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ADB:Radziwill, Luise Fürstin von

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Artikel „Radziwill, Luise“ von Paul Bailleu in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 155–156, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Radziwill,_Luise_F%C3%BCrstin_von&oldid=- (Version vom 29. November 2024, 07:35 Uhr UTC)
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Radziwill: Friederike Luise Dorothea Philippine, Prinzessin von Preußen, Tochter des Prinzen Ferdinand, Bruders Friedrichs des Großen, geboren und getauft am 24. Mai 1770, vermählte sich am 17. März 1796 mit dem Fürsten Anton Radziwill, dem berühmten Musiker und Componisten, mit dem sie 36 Jahre[1] lang in der glücklichsten, auf der herzlichsten gegenseitigen Neigung beruhenden Ehe lebte. Wie ihr jüngerer Bruder Prinz Louis Ferdinand, der ihr in inniger geschwistlicher Liebe zugethan war, zeichnete sich die Prinzessin aus durch einen edlen und hochstrebenden Charakter, bedeutende Fähigkeiten des [156] Geistes und des Herzens, und durch die lebhafte Theilnahme an dem Schicksale ihres preußischen Vaterlandes, von dessen Unglück auch sie so schwer betroffen wurde. In Königsberg, wohin sie sich nach den Niederlagen von 1806 mit dem Hofe geflüchtet hatte, bildete sie mit Königin Luise und Prinzessin Wilhelm jenen Kreis edler Frauen, die den Arbeiten[2] an dem großen Werke der Wiederaufrichtung Preußens stärkend und helfend zur Seite standen. Besonders befreundet war sie mit Niebuhr, Wilhelm v. Humboldt, Gneisenau, Clausewitz, und mit Stein, für dessen Zurückberufung sie mit thätig war und dessen Rücktritt sie lebhaft beklagte. Stein seinerseits erkennt an, daß die Prinzessin sich ihm stets als die treueste Freundin bewiesen habe; er rühmt ihren regen und gebildeten Geist, der sie zur liebenswürdigsten Gesellschafterin mache, ihre Begabung für Musik und Malerei, und ihr schönes Verhältniß zu ihrem Gemahle und ihren Kindern. Die Hoffnung der Prinzessin, aus den Befreiungskriegen auch Polen wieder als selbständigen Staat hervorgehen zu sehen, erfüllte sich nicht; doch wurde ihr Gemahl Fürst Anton zum Statthalter des Großherzogthums Posen ernannt. In der Stadt Posen, wo sie seit 1816 ihren regelmäßigen Aufenthalt nahm, erwarb sie sich allgemeine Achtung und Liebe durch ihre menschenfreundliche, wohlthätige Wirksamkeit; sie stiftete Armen-Speiseanstalten und gründete das Institut der Elisabethanerinnen, für welches sie bedeutende Geldopfer brachte. Im J. 1828 hatte sie die Freude, in Schlesien, in dem schönen Schmiedeberger Thale, noch einmal mit ihrem alten Freunde Stein zusammenzutreffen. Sie starb in Berlin am 7. December 1836, nachdem ihr Gemahl ihr bereits 1833 im Tod vorangegangen war.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 155. Z. 4 v. u. l.: 37 Jahre. [Bd. 45, S. 670]
  2. S. 156. Z. 5 v. o. l.: Arbeitern. [Bd. 45, S. 670]