ADB:Rodde, Dorothea Freifrau von

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Artikel „Rodde, Dorothea Freiin von“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 1–2, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rodde,_Dorothea_Freifrau_von&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 10:48 Uhr UTC)
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Rodde: Dorothea Freiin v. R. (geb. v. Schlözer), geb. am 10. August 1770 in Göttingen, als Tochter des bekannten Professors A. L. v. Schlözer. Der Vater bestimmte diese Tochter von Kindheit an zu gelehrter Bildung, um der Welt zu zeigen, daß auch das weibliche Geschlecht derselben durchaus fähig. Die Tochter entwickelte auch besondere Eigenschaften dafür. Im 3. Lebensjahr lernte sie zunächst Plattdeutsch, das der Vater zur Erlernung anderer fremder Sprachen für unentbehrlich hielt! – Dann lernte sie Französisch, Englisch, Italienisch, worin sie es zu großer Fertigkeit brachte. Im 6. Lebensjahr unterrichtete Professor Kästner sie in der Mathematik. Er äußerte sich über sie: „Ein Kind von 7 Jahren, dessen Hand zu schwach, den Zirkel zu führen, dessen Verstand aber von den Lehrsätzen und Beweisen der beiden ersten Bücher des Euklid Rechenschaft zu geben weiß.“ Ferner lernte sie Schwedisch und besonders Geschichte beim Vater. Umfassende Werke in diesem Fach studirte sie. In der Mineralogie unterrichtete Professor Gmelin sie und 5 Wochen hielt sie sich im Harz auf, um praktische Kenntniß vom Bergbau zu erlangen. Sie trieb auch Naturgeschichte, Botanik, Chemie, selbst materia medica. Latein und Griechisch lernte sie gleichfalls, so daß sie mit Leichtigkeit Cicero und Homer las. Zuletzt lernte sie noch Spanisch und Hebräisch. Im 11. Jahre begleitete sie den Vater auf einer Reise nach Rom, Prof. Adler, nachheriger schlesw.-holst. Generalsuperintendent, war hier ihr Führer zu den Kunststätten und Merkwürdigkeiten. Auch dem Papst ward sie vorgestellt. Am 17. September 1787, also erst 17 Jahre alt, promovirte sie, nachdem sie von Professoren eingehend geprüft war, rite zum Dr. philos., doch nicht öffentlich, sondern im Hause des Decans der philos. Facultät, Prof. Michaelis. Daneben hatte sie weibliche Handarbeiten nicht versäumt und auch Tanzen, Zeichnen und Musik geübt. – 1791 machte sie mit dem Vater eine Reise nach Hamburg, Kiel und Lübeck. Am letztern Orte lernte sie den Kaufmann und Senator v. Rodde kennen und verlobte sich mit ihm. 1792 fand in Göttingen die Vermählung statt. Ihr Leben ward jetzt ein anderes. Sie hat 3 Kinder geboren und sehr für deren Erziehung und Bildung gesorgt. Als junge Frau machte sie noch eine Reise nach Paris, um dort ihren Kunstsinn mehr auszubilden. Sie ward hier von den berühmtesten Gelehrten ausgezeichnet und selbst ausnahmsweise zur Sitzung der ersten Classe des Nationalinstituts zugelassen. 1803 ward ihr Gemahl von Kaiser Franz in den Freiherrnstand erhoben. Als Lübeck 1806 in Kriegsnöthen war, verwandte sie sich bei Bernadotte für die Stadt und gelang es dadurch, der Plünderung Ziel [2] zu setzen. 1810 sah das Haus Rodde sich leider infolge der ungünstigen Handelsconjuncturen genöthigt, seine Zahlungen einzustellen. Die Familie fand Zuflucht in Göttingen. Von hier machte Dorothea zur Herstellung ihrer gebrochenen Gesundheit eine Reise ins südliche Frankreich, auf der sie am 12. Juli 1825 in Avignon starb.

N. Nekrolog d. Deutschen, III, 1, 809. – Schl.-Holst. Prov.-Ber. 1828, 1, 49.