ADB:Simonis, Johann

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Artikel „Simonis, Johann“ von Carl Gustav Adolf Siegfried in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 379–380, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Simonis,_Johann&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 21:35 Uhr UTC)
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Simonius, Johannes
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Simonis: Johann S., geb. am 10. Febr. 1698 zu Drusen bei Schmalkalden, gebildet auf der Universität Halle, dann Conrector des Gymnasiums und Professor der Kirchengeschichte und der christlichen Alterthümer daselbst, starb am 2. Jan. 1768 (Winer, Hdb. der theol. Lit. 1838 Bd. II, S. 780). – Seine hauptsächlichsten Verdienste erwarb er sich auf dem Gebiete der alttestamentlichen Philologie, für welche er zuerst in Halle durch Joh. Heinrich Michaelis und Christian Benedict Michaelis gewonnen war. Das Studium der Arbeiten von Albert Schultens gab ihm die Richtung auf Erläuterung des Hebräischen aus den verwandten Dialekten, insbesondere aus dem Arabischen. Zuerst trat er hervor mit seinem „Arcanum formarum nominum linguae hebraeae“ 1735 (s. den vollständigen Titel bei Winer a. a. O. I, 119), in welcher Schrift er eine Scheidung der reinen Nominalbildungen von den durch Bildungsansätze vermehrten durchzuführen versuchte. Zur Stellung dieser Schrift innerhalb der zeitgenössischen lexikalischen Forschung vgl. Diestel, Gesch. des alten Testaments 1869 S. 452. – Daran schloß sich 1741 das „Onomasticum Veteris Testamenti“ (s. den vollst. Titel bei Winer a. a. O. I, 121. Zur Sache vgl. auch Meyer, Gesch. der Schrifterklärung IV, 94 ff.), in welchem er eine vollständige Sammlung der Personen- und Ortsnamen des A. T.’s gab und zugleich eine etymologische Deutung derselben nach Schultens’schen Principien versuchte. Letzteres besonders auch in dem als Anhang beigegebenen „Spicilegium observationum et additionum ad arcanum formarum nominum hebraearum“ (vgl. Meyer a. a. O. S. 111). Die Anordnung der Namen ist nach etymologischen Grundsätzen gegeben. Es gehen voran die einfachen Namenbildungen, die vom Primitivstamm ausgehen, darauf folgen die Bildungen von verdoppelnden wiederholenden Stämmen, dann Segolatbildungen, dann Nominalbildungen, die vom Imperfectstamm ausgehen, dann von ihm sogenannte Nomina dagessata, dann Namenbildungen mit Vorsatzlauten, dann solche mit Ansätzen, dann Thiernamen, die auf Menschen übertragen sind, dann solche Namen, die einfache Verbalformen bilden, dann zusammengesetzte, endlich ausländische Namen. Ueber die Unhaltbarkeit dieser systematischen Gliederung braucht kein Wort verloren zu werden. Immerhin aber war es anzuerkennen, daß einmal der Versuch gemacht wurde, den gesammten Namenstoff nicht blos zu sammeln, sondern auch etymologisch durchzuarbeiten und zu sichten, wenn es auch nicht ausbleiben konnte, daß viel Verfehltes unterlief. Wünschenswerth wäre nur gewesen, daß S. das, was er hätte erreichen können, auch wirklich gethan hätte: nämlich die Stellensammlung zu den einzelnen Namen vollständig zu geben. Daran hat er es aber bei weitem fehlen lassen. Immerhin ist das Buch noch heute nutzbar und namentlich der index nominum propriorum hebraeus für jeden Lexikographen eine Erleichterung. – Er dehnte diese Studien später auch auf die alttestamentlichen Apokryphen und auf das N. T. aus in seinem „Onomasticum N. T. et librorum V. T. apocryphorum“ (s. d. vollst. Titel bei Meyer a. a. O. IV. 121) 1762. – Vgl. W. Grimm in theol. Studien und Kritiken 1875 Heft 3 S. 496. – Besonders aber beförderte er die Lexikographie seiner Zeit durch das „Lexicon manuale hebraicum et chaldaicum“ 1757 (s. den vollst. Titel bei Meyer a. a. O. IV, 94). Hier war sein Hauptbestreben darauf gerichtet, in dem vorliegenden sprachlichen Material des A. T.’s eine genaue Scheidung der abgeleiteten Bildungen von den Wurzeln durchzuführen, die letzteren mit Zuhülfenahme der Dialekte, insbesondere des Arabischen festzustellen, die in denselben liegende angebliche Urbedeutung zu ermitteln und von [380] ihr aus die gesammte Bedeutungsentwicklung durch die einfachen und abgeleiteten Wortformen hindurch zu verfolgen. Natürlich konnte es dabei nicht ohne manche Täuschungen abgehen, wenn S. in bestimmten arabischen Wurzeln die Urform und Urbedeutung eines Wortes gefunden zu haben glaubte und von hier aus das ganze lexikalische Material der betreffenden Wortsippe wähnte anordnen und erklären zu können. Doch blieb ihm jedenfalls das Verdienst, die wirklich vorkommenden Worte und Formen des A. T.’s genau und vollständig zusammengestellt, manche anomale Erscheinungen nach sprachwissenschaftlichen Grundsätzen aufgehellt, eine bessere Bedeutungsentwicklung als seine Vorgänger gegeben und vieles Phraseologische sorgfältiger erläutert zu haben. Mit Recht ward darum diese Arbeit bei ihrem Erscheinen mit Anerkennung begrüßt. (Vgl. Hetzel, Gesch. der hebr. Sprache 1776 S. 305 f. Gesenius, Gesch. der hebr. Sprache 1815 S. 134.) – Das Werk erlebte mehrere Auflagen. Die 2. erschien 1771; die 3. ward 1793 von J. G. Eichhorn mit Nachträgen aus den Arbeiten von J. D. Michaelis u. a. bereichert (s. den vollst. Titel bei Winer a. a. O. I, 122; zur Sache vgl. Eichhorn, allg. Bibl. der biblischen Litteratur V, 561–566. Meyer a. a. O. V, 113–115); die 4. von Winer 1828 (auch unter selbstständigem Titel [Winer a. a. O.]) ward durch fleißige und werthvolle Zusätze unter Benutzung von Gesenius seit 1810 erschienenen lexikalischen Arbeiten insbesondere auch zu den Partikeln verbessert. Kamphausen in Bleek’s Einleitung in das A. T. 3. Aufl. 1870 S. 143 nennt diese Ausgabe „noch jetzt schätzbar“. Ueber die Stellung dieser Arbeit in der zeitgeschichtlichen Entwicklung der Lexikographie des Hebräischen vgl. Diestel a. a. O. S. 571 ff. – Daß auch der Wortschatz des biblischen Aramaismus dabei Berücksichtigung fand, zeigt schon der Titel des lexicon manuale. – Dem Gebiete der Grammatik gehört seine „Introductio grammatico-critica in linguam hebraeam“ an (s. den vollst. Titel bei Meyer a. a. O. IV, 109), welcher ebenfalls ein Anhang de lingua chaldaica beigefügt war, 1753. Doch stand diese Leistung hinter seinen lexikalischen zurück (Gesenius, a. a. O. S. 131. Diestel, a. a. O. S. 565, 566). – Auch veranstaltete S. eine Ausgabe der hebräischen Bibel 1752 (Halle), welche wesentlich in der 2. Auflage von 1767 verbessert, ein correcterer Abdruck der van der Hooght’schen Ausgabe war. Beigefügt waren 4 Anhänge: 1. eine Erklärung der Ketibs und Qeris (auch besonders abgedruckt vgl. Rosenmüller, Handbuch f. d. Lit. der bibl. Kritik I, 602), 2. eine interpretatio epicriseon masorethicarum (der maßorethischen Bemerkungen am Schluß der Bücher), 3. explicatio notarum marginalium (der Anmerkungen der Maßorethen am Rande der Handschriften und Ausgaben des A. T.’s), 4. ein kurzes Vocabularium zum A. T. – Wieder abgedruckt ist diese 2. Ausgabe 1822 und 1828 (s. den vollst. Titel bei Winer a. a. O. I. 39, 40; vgl. Kamphausen bei Bleek3 S. 833, Meyer a. a. O. IV, 153, 154 und besonders bei Rosenmüller, Hdbuch. für d. Lit. der bibl. Kritik I, 238–240). – Ueber das lexicon manuale graecum 1766 s. W. Grimm in Theol. Studien und Kritiken 1875 H. 3 S. 495 f. Von seinen akademischen Vorlesungen sind nach seinem Tode von S. Mursinna herausgegeben worden: die über die jüdischen Alterthümer, welche auf Adr. Reland’s antiquitates beruhten 1769 (s. den vollst. Titel bei Winer a. a. O. I, 137) und die über die christlichen Alterthümer 1769, die auf Baumgarten’s breviarium christianarum von 1747 zurückgingen (s. Winer a. a. O. I, 607). –