ADB:Planitz, Hans von der

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Artikel „Planitz, Hans von der“ von Heinrich Theodor Flathe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 232–233, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Planitz,_Hans_von_der&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 00:08 Uhr UTC)
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Planitz: Hans v. d. P., aus der Linie Wiesenburg des nach dem Dorfe Planitz bei Zwickau sich nennenden Geschlechts, Besitzer der Güter Auerbach, Göltzsch und Belgershain und Stammvater sämmtlicher jetzt noch vorhandenen Linien der v. d. P., Doctor der Rechte, kursächsischer auch kaiserlicher Orator. Sein Geburtsjahr ist uns nicht überliefert, auch wissen wir nichts über sein früheres Leben, vermuthlich hat er ums Jahr 1518 eine Reise nach Jerusalem gemacht. Noch ist uns der Brief erhalten, worin er den Kurfürsten Friedrich bittet, ihm Urlaub zu geben, um in Gesellschaft des Hans v. Minkwitz das heilige Grab zu besuchen. Damals war also P. jedesfalls schon in kurfürstlichen Diensten. Vermuthlich haben wir ihn uns schon damals als Landhauptmann zu Grimma zu denken, in welcher Stellung wir ihn 1521 finden. Diese amtliche Thätigkeit aber erlitt vielfache Unterbrechungen, da ihn der Kurfürst mit zahlreichen wichtigen Sendungen beauftragte, ohne ihn seines bisher bekleideten Amtes zu entbinden. So wohnte er 1519 der Leipziger Disputation bei. Zu noch wichtigerer Thätigkeit wurde er im September 1521 berufen, als infolge des Wormser Reichstagsabschiedes das Reichsregiment zu Nürnberg ins Leben trat und er als kurfürstlicher Regimentsabgeordneter hingesandt wurde. Hier galt es, die Politik des Landesherrn inbetreff Luthers zu schützen und vor allem zu verhindern, daß dem Wormser Edict Folge gegeben würde, auf dessen strenge Durchführung die Papstfreunde und die Halbreformer, die zwar die kirchlichen Schäden beseitigen, aber nicht die Lehre antasten wollten, mit großem Eifer hinarbeiteten. Den Anstrengungen Planitz’ gelang es, dies zu hintertreiben, ja auf dem Reichstage 1522/23 wußte er den mit dem Reichsregimente gemeinsam berathenden Ausschuß des Reichstags dahin zu stimmen, daß er beschloß, das Wormser Edict auf sich beruhen zu lassen, bis daß ein Concil den ganzen lutherischen Streit entschieden habe – ein Beschluß, den alsbald auch der Reichstag annahm. Als auf dem Reichstage 1524 beschlossen wurde, das Regiment neu zu besetzen und es nach Erslingen zu verlegen, protestirte Kurfürst Friedrich wider den Reichsabschied und stand, nachdem er vergebens versucht hatte, P. dem Regimente aufs neue beizuordnen, überhaupt von jeder weitern Vertretung ab. Erst in spätern Jahren (1528) unter Johann finden wir P. vorübergehend wieder im Regimente. 1524 kehrte er zunächst in seine Stellung nach Grimma zurück. Aber oft genug fand es der Kurfürst nöthig, den erprobten Diplomaten zu wichtigen Geschäften zu versenden, so verhandelte er und Christoph von Taubenheim 1528 zu Prag mit König Ferdinand wegen der Packischen Händel, nachdem er 1527 einer der Visitatoren für den Kurkreis und altenburger Kreis gewesen war, und begleitete 1530 den Kurfürsten Johann auf den Reichstag zu Augsburg. Als er sich 1533 nach Italien begab, um dem Kaiser die Beschwerden der Schmalkaldener Verbündeten über Verletzungen des Nürnberger Religionsfriedens zu überbringen, riefen einige angesehene italienische Protestanten seine Verwendung wegen eines Concils an. Manchmal scheint dem thätigen Manne die aufreibende Arbeit zu viel geworden zu sein, als ihn z. B. Kurfürst Johann 1534 zu seinem „wesentlichen Hofrath“ auf 3 Jahre hinaus mit 300 fl. Gehalt ernennen will, erklärt P., es nur für ein Jahr annehmen zu können, da er nicht wisse, ob er den Strapazen der Reisen – er war seit Michaelis 1533 bis Reminiscere 1534 von 21 Wochen 20 Wochen im Dienste des Kurfürsten verreist gewesen – auf so lange Zeit noch gewachsen sei. In den Zeiten [233] der Ruhe scheint P. ein eifriger Landwirth gewesen zu sein, so hatte er z. B. auf dem Lehnsgute Lauterbach eine große Schäferei. Mit der Ausgleichung der Irrungen zwischen seinem Landesherrn und dem Herzoge Georg dem Bärtigen beschäftigt, starb er am 10. Juli 1535 zu Weimar. „Edle von Planitz“ nennen er und seine Nachkommen sich auf Grund eines kaiserlichen Diploms vom 19. November 1522. Von seiner Gemahlin Barbara v. Schönburg hinterließ er drei Söhne.

Vgl. Wülcker, Reichstag und Reichsregiment zu Anfang der Reformation in Preuß. Jahrbücher Bd. 53, 335. Den Abdruck einer Anzahl der sehr interessanten Briefe, die Planitz von Nürnberg aus an Kurfürst Friedrich schrieb, enthalten: Jordan, Aus den Papieren eines Leipziger Reichstagsabgeordneten; Förstemann, Neues Urkundenbuch zur Geschichte der Reformation.