ADB:Schreckenstein, Karl Heinrich Freiherr Roth von

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Artikel „Schreckenstein, Karl Heinrich Freiherr Roth von“ von Fritz Frankhauser in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 184–185, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schreckenstein,_Karl_Heinrich_Freiherr_Roth_von&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 01:51 Uhr UTC)
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Band 54 (1908), S. 184–185 (Quelle).
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Schreckenstein: Karl Heinrich Freiherr Roth von Schreckenstein, geboren zu Donaueschingen am 31. October 1823 als Sohn des königl. sächs. Rittmeisters a. D. und fürstl. fürstenbergischen Stallmeisters Karl Anton Frhr. Roth v. Schreckenstein, entstammte einer alten, angesehenen ulmischen Patricierfamilie. Den ersten Unterricht genoß er im elterlichen Hause; später – als er nach dem frühzeitigen Tode seines Vaters Aufnahme gefunden hatte in das Haus seines Oheims, des großh. badischen Geh. Raths Maximilian Ludwig Euseb Frhr. Roth v. Schr., der als Hofmarschall der verwittweten Großherzogin Stephanie von Baden in Mannheim lebte, – besuchte er das Lyceum dieser Stadt. Nach Beendigung seiner Gymnasialstudien bezog er die Universität Heidelberg; während mehrerer Semester widmete er sich hier und in Tübingen eifrig dem Studium der Geschichte und Rechtswissenschaft. Aber bereits im J. 1844 verließ er die Universität und trat als Lieutenant in das damals in Ludwigsburg garnisonirende württembergische Reiterregiment ein. Im Verbande dieses Regiments brachte er – abgesehen von kürzeren Unterbrechungen, während deren er zum Kriegsministerium nach Stuttgart und als Lehrer zur Kriegsakademie abcommandirt war – die nächsten 15 Jahre seines Lebens zu; auch hier in seinen Mußestunden sich mit geschichtlichen Arbeiten beschäftigend. Als Frucht dieser Studien erschien im J. 1856 sein erstes größeres Werk: „Das Patriziat in den deutschen Städten, besonders in den Reichsstädten“ (Tübingen). Nachdem er im folgenden Jahre mit einer Arbeit: „Herr Walther von Geroldseck, Bischof von Straßburg 1261–1263“ (Tübingen 1857) in Tübingen promovirt hatte, schied er im J. 1858 als Rittmeister aus dem württembergischen Militärdienste aus und nahm nun zunächst seinen Aufenthalt in Ulm, der alten Heimath seines Geschlechtes, hier völlig seinen geschichtlichen Forschungen und Arbeiten lebend. Hier vollendete er den 1. Band seiner großangelegten „Geschichte der ehemaligen freien Reichsritterschaft in Schwaben, Franken und am Rheinstrom“, deren zweiten und letzten Band er erst im J. 1871 in zwei Hälften erscheinen ließ (Tübingen 1859–1871). Alle diese Arbeiten fanden bei ihrem Erscheinen bei der Kritik die günstigste Aufnahme und bildeten wohl die Veranlassung, daß Sch. im J. 1859 als zweiter Director an das Germanische Museum in Nürnberg berufen wurde, wo er sich hauptsächlich um die Ordnung des Archivs große Verdienste erwarb. Doch befriedigten ihn die dortigen Verhältnisse nur sehr wenig. „Von Anfang an war die Verwaltung dieser Anstalt ganz auf die Person ihres Gründers, des Freiherrn v. Aufseß, zugeschnitten, der ein glücklicher und gewandter Sammler und enthusiastischer Dilettant das Museum zu einem Centralpunkt für die ganze historische Wissenschaft machen wollte, dabei nach allen Richtungen über das Ziel hinausschoß und schließlich auf keinem Gebiete über das Mangelhafte, Unfertige und Willkürliche hinauskam.“ Weit ausschauende Reorganisationspläne, die Sch. ausarbeitete und für deren Durchsetzung er sich bemühte, scheiterten an dem Widerstande von Aufseß und des völlig unter seinem Einfluß stehenden Curatoriums. So verleidete ihm seine Stellung sehr rasch und ohne Zögern schied er aus dem Verbande des Germanischen Museums aus, als ihn im September 1862 der Fürst Karl Egon v. Fürstenberg als Vorstand des fürstl. fürstenbergischen Hauptarchives nach Donaueschingen berief. Eifrig begann Sch. mit der Repertorisirung dieses ausgedehnten Archivs, dessen Schätze damals noch völlig unbekannt und ungehoben waren. Er gedachte eine umfangreiche Geschichte des Hauses Fürstenberg und seiner Lande zu schreiben und plante zu diesem Zwecke zunächst eine Sammlung des in Archiven zerstreuten Materials; zu diesem Zwecke hat er theils selbst vornehmlich schweizerische Archive bereist, theils durch einen jüngeren von ihm [185] beauftragten Gelehrten bereisen lassen. Doch haben alle diese Vorarbeiten greifbare Erfolge nicht gezeitigt, denn bereits im J. 1868 siedelte Sch. als Nachfolger von Franz Josef Mone als Director des großh. badischen General-Landesarchivs nach Karlsruhe über. An größeren Arbeiten hat er während seiner Donaueschinger Zeit vier Aufsätze veröffentlicht: „Wie kam die Stadt Villingen vom Hause Fürstenberg an Oesterreich“ im XLVIII. Bande der Sitzungsberichte der Wiener Akademie der Wissenschaften, „Graf Wolfgang von Fürstenberg als Hauptmann des schwäbischen Bundes 1499“ im XXXVI. Bande des Archivs für österreichische Geschichte, „Der Untergang der alamannischen Grafen Erchanger und Berchtold“ in den Forschungen zur deutschen Geschichte Band VI und „Konrad v. Urach, Bischof von Porto und S. Rufina als Kardinallegat in Deutschland“, ebenda Band VII; ferner eine Broschüre: „Wie soll man Urkunden ediren?“ (Tübingen 1864) und zwei kleinere Beiträge im I. Bande der Zeitschrift für Beförderung der Geschichts-, Alterthums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den angrenzenden Landschaften. – In seiner Stellung als Director des Karlsruher General-Landesarchivs hat sich Sch. große Verdienste um die Reorganisation desselben erworben. Unter seiner Leitung begann jene großangelegte, von Franz Josef Mone über Gebühr vernachlässigte Repertorisirungsarbeit, die dann von seinen Nachfolgern thatkräftig fortgesetzt wurde und durch die die reichen Schätze des General-Landesarchivs der Geschichtsforschung im weitesten Umfang erschlossen werden sollten und erschlossen worden sind; Sch.’s thatkräftiger Initiative ist es mit zu verdanken, wenn das großh. General-Landesarchiv heute in der gelehrten Welt des In- und Auslandes sich eines so großen Ansehens erfreut. An der Hebung dieser Schätze hat sich Sch. selbst noch rege betheiligt; im J. 1873 erschien seine Geschichte der Insel Mainau (Karlsruhe 1878); daneben veröffentlichte er Jahr für Jahr zahlreiche Beiträge in der von dem Archive herausgegebenen und von ihm seit seinem Amtsantritt übernommenen Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, die hier im Einzelnen aufzuzählen, zu weit führen würde. Im J. 1885 zwangen ihn zunehmende Kränklichkeit und die Beschwerden des Alters in den Ruhestand zu treten, dessen er sich noch während 9 Jahren erfreuen durfte. Nach seiner Zuruhesetzung veröffentlichte er, abgesehen von kleineren Arbeiten, noch zwei größere selbstständige Schriften: „Ritterwürde und Ritterstand“ (Freiburg 1886) und „Philipp Christian Friedrich Graf von Normann-Ehrenfels, königl. württembergischer Staatsminister, geboren 1756 – gestorben 1817, Denkwürdigkeiten, aus dessen eigenhändigen Aufzeichnungen herausgegeben“ (Stuttgart 1892). Er starb zu Karlsruhe am 19. Juni 1894; aus seiner im J. 1852 mit der Freiin Philippine v. Hornstein geschlossenen Ehe hinterließ er einen Sohn.

Für die vorstehende Darstellung wurden benutzt die von Sch.’s Nachfolger Fr. v. Weech geschriebene biographische Skizze in den Badischen Biographien V, 706–709; ferner Personal- und Dienstacten des großh. General-Landesarchivs und der jetzt gleichfalls ebenda befindliche Briefwechsel Roths v. Schreckenstein mit Fr. v. Weech.