ADB:Schuderoff, Johann Georg Jonathan

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Artikel „Schuderoff, Johann Georg Jonathan“ von Georg Müller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 650–651, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schuderoff,_Johann_Georg_Jonathan&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 18:28 Uhr UTC)
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Schuderoff: Johann Georg Jonathan S., theologischer Schriftsteller am Ende des 18. und im Anfange des 19. Jahrhunderts, wurde in Gotha am 24. October 1766 als Sohn des dortigen Hofdiakonus, Georg Daniel S., geboren. Als dieser als Geistlicher nach Altenburg übersiedelte, erhielt der Knabe hier seine wissenschaftliche Vorbildung. Sehr jung bezog er die Universität Jena, deren Lehrer auf ihn einen großen Einfluß ausübten. Nachdem er für ein Jahr nach Altenburg als Hauslehrer zurückgekehrt war, trat er ins geistliche Amt. In Drackendorf bei Jena wurde er 1790 Substitut, zwei Jahre später Pfarrer. Sein Bedenken, die symbolischen Bücher zu unterschreiben, wurde durch die Vermittlung des Ministers v. Frankenberg gehoben. Nachdem er von 1798 an das Diakonat zu Altenburg bekleidet hatte, wurde ihm 1806 das Amt eines Oberpfarrers und Superintendenten in Ronneburg übertragen. Beim Reformationsjubiläum 1817 erhielt er von der theologischen Facultät der Universität Jena die Würde eines Doctors der Theologie. Als die separatistische Bewegung in seiner Ephorie eine Visitation und den bekannten Altenburger Consistorialerlaß vom 13. November 1838 zur Folge hatte, veröffentlichte er gegen denselben zwei Schriften, die seine Suspension veranlaßten. Nach der Aufhebung derselben stand er seinem Amte, von einem Adjunct unterstützt, bis zu seinem Tode im J. 1843 vor.

Neben dieser praktischen Wirksamkeit ging eine eifrige schriftstellerische und publicistische Thätigkeit her, die namentlich auf die die Zeit bewegenden Fragen einging und sich der Homiletik, der Kirchenverfassung und dem Schulwesen zuwandte. Dem ersteren Gebiete gehören verschiedene Predigtsammlungen an, die er namentlich während der Wirksamkeit in Drackendorf und Altenburg veröffentlichte: [651] „Moralisch-biblische Reden über biblische Texte“ (Halle 1794); „Predigten für Freunde der reinen Sittenlehre“ (2 Bde.); „Predigten über die Evangelien der Sonn- und Festtage“ (2 Bde.). Die Stimmungen der Freiheitskriege spiegeln wieder „Einige Predigten zur Erinnerung an des Vaterlandes drang- und sorgenvolle Zeit“, Leipzig 1814. „Predigt am Dankfeste für den bei Leipzig erfochtenen Sieg“, Ronneburg 1814. Seine theoretischen Anschauungen legte er nieder in seinen „Beiträgen zur Beförderung zweckmäßiger Kanzelvorträge“, Braunschweig 1796 und in dem „Versuch der Homiletik nebst einem beurtheilenden Verzeichnisse der seit Mosheim erschienenen Homiletiken“, Gotha 1797. Auch gab er mit J. F. Röhr und Fr. Schleiermacher heraus das „Neue Magazin von Fest-, Gelegenheits- und andren Predigten“. Neue Folge (Magdeburg 1823).

Eine Reihe von Schriften beschäftigt sich mit der kirchlichen Verfassung, dem Verhältniß von Staat und Kirche, wie der Vereinigung der evangelischen Confessionen. In freimüthiger Weise trat er hier für eine größere Freiheit der Kirche gegenüber dem Staate ein. 1814 erschienen die „Ansichten und Wünsche betreffend das protestantische Kirchenwesen und die protestantische Geistlichkeit“, im Jahre darauf die „Briefe über das protestantische Kirchenwesen“, im Jahre des Reformationsjubiläums 1817 „Grundzüge zur evangelisch-christlichen Kirchenverfassung und zum evangelischen Kirchenrechte“ und „Die Juristen in der protestantischen Kirche. Nach D. Martin Luther“, endlich 1831: „Ueber Consistorialverfassung“.

Das pädagogische Gebiet berühren „Briefe über moralische Erziehung in Hinsicht auf die neuste Philosophie“ (Leipzig 1792); „Materialien zur Beantwortung der künftigen Preisfrage: Soll man Kinder mit in Gesellschaft nehmen?“ (Leipzig 1794); „Ueber die Haupterfordernisse zu einem allgemeinen Religionskatechismus“ im Journal für Prediger. XXXIV, 369–376. Hierher gehört auch eine Reihe von Artikeln aus seiner Zeitschrift „Journal für Veredlung des Prediger- und Schullehrerstandes“, welches von 1808 an den Namen: „Neues Journal“ führte, von 1815 „Jahrbücher für das öffentliche Religions-, Schul- und Unterrichtswesen“, von 1817 „Jahrbücher des Religions-, Kirchen- und Schulwesens“ und von 1822 „Neue Jahrbücher“ hieß. Außerdem hat er zahlreiche Besprechungen der zeitgenössischen theologischen Litteratur in der Halleschen und Jenaischen Litteraturzeitung, in Hanstein’s homiletisch-kritischen Blättern, wie in Wachler’s Theologischen Annalen u. a. m. veröffentlicht.

J. Löbe und E. Löbe, Geschichte der Kirchen und Schulen des Herzogthums Sachsen-Altenburg. Altenburg 1884. S. 223 f. – Hamberger-Meusel, das gelehrte Teutschland. VII, 341. XI, 685. – Meusel, das gelehrte Teutschland im 19. Jahrhundert. VIII, 303–306. – Wilhelm Schröder, Dräseke und Schuderoff als Prediger. Altenburg 1821. – Sein Bild befindet sich vor der 2. Aufl. der Predigten an Sonn- und Festtagen des ganzen Jahres (1816).