ADB:Schröter, Leonhart

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Artikel „Schröter, Leonhart“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 572, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schr%C3%B6ter,_Leonhart&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 22:01 Uhr UTC)
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Schröter: Leonhart S., ein berühmter Componist, aus Torgau gebürtig und als Cantor in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts an der altstädtischen Schule in Magdeburg angestellt, wo er zugleich auch Schulcollege war und den Unterricht im Lateinischen zu ertheilen hatte. Er muß nach einer Aeußerung Friedrich Weißensee’s in dem Vorworte zu seinem „Opus melicum“ von 1602 nicht lange vorher gestorben sein, da er dessen als sein Nachfolger mit warmen Worten gedenkt, indem er sagt: „Wie Großes aber der überaus gelehrte Schröter, der nicht vor gar langer Zeit erst aus diesem Leben abgerufen wurde, geleistet hat, in der Kunst des Gesanges wie des Metrums (in utraque et metrica et melica arte), davon wird unsere berühmte und hochgeachtete Stadt, ja, ganz Sachsen und selbst der Ruf durch das gesammte Deutschland zeugen, besser als ich.“ Da aber Weißensee nach einem anderen Drucke schon um 1600 obige Stellung einnahm, so wird S. schon Ende des 16. Jahrhunderts gestorben sein. Wir besitzen von ihm auf deutschen öffentlichen Bibliotheken eine Anzahl Musikdrucke und Manuscripte aus den Jahren 1571 bis 1587, die in Weihnachtsliedern, Hymnen, Motetten, Psalmen, einer Passion und einem Te Deum zu vier und mehr Stimmen im reinen Chorgesange bestehen. Seine Stimmenführung ist einfach und erhaben; obgleich er den harmonischen Wohlklang der Italiener nicht kennt, ist seine Harmonie doch bei aller Würde und tiefem Ernste weich und voll. Es liegt ein eigener Reiz in der innigen Verschmelzung der Stimmen, in denen sich keine Stimme als Hauptstimme heraushebt, sondern jede gleichen Theil an dem Fortgange der Composition nimmt. Sein Choralsatz ist mustergültig und vereint mit der größten Einfachheit die höchste Erhabenheit. In neueren Sammlungen ist er vielfach vertreten und die Auswahl ist geeignet ihn ganz kennen und schätzen zu lernen. (Siehe mein Verzeichniß neuer Ausgaben alter Musikwerke u. Nachträge in Monatsh. f. Musikg. IX, mit besonderem Register.)