht; da der Vater inzwischen nach Deventer berufen worden war, kehrte er 1672 dorthin zurück. Durch den Tod seines Vaters wurde ihm die Möglichkeit geboten, die Theologie aufzugeben [379] und sich ganz der Philologie zu widmen; 1674 begab er sich zu diesem Zwecke nach Leyden, wo ihm Theodor Ryckius vornehmlich förderlich wurde. Vielfache Versuche der nächsten Jahre, an einer der niederländischen Universitäten eine Stellung zu erlangen, schlugen fehl; erst 1681 wurde er Conrector in Delft, im Januar 1682 Professor der Geschichte und Beredtsamkeit in Franeker. Hier entfaltete er nun eine reiche lehrende und schriftstellerische Thätigkeit, namentlich auf dem Gebiete der römischen Litteratur und Grammatik. Wiederholte glänzende Berufungen, die sich ihm bald darboten, lehnte er ab, da das Curatorium der Universität ihn durch mehrfache Gehaltserhöhungen zu fesseln suchte; 1693 jedoch folgte er einer wiederholten Aufforderung, als Professor der Eloquenz und Geschichte an die Leydener Universität überzugehen. Im Juli 1693 trat er das dortige Amt an, übernahm auch 1702 als Nebenamt die Professur der vaterländischen Geschichte und behielt dieses Doppelamt bis zu seinem nach längerem Kränkeln am 6. April 1715 erfolgten Tode bei. Sein bedeutendes Vermögen hat er zum größeren Theile der Universität in Leyden vermacht. – Von seinen zahlreichen Schriften, welche von einem ganz ungewöhnlichen Umfange seiner Kenntnisse Zeugniß ablegen, sind zu nennen: „Dissertationum trias“, 1679, u. a. über das jüdische und griechische Erbrecht, die lex Voconia und antike Münzen; „Animadversiones historicae“, 1685, vornehmlich über verschiedene Fragen der römischen Geschichte (Niebuhr, Römische Geschichte, Vorrede zum 1. Theile: „Perizonius’ meisterhafte Forschungen, ein Werk, welches … unübertroffen classisch in der Art ist, worin es das erste war“); ferner eine Reihe kleinerer Schriften: „de Augustea orbis terrarum descriptione“, 1682; „de usu vocum Praetoris et Praetorii“, 1687; „de Praetorio“, 1688, und eine glänzende hieran anknüpfende Streitschrift gegen Ulr. Huber: „Abstersio censurae Huberianae“, 1690; „de censoribus pop. Rom.“, 1697; „de aere gravi“, 1713. Umfangreicher ist das Werk: „Origines Babylonicae et Aegyptiacae“, welches in zwei Teilen 1711 erschien. – Weniger Anerkennung als die historischen haben die grammatischen Arbeiten Perizonius’, die sich an seine Bearbeitung der „Sanctii Minerva“ (4 Auflagen 1687–1714) anschlossen, behauptet; seine Auffassung der Sprache war die, daß er in derselben nur ein menschliches Kunstwerk sah, bei dem der Zufall eine große Rolle spiele; „den lebendigen Zusammenhang zwischen Denken und Sprechen verkennt er ganz“. Michelsen (Hist. Uebersicht des Studiums der lat. Gramm. S. 50) urtheilt besonders hart über Perizonius’ grammatische Studien: „Mir erscheint P. als derjenige, durch welchen das von Sanctius angeregte höhere grammatische Studium alles Leben verlor, so daß das todte Fortschleppen der grammatischen Lehren durch das 18. Jahrhundert hindurch besonders durch ihn eingeleitet wurde; in ihm sehe ich die Mahnung, wie Sanctius nicht verstanden werden muß.“ Von alten Schriftstellern haben folgende den Gegenstand seiner Studien gebildet: Aeliani var. hist., die er 1701 in zwei Bänden herausgab; Florus, Dictys Cretensis, Curtius (Curt. restitutus 1703), Suetonius, zu welchem er Adnotationes schrieb, die Ch. G. Köllner 1725 herausgab. Auch Gedichte von P. haben sich erhalten; ebenso einzelne Streitschriften, die er unter dem Pseudonym Valerius Accinctus herausgab.

Ant. Schulting, oratio fun. in obitum J.P., Lugduni B. 1725. – G. Kramer, Elogium Perizonii, Berlin 1828. – Hofmann-Peerlkamp, Bibl. crit. nova V, 545–552. – F. A. Eckstein in Ersch und Grubers’ Encykl. III, 1–17, S. 108–113. – Eine Vita P.’s findet sich auch vor den opuscula minora, Leyd. 1740, und vor der Harles’schen Ausgabe der Animadversiones hist.