ADB:Schreger, Bernhard Nathanael Gottlob

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Artikel „Schreger, Bernhard Nathanael Gottlob“ von Ernst Gurlt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 468–469, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schreger,_Bernhard_Nathanael_Gottlob&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 16:49 Uhr UTC)
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Schreger: Bernhard Nathanael Gottlob S., Chirurg, war am 6. Juni 1766 zu Zeitz geboren, woselbst sein Vater M. Nathanael Glaubrecht S. Conrector der Stiftsschule war, auf welcher der Sohn seine erste Erziehung erhielt. 1784 ging er zum Studium der Medicin nach Leipzig, wurde 1786 Baccalaureus der Medicin, vertheidigte 1787 D. Fischer’s Habilitationsschrift „De oestro ovino atque bovino“, hielt 1790 zum Andenken Bestucheff’s[WS 1], dessen Stipendium er genoß, die Rede „De non temere divulganda arte medica“, wurde in demselben Jahre noch Magister, 1791 aber, nachdem er pro licentia seine Vorlesung gehalten, auch für die Erlaubniß zu lesen disputirt hatte, mittelst seiner Inauguralschrift „Fragmenta anat. et physiol. Fasc. 1“ Magister legens. Schon früher hatte er einige geschätzte Arbeiten verfaßt, wie die „Epist. gratul. ad D. Christ. Frid. Ludwig, Pelvis animantium brutorum cum humana comparatio.“ Spec. I. Lips. 1787 und „Diss. de irritabilitate vasorum lymphaticorum“. Ibid. 1789 (abgedruckt in Jo. Petr. Frank, Delectus opusc. med. antehac in Germaniae diversis academiis editorum. Vol. X). Seine Vorlesungen betrafen das Gebiet der Physiologie und der gerichtlichen Medicin; auch las er für junge Theologen über biblische Krankheiten und wurde noch in demselben Jahre, nach Vertheidigung seiner Inauguraldissertation „De corticis Fraxini excelsioris natura et viribus medicis“. Lips. 1791, zum Dr. med. et. chir. promovirt. Im J. 1793 folgte er einem Rufe als ordentlicher Professor der Anatomie, Chirurgie und Geburtshülfe an die Universität Altdorf, wo er sich nicht nur als akademischer Lehrer, sondern auch als Arzt einen Namen machte. In derselben Zeit erschienen von ihm: „Theoretische und praktische Beiträge zur Kultur der Saugaderlehre“. Bd. 1 m. Kpf. Leipz. 1793. „Der in allen Seuchen und Krankheiten des Haus- und Hofviehes unterrichtende und selbstheilende Thierarzt“. Bd. 1. 1793, 94. „Will. Cullen’s klinische Vorlesungen über die Nervenkrankheiten“. Aus dem Engl. 1794. „Kritisches Dispensatorium der geheimen, specifischen und universellen Heilmittel u. s. w.“ 1795. 1797 ging er als fünfter ordentlicher Professor der Medicin, namentlich der Chirurgie, nach Erlangen, woselbst sich ihm ein weiterer Wirkungskreis sowohl im Lehrfache als in seinem ärztlichen und chirurgischen Berufe eröffnete. Auch in dieser und der folgenden Zeit war er litterarisch auf verschiedenen Gebieten thätig und verfaßte: „Handbuch der populären Thierheilkunde für aufgeklärte Oekonomen. Theil I. Die Krankheiten des Hornviehs und der Pferde“. 1797. „Programma de fasciis capitis“. 1798. „Epist. ad Sam. Thom. Soemerring. De functione placentae uterinae“. 1799. „Die Werkzeuge der älteren und neueren Entbindungskunst“. Heft 1 m. 3 Kpft. 1799, auch mit dem lateinischen Titel: „Tabulae ferramentorum ad rem obstetriciam pertinentium“. Von 1799 an begann er zusammen [469] mit Christ. Friedr. Harleß herauszugeben: „Annalen der neuesten englischen und französischen Chirurgie und Geburtshülfe“ (bis 1800 erschienen) und von 1802 an, zusammen mit Christ. Wilh. Hufeland und J. Christ. Friedr. Harleß, „Neues Journal der ausländischen medicinisch-chirurgischen Literatur“ (erschienen unter Schreger’s Mitwirkung bis 1805). Weiter erschien: „Auswahl zerstreuter kleiner Schriften medicinischen und chirurgischen Inhalts, aus dem Lateinischen übersetzt, mit einigen Beobachtungen versehen“. 1801 m. 2 Kpft.[WS 2] „Grundriß der chirurgischen Technik“. 1803, ferner Uebersetzungen aus dem Französischen von: „Juville[WS 3], Abhandlung über die Bruchbänder“. 1800 und „J. F. L. Deschamps[WS 4], Beobachtungen und Bemerkungen über die Unterbindung der Hauptschlagadern“. 1803. Nachdem er 1804 eine bedeutende auswärtige Berufung ausgeschlagen hatte, erhielt er Sitz und Stimme in der Facultät und wurde ihm der Charakter als Hofrath verliehen. Nach dieser Zeit erschienen von ihm: „Grundriß der chirurgischen Operationen“. 1806, 3. Ausg. 1825. „Uebersicht der geburtshülflichen Werkzeuge und Apparate“. 1810. „Plan einer chirurgischen Verbandlehre“. 1810. „Ueber den Verband der Schädelwunden“ 1810. „Versuch eines Streckapparates zum nächtlichen Gebrauch für Rückgratsverkrümmte“. 1810. „Chirurgische Versuche“. 2 Bde. 1811, 1818. In das Jahr 1815 fällt die durch ihn bewirkte Errichtung, und dies ist sein Hauptverdienst um die Universität Erlangen, eines chirurgisch-klinischen Instituts, in welchem mit sehr geringen Mitteln, anfänglich 200, später 500 fl. jährlich, in 8½ Jahren 2250 größtentheils unbemittelte Kranke behandelt wurden. Im J. 1825 wurde dieses Institut mit dem neuen allgemeinen Krankenhause vereinigt. In den letzten zehn Jahren seines Lebens veröffentlichte S. noch folgende Schriften: „Beobachtungen und Bemerkungen über die beweglichen Concremente in den Gelenken und ihre Exstirpation“. 1816. „Gimbernat,[WS 5] Neue Methode der Operation des Schenkelbruchs, mit einem Nachtrage über die Operation des Schenkelbruchs, aus dem Spanischen übersetzt. 1817 (S. hatte dazu eigens die spanische Sprache erlernt). „Annalen des chirurgischen Klinikums auf der Universität zu Erlangen“. 1817. „Handbuch der chirurgischen Verbandlehre“. 3 Thle. 1820–23. „De bursis mucosis subcutaneis“. 1825. Sein Tod erfolgte am 8. October 1825. – Obgleich sich S. eines sehr guten Rufes als Chirurg und Geburtshelfer, sowie als Schriftsteller seines Faches erfreute, gehört er doch keineswegs zu den Ersten desselben. Es mag dies theils an den Verhältnissen der kleinen Universität und Stadt, an und in der er wirkte, gelegen haben, theils aber auch wohl an seiner Körperconstitution. Sein schlaffer, schwammiger, zur Fettsucht geneigter Körper hinderte ihn an körperlichen Leibesübungen; er war daher bequem und schwer auch nur zu einem kurzen Spaziergange zu bewegen. Dabei erfreute er sich aber bei seinen Collegen und Schülern und bei dem Publicum aller Classen großer Liebe und Achtung, wie sein Leichenbegängniß deutlich bewies. Noch am Abend des Begräbnißtages wurde von seinen Verehrern bei Fackelschein auf dem Kirchhofe eine feierliche Musik zu seinem Gedächtniß veranstaltet. S. besaß gründliche wissenschaftliche Kenntnisse; daneben war er ein feingebildeter Aesthetiker, der sich auch auf dem Gebiete der Dichtkunst vielfach versucht hat. Er war aber auch ein edler Mensch, frei von allem Eigennutz, gefühlvoll und wohlwollend, ein redlicher, thätiger, theilnehmender Freund, ein liebenswürdiger Gesellschafter. Mehrere an ihn unter sehr vortheilhaften Bedingungen ergangene Berufungen an andere Universitäten hatte er abgelehnt; der gemüthliche Mann zog es vor, in der Mitte seiner alten Freunde zu bleiben.

G. W. A. Fikenscher, Gelehrten-Geschichte der Universität zu Erlangen. Abth. 2. Nürnberg 1806. S. 123. – Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 3, 1825. II. S. 1540.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Michael von Bestucheff, russischer Gesandter in Berlin
  2. Kpft. = Kupfertafeln
  3. Jean Juville, französischer Chirurg
  4. Deschamps, Joseph François Louis (1740–1824. Chirurg)
  5. Antoni de Gimbernat (1734–1790) spanischer Chirurg und Anatom