ADB:Richter, Gregorius (evangelischer Theologe)

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Artikel „Richter, Gregorius“ von l. u. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 459–460, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Richter,_Gregorius_(evangelischer_Theologe)&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 02:58 Uhr UTC)
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Richter: Gregorius R., geboren am 1. Februar 1560 zu Ostritz (nicht zu Görlitz), wo sein gleichnamiger Vater Klosterschmidt war, besuchte das Gymnasium zu Breslau, wollte dann aber das Handwerk seines Vaters lernen. Er wandte sich hernach wieder den Studien zu und ging nach Frankfurt a. O. zum Studium der Theologie. Im J. 1584 ward er Schulcollege in Görlitz, 1587 Pfarrer zu Rausche, 1590 Diakonus in Görlitz und ebenda 1606 Pastor primarius. Bei der Berufung in das letztgenannte Amt mußte er sich u. a. verpflichten, kürzer zu predigen. Mit Jacob Böhme hatte er Streitigkeiten, die auch zu einem Schriftwechsel führten. Er starb am 14. August 1624, nachdem er in seinem Leben 5893 Predigten gehahlten hatte. – Sein gleichnamiger [460] Sohn, geboren am 4. März 1598 zu Görlitz, studirte in Leipzig, ward 1619 vierter Schulcollege in Görlitz, 1624 Diakonus und starb schon am 5. September 1633. – Der ältere Gregorius R.[1] hat lateinische Abhandlungen und Gedichte (gegen Böhme) und deutsche Leichenpredigten u. a. herausgegeben. Von ihm steht ein lateinisches Gedicht „Pro pluvia“ in den 1613 zu Görlitz herausgekommenen „Harmoniae sacrae“. Früher wurde er ziemlich allgemein auch für den Dichter des geistlichen Liedes: „Steh doch, Seele, steh doch stille und besinn dich, wo du bist“ gehalten. Rambach hat zuerst aus inneren Gründen seine Autorschaft hinsichtlich dieses Liedes bezweifelt und an den Sohn als Verfasser gedacht. Und in der That gehört es diesem. Es steht zuerst gedruckt in dessen Tractat: „Herzensgespräch von der Liebe Gottes“, welcher zuerst 1628 lateinisch, dann 1630 deutsch erschien. Der Dichter ist zu Opitz’ Schülern zu rechnen. Das Lied hat durch seine Aufnahme in Daniel Wülffer’s zwölf Andachten (2. Aufl., Nürnberg 1648), in Crüger’s Praxis pietatis melica und dann in den zweiten Theil von Freylinghausen’s Gesangbuch weitere Verbreitung gefunden. Ebenso ist der jüngere Gregorius R. für den Dichter des Liedes: „Lasset ab von euren Thränen“ zu halten, welches schon Jöcher ihm bestimmt zuweist, obschon es auch nicht selten dem Vater zugelegt wird.

Ueber den älteren R.: Wetzel, Hymnopoeographia II, 333 ff. – Jöcher III, Sp. 2088. – Rotermund zum Jöcher, VI, Sp. 2074 f. – Otto, Lexikon der Oberlausitzischen Schriftsteller III, 60 ff. – Richter, Biogr. Lexikon, S. 305. – Fischer, Kirchenlexikon, 2. Hälfte, S. 465b. – Goedeke, Grundriß, 2. Aufl., III, 155. – Zöllner, Das deutsche Kirchenlied in der Oberlausitz, Dresden 1871, S. 48 und 62.
Ueber den jüngeren R.: Jöcher a. a. O. – Rotermund a. a. O., Sp. 2076. – Otto a. a. O., S. 63. – Zöllner a. a. O., S. 62. – Außerdem: Rambach, Anthologie II, 404 ff. – Fischer a. a. O., S. 23a und 273b. Daß das erstere der beiden genannten Lieder ab und Paul Gerhardt zugeschrieben wird, geschieht sicher mit Unrecht.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 460. Z. 3 v. o.: Im J. 1782 erschien eine anonyme Schrift „Lope de Vega, Lessing und Pastor Richter; eine Anekdote aus der Unterwelt“, Leipzig bei Breitkopf; der Verfasser ist A. G. Meißner. Der hier wegen seiner Fruchtbarkeit als Schriftsteller noch über Lope de Vega gestellte „Pastor Richter“ ist kein anderer als der ältere Gregorius Richter, von dem erzählt wird, daß er in kürzerer Zeit als Lope seine drittehalbtausend Stücke nicht weniger als sechstausend Predigten geschrieben habe, eine Menge anderer Schriften gegen die Fanatiker seiner Zeit und über verschiedene theologische Gegenstände ungerechnet. Vgl. Allg. Deutsche Bibliothek, 53. Band, 1. Stück, S. 136 ff. (Nach Kayser’s Bücherlexikon IV, S. 70, wäre anzunehmen, daß es auch einen gleichzeitigen Druck der genannten Schrift mit Meißner’s Namen gibt.) [Bd. 28, S. 809]