ADB:Reitzenstein, Karl Erdmann von

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Artikel „Reitzenstein, Karl Erdmann von“ von Karl Freiherr von Reitzenstein in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 174–175, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reitzenstein,_Karl_Erdmann_von&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 00:13 Uhr UTC)
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Reitzenstein: Karl Erdmann v. R., königl. preußischer Generalmajor, geboren am 10. Juli 1722 zu Hohenberg, königl. bairisches Bezirksamt Rehau, Kreis Oberfranken, hervorragender Reiterführer im kleinen Kriege zur Zeit des siebenjährigen Krieges. R. begann seine militärische Laufbahn in der kursächsischen Reiterei, in welcher er jedoch als Officier nur fünf Jahre (1741–1746) verblieb. Der Ruf, welchen sich im zweiten schlesischen Kriege das preußische Ziethen-Husaren-Regiment unter seinem ruhmvollen Führer erworben hatte, zog den thatendurstigen R. in die Armee des großen Königs Friedrich II. Mit dem Range eines Rittmeisters eingetreten, wurde R. schon im vierten Feldzugsjahre (1759) des siebenjährigen Krieges zum Major in Zieten’s Regiment befördert, ein Beweis, daß er sich in den vorausgegangenen Feldzügen wol bewährt hatte. Eine Reihe kühner Ueberfälle gibt jetzt ein sprechendes Zeugniß von der besondern Begabung Reitzenstein’s für den kleinen Krieg. R., der anfangs Mai 1759 noch bei Polnisch-Wartenberg, Pietschen und Creutzburg den Streifzügen russischer Vortruppen begegnete, treffen wir im September des gleichen Jahres in den Engwegen des Lausitzer Gebirges südlich von Zittau. Hier drang R. nach Erbeutung von österreichischen Proviantcolonnen unerschrocken bis nahe an das stark besetzte Gabel. Im nächsten Jahre (1760, Mai) stand das Regiment Zieten wieder in Schlesien keinem geringeren als Laudon gegenüber. Erst der Feldzug 1761 gab R., der noch im Vorjahre als Oberstlieutenant und Commandeur zum Dragonerregiment „Finkenstein“ versetzt worden war, in dieser höheren Stellung zum öftern Gelegenheit, sich als Reiterführer seines großen Lehrmeisters Zieten würdig zu erweisen. Abgesehen von dem Ueberfall bei Liebau (1760 am 14. Mai) zeichnete sich R. am 15. August 1761 durch den glänzenden Angriff bei Strachwitz und Kloster Wahlstatt auf zwei österreichische Kürassierregimenter aus, eine Waffenthat welche dem Führer den Orden pour le mérite, den Officieren aber ein noch übliches Vorrecht eintrug. Im gleichen J. 1761 sind noch die gelungenen Unternehmungen des Oberstlieutenant v. R. bei Kobylin und Gostyn (Mitte September) erwähnenswerth. Die geschickten Maßnahmen bei dem Reiterscharmützel bei Kammendorf (am 14. Juni 1762) waren nur geeignet, das Ansehen Reitzenstein’s im preußischen Heere zu befestigen. Anfangs Juli 1762 dem Generallieutenant Grafen zu Neuwied unterstellt, bewährte sich die Tüchtigkeit Reitzenstein’s im Aufklärungsdienste von neuem in hervorragender Weise. Noch in der ersten Hälfte Juli 1763 führte sodann R. einen ihm übertragenen Streifzug im nordöstlichen Böhmen über die Elbe zur Aupa mit einer Abtheilung der gefürchteten leichten Truppen glücklich aus. Nach Beendigung des [175] siebenjährigen Krieges 1764 zum Obersten befördert erhielt er 1769 als Generalmajor das bisherige Dragonerregiment Württemberg, welches er nur bis 1780 inne hatte. In diesem Jahre wegen Kurgebrauchs von den alljährigen Königsmanövern abwesend, wurde R. verabschiedet, und das Regiment dem General v. Kalkreuth verliehen. R. war seit 1775 mit Dorothea Sophie Auguste v. Podewils verheirathet, welche ihm das Gut Glotzin mit Brandsorge in Pommern in die Ehe brachte. Sein großer Kriegsherr Friedrich II. konnte dem General R., der sich im preußischen Heere den Ruf eines tollkühnen Sonderlings erwarb, in seinem militärischen Testamente kein schöneres Denkmal setzen, als wenn er ihn bei Besprechung der Kavallerie nach einem Seydlitz „einen Mann von großem Verdienst“ nennt.

Vgl. Namentliches Verzeichniß sämmtlicher sächsischer Officiere: Handschriften-Sammlung der königl. sächsischen Staatsbibliothek. K, 6m. – König Friedrich II. v. Preußen, Histoire de la guerre de sept ans. (Tom. IV, V der Oeuvres posthumes 1788). – Publicationen der preußischen Staatsarchive. – A. v. Taysen, Das militärische Testament Friedrich d. Großen. – G. F. v. Tempelhoff, Geschichte des siebenjährigen Krieges etc., als eine Fortsetzung der Geschichte des Generals Lloyd. Berlin 1794–1801. – Henkel v. Donnersmark, Graf v., Militärischer Nachlaß. – J. F. Seyffart, Geschichte des seit 1756 in Deutschland und dessen angrenzenden Ländern geführten Krieges, 6 Thle. Frankfurt u. Leipzig 1759–1764. – Sammlung ungedruckter Nachrichten. – Dr. Winter, Hans Joachim v. Zieten. Leipzig 1883. – Graf v. Lippe, Husarenbuch. – Schenkenberg, Freicorps Friedrich des Großen.