ADB:Schönborn, Karl Gottlob

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Artikel „Schönborn, Karl Gottlob“ von Hermann Markgraf in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 281–282, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sch%C3%B6nborn,_Karl_Gottlob&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 19:25 Uhr UTC)
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Schönborn: Karl Gottlob S., bedeutender Schulmann, 18. März 1803 bis 8. August 1869, war der Sohn des Rectors der Stadtschule und späteren Diakonus Johann Martin S. zu Meseritz in der Provinz Posen. Im väterlichen [282] Hause, in Züllichau und in Schulpforta erhielt er die Vorbereitung für die Universität. Eine Frucht schon der frühesten Erziehung war die bewundernswerthe Arbeitskraft und Arbeitsfreudigkeit, auch die herbe Strenge trat schon früh hervor. In Schulpforta verlebte er schöne Jünglingsjahre in lebendigstem Studieren, besondere geistige Förderung verdankte er dem wenig älteren Lehrer Koberstein; ein tiefes Verständniß für die Meisterwerke der deutschen Litteratur hat ihn später vor vielen anderen Philologen ausgezeichnet. Die Philologie studierte er 1822–1826 in Breslau, in erster Reihe von Passow angezogen; ihm bekannte er nächst den Eltern das Meiste zu verdanken. Als Historiker wirkte Wachler auf ihn, von den Philosophen zumal Braniß, von den Theologen Gaß. Er löste als Student zwei historische und eine philologische Preisaufgabe. Noch mit der Promotion beschäftigt ward er von Passow zum Prorector des Gymnasiums zu Guben vorgeschlagen. Er verwaltete dies Amt von Johannis 1826 bis Michaelis 1830, leitete dann bis Ostern 1834 das Gymnasium zu Schweidnitz und darauf bis zu seinem Tode, der unerwartet früh am 8. August 1869 im Bade Landeck erfolgte, das zu St. Maria Magdalena in Breslau. In Schweidnitz und in Breslau hat er die schwierige Aufgabe, zuchtlos gewordene Schulanstalten zur Ordnung zurückzuführen, mit unbeugsamer Strenge, aber auch mit glänzendem Erfolge gelöst. Seine Begabung zum Lehren war gleich groß wie sein Directionsgeschick. Mit gründlichem Wissen und ununterbrochenem Interesse an der Wissenschaft, namentlich der classischen Philologie, vereinte er den lebhaftesten Sinn für die Künste. Mit Meisterschaft erklärte er in der Prima Sophokles, Horaz und Goethe. Das Denkvermögen seiner Schüler zu schärfen, sie zum klaren Ausdruck des Gedachten zu bringen war ihm das Ziel des Unterrichts. – Ein ungewöhnliches Maaß von Arbeitskraft, unbeugsame Energie, Leichtigkeit zu arbeiten, Ordnungssinn befähigten ihn, auch außerhalb seiner Thätigkeit als Lehrer und Lenker eines Gymnasiums, das schließlich das größte Preußens wurde (1056 Schüler, 33 Lehrer), noch eine für die Stadt Breslau und für die Provinz Schlesien höchst verdienstvolle Wirksamkeit zu entfalten. Er wurde Mitglied, dann Vorsitzender der städtischen Schulendeputation und ersparte der Stadt Jahre lang die Anstellung eines städtischen Schulraths; er wurde Mitglied und längere Zeit Director der wissenschaftlichen Prüfungscommission, er erwarb sich hervorragende Verdienste als Director der schlesischen Blindenanstalt. Er war Secretär der philologischen Section, zuletzt Generalsecretär der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur; in allen Vereinen für die Pflege der Musik und der bildenden Künste that er sich unter den leitenden Mitgliedern hervor. Kirchlichen Sinn bethätigte er lebhaft, er war ein treuer Anhänger Schleiermacher’s. Bei einer so ausgedehnten praktischen Thätigkeit vermochte er selbständiger Forschung nur wenig Zeit zu widmen; doch schrieb er Programme zur griechischen Litteraturgeschichte, „Zur Verständigung über Goethe’s Faust“, „Beiträge zur Geschichte der Schule und des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena“ I–IV und Anderes. Die Gelegenheitsreden in der Schule hielt er meistens selbst. „Ausgewählte Schulreden nebst einem Lebensabriß“ gab 1872 E. Cauer heraus.

Eine ausführlichere Lebensskizze ließ sein langjähriger College Herm. Palm 1870 in den Schlesischen Provinzialblättern erscheinen. Ihr ist auch ein gutes Porträt beigegeben, ebenso ein Verzeichniß seiner Schriften.