ADB:Raumer, Karl Albrecht Friedrich von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Raumer, Karl Albrecht Friedrich von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 415–416, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Raumer,_Karl_Albrecht_Friedrich_von&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 13:11 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Raumer, Hans von
Band 27 (1888), S. 415–416 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl Albrecht Friedrich von Raumer in der Wikipedia
Karl Albrecht Friedrich von Raumer in Wikidata
GND-Nummer 138407290
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|27|415|416|Raumer, Karl Albrecht Friedrich von|Bernhard von Poten|ADB:Raumer, Karl Albrecht Friedrich von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138407290}}    

Raumer: Karl Albrecht Friedrich v. R., preußischer Generallieutenant, wurde am 3. März 1729, als der jüngste Sohn des anhaltischen Regierungsdirectors v. R., zu Dessau geboren, von wo Prinz Moriz von Anhalt ihn im Januar 1744 zu seinem Regiment nach Stargard in Pommern mitnahm. Mit diesem nahm er am zweiten schlesischen Kriege Theil, während des Feldzuges ward er Officier. Ueber seine Erlebnisse vom Eintritt in den Dienst bis nach der Schlacht bei Kesselsdorf hat er Aufzeichnungen hinterlassen, welche in dem Allgemeinen Archiv für die Geschichtskunde des preußischen Staates, herausgegeben von L. v. Ledebur, 10. Band, Berlin 1833, S. 97 abgedruckt sind. Prinz Moriz sorgte auch nach Friedensschluß für Raumer’s militärische Fortbildung und hatte ihn während des ersten Theiles des Siebenjährigen Krieges meist als Adjutanten bei sich; im Sommer 1757 aber kehrte R. als Stabscapitän mit [416] seinem Regimente aus Sachsen nach Pommern zurück und stand zunächst den Schweden gegenüber, bis das Regiment nach der Schlacht bei Kunersdorf wiederum nach Sachsen und 1761 nach Schlesien ging. Hier erhielt er für Auszeichnung im Treffen bei Burkersdorf am 21. Juli 1762 den Orden pour le mérite; während des ganzen Krieges war er vielfach als Generalstabsofficier und zu Befestigungsarbeiten gebraucht worden. Nach Friedensschluß wurde er Major; am Bairischen Erbfolgekriege nahm er als Oberst in der Brigade des späteren König Friedrich Wilhelm II. in Oberschlesien Theil. 1783 erhielt er ein eigenes Regiment in Ostpreußen, aber bereits unter Umständen, welche erkennen ließen, daß König Friedrich II. ihm nicht günstig gesinnt war, 1786 ward es klar, daß R. sich in völliger Ungnade befand, indem der König ihm ein Garnisonregiment geben wollte. Nun bat R. um die Erlaubniß, sich vertheidigen zu dürfen oder um seinen Abschied, worauf er letzteren erhielt. Die Beweggründe, welche den König zu diesem Verfahren bestimmten, sind nicht bekannt geworden. R. selbst läßt durchblicken, daß es des Monarchen allgemeine Abneigung gegen alles Dessauische und Ostpreußische gewesen sei. Als Friedrich wenige Monate später gestorben war, rief dessen Nachfolger Friedrich Wilhelm II. R. sofort in den Dienst zurück, gab ihm ein Regiment in Brandenburg und ernannte ihn am 11. August 1790 zum Generallieutenant. Als die dritte Theilung Polens zur Ausführung gebracht werden sollte und preußischerseits durch königliche Declaration vom 24. Februar 1793 der Entschluß ausgesprochen war, Danzig in Besitz zu nehmen, erhielt R. den Auftrag, mit einem aus allen Waffen bestehenden Truppencorps die Stadt Danzig zu besetzen. Die städtischen Behörden waren bereit, ihm dieselbe zu überliefern. Am 28. März 1793 Morgens 10 Uhr besetzte er den Hagels- und Bischofsberg, die Stadtwache am Marienthore ließ sich durch preußische Soldaten ruhig ablösen. Es sollte nun der Einmarsch folgen. Da fielen aus der Menge Schüsse, bald ward auch von den Wällen gefeuert, mehrere preußische Officiere und Soldaten wurden getroffen. R. antwortete in gleicher Weise, zog vorläufig die Truppen zurück, behielt aber den Bischofsberg besetzt und beschoß die Stadt bis um 4 Uhr Nachmittags; dann verstummte das Feuer; es traten Unterhandlungen mit den städtischen Behörden ein, welche Herren der Bewegung geworden waren, und am 4. April konnte R., zum Gouverneur von Danzig ernannt, ungehindert einrücken; am 7. Mai huldigte die Stadt dem Könige von Preußen. R. trat 1795 in Pension und starb am 24. December 1806.

Militärisch-genealogischer Kalender auf das Jahr 1790, mit Genehmhaltung der königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. – L. v. Zedlitz, Militärisches Pantheon des preußischen Heeres, 2. Band, Berlin 1836. – Ueber Danzig: F. S. Seydel, Nachrichten über vaterländische Festungen und Festungskriege, 4. Theil, S. 318, Leipzig und Züllichau 1824.