ADB:Scherk, Heinrich Ferdinand

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Scherk, Heinrich Ferdinand“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 118–119, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Scherk,_Heinrich_Ferdinand&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 15:18 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 31 (1890), S. 118–119 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Heinrich Ferdinand Scherk in der Wikipedia
Heinrich Ferdinand Scherk in Wikidata
GND-Nummer 117220205
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|31|118|119|Scherk, Heinrich Ferdinand|Carsten Erich Carstens|ADB:Scherk, Heinrich Ferdinand}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117220205}}    

Scherk: Heinrich Ferdinand S., Mathematiker und Astronom. Er war geboren am 27. October 1798 in der Stadt Posen, wo sein Vater Werkmeister war. Im Alter von 11 Jahren wurde er nach Breslau gesandt, wo er erst die Elementarschule und darauf das Magdalenen-Gymnasium und von 1818 an die Universität besuchte. Zunächst studierte er Philologie, Philosophie und Geschichte. Seine Lehrer waren die Professoren Passow, v. Raumer, H. Steffens, Wachler. Dann widmete er sich aber ganz der Mathematik und Astronomie, wozu er schon auf dem Gymnasium durch seinen Lehrer Reich angeregt, jetzt durch den Professor Brandis bestimmt wurde. Zu seinem Unterhalt mußte er nebenbei viel Privatunterricht ertheilen. Nach 3 Semestern wurde ihm ein Stipendium zu Theil und darauf ging er nach Königsberg, um Bessel zu hören, für den er eine unbegrenzte Verehrung stets bewahrt hat. Auf Bessel’s Veranlassung führte er mehrere astronomische Arbeiten aus, wovon schon Bode’s berliner astronomisches Jahrbuch für 1824 und Schumacher’s astronomische Nachrichten von demselben Jahr, Proben liefern, die auf Bessel’s Empfehlung gedruckt wurden. Auf Bessel’s Empfehlung wurde ihm auch das Breslauer Stipendium verlängert und nach zweijährigem Aufenthalt in Königsberg ging er nun auf die Universität Göttingen, um den Unterricht von Gauß zu genießen. Dieser nahm sich auch seiner freundlich an, war aber in der Zeit zur Gradmessung vielfach abwesend. S. begab sich dann nach Berlin, wo er am 27. August 1823 zum Dr. phil. promovirte. Seine Diss. inaug. ist gedruckt Regiomonti 1824 und seinem verehrten Lehrer Prof. Brandis dedicirt. Unter den zu vertheidigenden Thesen lautet No. 3: „Nulla evidentia, nisi mathematica“. Hierauf habilitirte er sich als Privatdocent an der Universität Königsberg. Hier veröffentlichte er: „Mathematische Abhandlungen“ 1825. Es sind deren vier. Obwohl zunächst für Fachmänner bestimmt, bemüht der Verfasser sich doch, in der Entwickelung der Formen so deutlich zu sein, daß sie auch von weniger Geübten verstanden werden können. Infolge dieser Schrift wurde S. nun 1826, insbesondere auf Bessel’s Empfehlung, prof. extraord. an der Universität Halle. Er lieferte in dieser Zeit mehrere wichtige Beiträge zu dem von Crelle herausgegebenen Journal für die reine und angewandte Mathematik. Auch wurde von der fürstl. Jablonowski’schen Gesellschaft der Wissenschaften in Leipzig seine Beantwortung ihrer für 1831 aufgestellten Preisfrage mit dem Preise gekrönt. Dieselbe ist gedruckt: „De proprietatibus superfici, quae hac continetur aequatione (1 + q2) r – 2 pqs + (1 + p2) t + = 0 disquisitiones analyticae. Lips. 1832. – In diesem Jahre wurde er zum ordentlichen [119] Professor ernannt. Für Crelle’s Journal lieferte er in der Zeit: „Bemerkungen über die Bildung der Primzahlen aus einander“ und „Allgemeine Entwickelung der ganzen Potenzen des Bogens in Reihen, die nach den aufsteigenden Potenzen des Sinus fortschreiten“ und verschiedene Artikel für die große Ersch-Gruber’sche Encyclopädie. 1833 folgte S. der an ihn ergangenen Berufung an die Universität in Kiel als Nachfolger des verstorbenen Professors Reimer. Hier hat er eine 19jährige reiche Wirksamkeit geübt. Seine akademischen Vorlesungen wurden gern gehört und insbesondere die populären Vorträge, vorzugsweise in der Harmonie gehalten, zogen die Zuhörer stark an. Im Nebenamt fungirte er zugleich als Quästor und Aedil der Universität. Dreimal ist er zum Rector magnificus erwählt worden, sowie zu Deputationen nach Kopenhagen zur Reformationsfeier 1836, zur Krönung des Königs 1840, zum Universitätsjubiläum in Königsberg 1844. Im J. 1840 wurde er Ritter vom Danebrog und 1846 erhielt er den Charakter eines königlichen Etatsraths. Als der Verein deutscher Naturforscher seine Versammlung 1846 in Kiel abhielt, hielt S. in derselben eine Gedächtnißrede auf den in diesem Jahr verstorbenen Professor Bessel, die mit großem Beifall aufgenommen wurde und in der Section gab er Beiträge über zwei Verallgemeinerungen des Wilson’schen Lehrsatzes und über eine neue Methode die Anzahl der Zerfällungen einer Zahl in ihre Summanden zu berechnen. Gedruckt in dem von ihm und Professor Michaelis herausgegebenen amtlichen Bericht über die 24. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte 1847, S. 31, S. 204 und S. 214. – Für die Kieler Spar- und Leihkasse berechnete er Zinstabellen 1838. Bei der Erhebung der Herzogthümer Schleswig-Holstein 1848 betheiligte sich S. als deutscher Patriot, namentlich war er für die Beschaffung einer deutschen Flotte thätig und für die erste deutsche Seekadettenschule, die er in Kiel organisirte, zu deren Direction er gehörte und in der er den mathematischen Unterricht übernahm. Nach dem Siege der Dänen ward er daher mit 7 Collegen von der königl. Regierung aus dem Amte entlassen. Er privatisirte nun zunächst eine Zeitlang in Dresden und unterrichtete in dem Blochmann’schen Institut daselbst. 1854 wurde er darauf Vorsteher der höheren Gewerbeschule in Bremen, 1863 Lehrer an der Hauptschule daselbst. Am 17. August 1873 feierte er sein fünfzigjähriges Doctorjubiläum. Nachdem er endlich, wegen eines Augenleidens, hatte in den Ruhestand treten müssen, starb er am 4. October 1885 in dem hohen Alter von 87 Jahren. Außer den vorhin genannten Schriften führen wir noch an: „Bemerkungen über die kleinste Fläche innerhalb gegebener Grenzen“. 1835. „Ueber die Theilbarkeit der Combinationssummen aus den natürlichen Zahlen durch Primzahlen“. 1864. In den Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins in Bremen, 1868: Der Begleiter des Sirius. 1880: W. Olbers. 1884: Partielle Differentialgleichungen der Flächen des zweiten Grades.

Dr. Mayer, H. F. Scherk, Gedächtnißschrift in Kieler Univ. Schriften 1886 u. separat. – Poggendorff’s lit.-biogr. Handwörterbuch II, 791. – Alberti, S.-H. Schriftstellerlex. II, 325, Forts. II, 212.