ADB:Schreiber, Heinrich

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Artikel „Schreiber, Johann Heinrich“ von Friedrich von Weech in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 473, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schreiber,_Heinrich&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 10:32 Uhr UTC)
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Band 32 (1891), S. 473 (Quelle).
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Schreiber: Johann Heinrich S., Geschichtsforscher, geb. zu Freiburg am 14. Juli 1793, † daselbst am 29. November 1872. Nach Beendigung seiner Studien am Gymnasium und an der Universität zu Freiburg empfing S. 1815 die Priesterweihe, widmete sich jedoch nicht der Seelsorge, sondern dem Lehrfach, zunächst als Professor an dem Gymnasium seiner Vaterstadt, dessen Direction ihm 1822 übertragen wurde, nachdem er inzwischen auch die Stelle eines Bibliothekars an der Universitätsbibliothek bekleidet und sich 1821 als Privatdocent in der philosophischen Facultät habilitirt hatte. 1826 vertauschte er die Stelle des Gymnasialdirectors mit der Professur der Moraltheologie an der Freiburger Hochschule. In dieser Stellung brachte ihn seine freisinnige Haltung und die Abweichung von den Kirchengesetzen (Opposition gegen den Cölibat, gegen lebenslänglich bindende Gelübde u. a.) in Conflict mit dem Erzbischof, auf dessen Beschwerde die Regierung S. 1836 aus der theologischen in die philosophische Facultät versetzte. In dieser hielt er unter großem Zulaufe der Studentenschaft Vorlesungen über deutsche Litteratur und Ethik. 1845 schloß sich S. der Ronge’schen Bewegung an, schrieb eine Broschüre über „Das Princip der deutschkatholischen Kirche“ und trat förmlich dem „Deutschkatholicismus“ bei. Als er selbst hiervon dem Erzbischof Anzeige erstattete, wurde er excommunicirt. Daraufhin verbot die Regierung die Abhaltung seiner schon angekündigten Vorlesungen, sogar in seiner Privatwohnung, und versetzte ihn im Januar 1846 in den Ruhestand. Bald darauf verheirathete sich S. und zog sich völlig vom öffentlichen Leben zurück, indem er sich fortan nur noch geschichtlichen Studien, insbesondere der Erforschung und Darstellung der Geschichte der Stadt und Universität Freiburg widmete. Diese Thätigkeit führte zu Ergebnissen von bleibendem Werthe. Während seine theologischen Arbeiten nur insofern von Bedeutung sind, als sie für eine Zeitströmung charakteristisches Zeugniß ablegen, die es einem katholischen Priester und Theologieprofessor zulässig scheinen ließ, im offenen Widerspruch mit den Lehren der Kirche zu dociren und zu schreiben, während seine ästhetischen und litterarischen Schriften weder nach Form noch nach Inhalt sich über das Maaß der Mittelmäßigkeit erheben, zeichnen sich seine historischen Publicationen, die alle auf die Geschichte seines heimathlichen Bodens Bezug haben, durch die Zuverlässigkeit in der Behandlung des urkundlichen Materials, durch die Schärfe der Kritik und die sorgfältige Darstellung vortheilhaft vor der Mehrzahl der vor 30 Jahren erschienenen localgeschichtlichen Arbeiten aus. Seine Geschichte der Stadt und Universität Freiburg ist eine musterhafte Arbeit von bleibendem Werthe. Aus seiner an interessanten Mittheilungen reichen Selbstbiographie ist ein Theil als „Denkblätter aus dem Tagebuche eines Hochschullehrers“ Frankfurt, Heyer 1849 und ein Auszug in der Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichte u. s. w. von Freiburg 1873 Bd. 3, S 209 ff. veröffentlicht worden.

Hauptwerke: Urkundenbuch der Stadt Freiburg. 2 Bde. Freiburg, Herder 1828/29. – Geschichte der Stadt Freiburg 4 Bde. Freiburg, Wangler 1857/58. – Geschichte der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg. 3 Bde. Freiburg, Wangler 1857–60. – Der deutsche Bauernkrieg. Gleichzeitige Urkunden, 3 Bde. Freiburg, Wangler 1863–66. – Außerdem eine große Menge von Abhandlungen in der oben angeführten Zeitschrift, dem Taschenbuch für Geschichte und Alterthum in Süddeutschland, und in dem Adreßkalender der Stadt Freiburg, akademische Programme und polemische Schriften. Deren vollständiges Verzeichniß in der angeführten Freiburger Zeitschrift 1873, Bd. 3, S. 258–265.