ADB:Spamer, Otto

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Artikel „Spamer, Otto“ von Gustav Wustmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 31–32, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Spamer,_Otto&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 14:36 Uhr UTC)
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Spamer: Franz Otto S., Leipziger Buchhändler, geboren am 29. Aug. 1820, † am 27. November 1886. Er wurde als der Sohn eines hessischen Forstbeamten in Darmstadt geboren, wo er auch seine Jugendjahre verlebte und bei dem Buchhändler Eduard Heil seine Lehrlingszeit durchmachte. Mit 18 Jahren kam er nach Aschaffenburg und später nach Leipzig, wo er mehrere Jahre in dem Hause J. J. Weber’s beschäftigt war. Dort lernte er kennen, was es damals in Deutschland an illustrirter Litteratur gab, und bekam einen lebhaften Eindruck von dem Werth und der Bedeutung der Buchausstattung durch Illustrationen. 1847 etablirte er sich; vom 31. März 1847 ist das Schreiben datirt, das die Begründung der Firma Otto Spamer in Leipzig bekannt machte. Aber ehe das Geschäft noch recht in Gang kommen konnte, führte ihn das Revolutionsjahr 1848 nach Wien; von da wurde er weiter nach Osten, nach Ungarn, Siebenbürgen, sogar bis in die Türkei verschlagen. Durch Handelsbeziehungen, die er dort anknüpfte, half er sich nach seiner Rückkehr nach Leipzig empor – er hat zuerst das Insectenpulver nach Leipzig gebracht und in den beiden nächsten Jahren manchen andern, ähnlichen Kleinkram vertrieben. 1851 beginnt sich sein Buchverlag nach einigen vergeblichen Anläufen lebendiger zu regen und schlägt nun die Richtung ein, auf der er später seine großen Erfolge erreicht hat: zu Weihnachten dieses Jahres erschienen die ersten Bände der „Illustrirten Jugend- und Hausbibliothek“. Im Laufe von drei Jahrzehnten entstand dann aus diesen Anfängen die große Zahl von Kinder-, Jugend-, Familien- und Volksschriften, die den Namen Spamer’s durch ganz Deutschland getragen haben; die bekanntesten sind: der Kosmos für die Jugend, das Buch der Erfindungen, die Welt in Waffen, das illustrirte Konversationslexicon, die Bibliothek des Wissenswürdigsten aus der Gewerbskunde und technischen Chemie, die kaufmännische Bibliothek, Rothschild’s Taschenbuch für Kaufleute u. s. w. Unter dem Pseudonym Franz [32] Otto hat Spamer auch selbst für seinen Verlag Bücher gemacht, indem er die Arbeiten andrer für seine populären Zwecke benutzte, aber auch aus eignen Sachen immer wieder neues entwickelte; so ist aus dem „Glockenspiel der Potsdamer Garnisonskirche“ die vielgelesene Jugenderzählung „Der große König und sein Rekrut“ und aus den Holzschnitten zur „Welt in Waffen“ wenigstens der Gedanke und der Anfang zu der Kriegszeitung „Die Wacht am Rhein“ hervorgegangen. Schon die Titel seiner bekannten übrigen Bücher: Deutsche Geschichten für die Kinderstube, das Buch berühmter Kaufleute, Vaterländisches Ehrenbuch, Alruna (der Jugend Lieblings-Märchenschatz), Auf hohen Thronen, Männer eigener Kraft, Deutsche Dichter, Denker und Wissensfürsten, lassen die Richtung seiner Thätigkeit erkennen und sind zugleich bezeichnend für seinen Geschmack. Zwei Jahrzehnte lang, etwa von 1860 bis 1880, hat der Spamersche Verlag die erste Stelle in der deutschen Jugendlitteratur eingenommen, verdientermaßen darf man sagen im Hinblick auf die Ehrlichkeit der Bestrebungen Spamer’s als Volksbildner und auf die mehr als mittelmäßige Güte vieler seiner Bücher, wenn auch in dem bekannten Ausspruch Diesterweg’s, mit dem Spamer seinen Verlag zu empfehlen pflegte: „Hätte ich die Anlegung von Bibliotheken für Menschen von 16 bis 18 Jahren zu bestimmen, so schriebe ich an Herrn Spamer: schicken Sie mir alle Ihre Bücher!“ eine starke Ueberschätzung liegt.

Vgl. C. Michael, Ein deutsches Buchhändlerheim. Leipzig 1880.