ADB:Schooten, Franz van (gest. 1660 oder 1661)

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Artikel „Schooten, Franz van, der Jüngere“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 328–329, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schooten,_Franz_van_(gest._1660_oder_1661)&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 12:09 Uhr UTC)
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Schooten: Franz van S., der Jüngere, Sohn des Vorigen und gleich ihm Mathematiker an der Universität Leiden. Der Geschichtsschreiber dieser Hochschule gibt ein Geburtsjahr nicht an und setzt den Tod auf den Anfang des Jahres 1661 (Siegenbeek, Geschiedenis der Leid’sche Hoogeschool II, 126). Die große Ausgabe von Huygens Werken (Haag 1888 ffgg.) meldet (I, 4 Note 2) Franz van S. sei in Leiden um 1615 geboren und ebenda im J. 1661 gestorben. Ein handschriftlicher Randzusatz in dem auf der Universität Heidelberg befindlichen Exemplare von Siegenbeek’s Werk, der wahrscheinlich von einem in Leiden selbst wohnenden früheren Besitzer jenes Exemplares herrührt, nennt den 15. Juni 1615 und den 30. Mai 1660 als Geburts- und Todestage und auch im 3. Band der Werke von Huygens (Haag 1890, S. 43) ist die frühere Angabe dahin geändert, daß der 5. Juni 1660 der Begräbnißtag gewesen sei. Darüber herrscht Uebereinstimmung, daß S. 1646 seinem Vater in der niederdeutschen Professur der Mathematik an der Ingenieurschule nachfolgte, und daß er dieses Amt bis zu seinem Tode verwaltete. Er muß indessen schon 1645 Vorlesungen gehalten haben. In jenem Jahre hörte dieselben Christian Huygens, der im Mai 1645 mit seinem Bruder Constantin die Universität bezog und seine Studien nach einem von Constantin Huygens dem Vater unter dem 9. Mai aufgesetzten Stundenplane einzurichten hatte. Damals knüpften sich enge Beziehungen zwischen dem sechzehnjährigen Schüler und dem dreißigjährigen Lehrer, welche im Laufe der Jahre zu einer auf gegenseitige Achtung sich stützenden Freundschaft sich ausbildeten, die selbst als Zeugniß für Schooten’s geistige Bedeutung angerufen werden darf. Ein anderer Schüler Schooten’s war Jan de Witt. S. eröffnete seine schriftstellerische Thätigkeit 1646 mit der Ausgabe von Vieta’s sämmtlichen Werken, so weit dieselben sich noch beischaffen ließen. 1649 folgte eine lateinische Ausgabe [329] von Descartes’ Geometrie mit Anmerkungen. Das gleiche Werk erschien 1659 bis 1661 in neuer Auflage, erweitert durch den Abdruck von inhaltlich verwandten Abhandlungen anderer Gelehrter und Schooten’s Principia matheseos universalis. Letztere Schrift war schon 1651 allein gedruckt worden; die neue Auflage besorgte, da S. während ihrer Vorbereitung gestorben war, der dänische, zur Zeit in Leiden anwesende Gelehrte Erasmus Bartholinus (1625 bis 1698). Auch eine Geometrie mit algebraischen Beweisführungen („Tractatus de concinnandis demonstrationibus geometricis ex calculo algebraico“) Schooten’s ist als Schluß des II. Bandes der Descartes’schen lateinischen Geometrie von 1661 abgedruckt. Bei ihr ist Peter van S., der Bruder des Franz (in lucem editus a Petro a Schooten Francisci fratre) als Herausgeber genannt. Offenbar ist dieses der gleiche Peter van S., der bei Siegenbeek (II, 138) als Sohn von Frans van S. dem Jüngeren aufgeführt ist. In der Professur mag er ihm 1661 nachgefolgt sein, sein Sohn war er gewiß nicht. Dem widerspricht schon das Geburtsjahr Peter’s, 1634, in welchem Frans der Jüngere erst 19 Jahre alt war. Das schon erwähnte Heidelberger Exemplar Siegenbeek’s hat hier wieder eine berichtigende handschriftliche Randnote, wodurch die Glaubwürdigkeit auch der oben benutzten sich steigert. Als Sammlung eigener Abhandlungen gab S. im J. 1657 seine „Exercitationes mathemathicae“ heraus, welche in fünf Bücher sich gliederten. Im 1. Buche waren arithmetische und geometrische Aufgaben ziemlich einfacher Art behandelt. Das 2. Buch setzte die Lösung geometrischer Aufgaben fort, indem die Bedingung beigefügt wurde, es sollten dabei nur gerade Hülfslinien in Anwendung kommen; eine Geometrie der Geraden im modernen Sinne dieses Ausdrucks ist es darum doch nicht, da S. sich gestattet, auf einmal gezogenen Geraden Strecken von gegebener Länge abmessen zu dürfen. Das 3. Buch versuchte die Wiederherstellung der verlorenen Ebenen Oerter, ἐπίπεδοι τόποι, des Apollonius von Pergä. Im 4. Buche wurden verschiedene neue Vorrichtungen zur Herstellung von Kegelschnitten in fortlaufender Zeichnung beschrieben. Das 5. Buch bestand aus 30 verschiedenartigen Aufgaben; hier ist eine Tafel der Primzahlen unter 10 000 zu finden, hier eine Methode zur Bildung befreundeter Zahlen und Mancherlei sonst aus dem Gebiete der Zahlentheorie. Als Anhang war die Abhandlung von Huygens über das Würfelspiel abgedruckt, die erste nicht in Briefform erscheinende Darstellung der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Es ist nicht zu verkennen, daß dieser Anhang der werthvollste Theil des Bandes ist. Gleichwohl sind auch die von S. herrührenden ersten fünf Bücher recht lesenswerth.