ADB:Schmidt, Martin Johann

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schmidt, Martin Johann“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 3–4, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schmidt,_Martin_Johann&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 03:05 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Schmidt, Karl von
Band 32 (1891), S. 3–4 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Martin Johann Schmidt in der Wikipedia
Martin Johann Schmidt in Wikidata
GND-Nummer 118892983
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|32|3|4|Schmidt, Martin Johann|Hermann Arthur Lier|ADB:Schmidt, Martin Johann}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118892983}}    

Schmidt: Martin Johann S., genannt der „Kremser Schmidt“, Maler, geboren am 25. September 1718, † am 28. Juni 1801. S. wurde am 25. September 1718 zu Grafenwörth in Niederösterreich als Sohn des Malers und Bildhauers Johann S. geboren, besuchte die Schule seines Geburtsortes und trat dann als Lehrling in das Geschäft seines Vaters ein, der ihn bei Gottlieb Starmayer, einem Schüler Peter Strudel’s, im Zeichnen tüchtig ausbilden ließ. Im übrigen sind wir über seinen Bildungsgang schlecht unterrichtet, denn es läßt sich nicht beweisen, daß er, wie die Ueberlieferung lautet, Schüler Altomonte’s gewesen sei. Im J. 1741 finden wir S. in Retz mit einem Maler Gottlieb zusammen an der malerischen Ausschmückung des Rathhauses thätig. Er malte dort die Brustbilder der römischen Kaiser und renovirte die Porträts Kaiser Ferdinand’s II. und seiner Gemahlin. Seit 1745 lebte er zumeist in Stein, mit der Anfertigung von Altar- und Staffeleibildern für die Kirchen der Nachbarschaft beschäftigt und nebenbei einen Handel mit Kehlheimer Platten betreibend. Von Jahr zu Jahr mehrte sich die Zahl der ihm ertheilten Aufträge, namentlich nachdem er am 6. April 1768 wirkliches Mitglied der kaiserlichen Akademie der bildenden Künste zu Wien geworden war. Als Aufnahmestücke sandte er zwei Oelgemälde, „Ovidische Fabeln“ betitelt, ein, von denen das eine den Schiedsspruch des Königs Midas zwischen Apollo und Marsyas, das andere Vulcan’s Schmiede darstellte. In demselben Jahre soll S. auch das Bildniß der Kaiserin Maria Theresia gemalt haben und von ihr durch Verleihung der großen goldenen Medaille sammt Kette ausgezeichnet worden sein. Da er sich einer festen Gesundheit erfreute, konnte er bis in’s hohe Alter hinein seine Kunst ausüben. Bereits 70 Jahre alt, im J. 1787, malte er die Fresken in der Pfarrkirche zu Krems und noch mit 80 Jahren brachte er eines seiner größten Altarbilder, die Enthauptung St. Johannis, gleichfalls in Krems, zu stande. Er starb als wohlhabender Mann am 28. Juni 1801. S. war kein genialer, bahnbrechender Künstler, aber ein solider und tüchtiger Handwerksmeister, der eine geradezu fabelhafte Productivität entwickelte. Er hat allein über 1000 Oelgemälde und außerdem zahlreiche Wandmalereien in Kirchen und Stiftern Niederösterreichs geschaffen. Sein Stil war anfänglich der der italienisirenden Barockkunst, die im 18. Jahrhundert in Oesterreich vorherrschend war. Später muß er die Niederländer, namentlich Rubens und Rembrandt, studirt haben. So wurde er ein richtiger Eklektiker, dem es doch auch nicht ganz an Originalität fehlte. Dies zeigt sich am meisten in seiner kindlichen, naiven Auffassung religiöser Stoffe, welche wir als den Ausfluß seiner tiefen Frömmigkeit anzusehen haben. Auf diese Weise erhielten seine Schöpfungen volksmäßigen Charakter und erfreuten sich bei seinen engeren Landsleuten der größten Beliebtheit. Die meisten Bilder Schmidt’s gehören dem Gebiete der religiösen Malerei an. Er hat fast alle darstellbaren Momente aus dem Leben Christi und Maria’s gemalt und ebenso in der Heiligenlegende, [4] namentlich in der des heiligen Sebastian, eine unerschöpfliche Fundgrube für seine Zwecke erkannt. Zu seinen besten Bildern gehört eine Maria „voll holdseliger Anmuth“ in der Stiftskirche zu St. Peter in Salzburg, für welche er auch eine heilige Theresia in Verzückung malte. Sehr zahlreich sind Schmidt’s Bilder in der Stiftskirche zu Seitenstetten vertreten. Unter ihnen verdient eine heilige Familie beim Mittagsmahle besondere Hervorhebung. Ziemlich schwach in der Zeichnung, ist er hervorragend als Colorist und versteht sich in erster Linie auf die Technik des Helldunkels vortrefflich. In späteren Jahren, als die Zahl der Bestellungen überhand nahm, mußte er sich der Mitwirkung von Schülerhänden bedienen. Erst in zweiter Linie sind Schmidt’s Freskomalereien zu nennen. Als die besten seiner Arbeiten auf diesem Gebiete gelten die in der Stadtpfarrkirche zu Krems, die in Anlage und Ausführung durchaus tüchtig erscheinen. Außer dem Pinsel führte S. auch die Nadel. Wir besitzen im ganzen 18 eigenhändige Radirungen von ihm, die entweder in Rembrandt’s oder in Castiglioni’s Manier gehalten sind und seine eigenen Bilder reproduciren.

Vgl. Anton Mayer[WS 1], Der Maler Martin Johann Schmidt. Mit zwei Kunstbeilagen. Wien 1879. – Janitschek, Geschichte der deutschen Malerei. Berlin 1890, S. 560, 561.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Anton Mayer (1838–1924), Historiker am niederösterreichischen Landesarchiv und der niederösterreichischen Landesbibliothek.