ADB:Straßmann, Joseph Julius

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Straßmann, Joseph Julius“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 510–512, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stra%C3%9Fmann,_Joseph_Julius&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 21:15 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Straßer, Mathias
Band 36 (1893), S. 510–512 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand November 2018, suchen)
Josef Julius Straßmann in Wikidata
GND-Nummer 130159506
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|36|510|512|Straßmann, Joseph Julius|Hermann Arthur Lier|ADB:Straßmann, Joseph Julius}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=130159506}}    

Straßmann: Joseph Julius St., Schauspieler, wurde am 29. März 1822 geboren und widmete sich dem Berufe eines Schauspielers, in dem er es als Heldendarsteller zu großem Rufe brachte. Seine Glanzzeit verlebte er am Hoftheater zu München, wo er am 1. April 1852 für das Fach der jugendlichen Helden engagirt wurde. Er wirkte hier bei dem von Dingelstedt im J. 1854 veranstalteten „Gesammtgastspiel“ mit und zeichnete sich namentlich als Thumelicus in Halm’s „Fechter von Ravenna“ aus. In Grillparzer’s „Des Meeres und der Liebe Wellen“ gab er den Leander und in Geibel’s „Brunhilde“ den Siegfried. In letzterer Rolle gefiel er bei einem Gastspiel am Karltheater zu [511] Wien im J. 1861 in besonderem Maaße. Als er am 1. October 1866 in München pensionirt wurde, nahm er ein Engagement in Bremen und seit dem 13. October 1868 in Leipzig an, wo er bis zum 14. Juli 1870 gesetzte Helden und Heldenväter spielte. Er hätte am liebsten eine Stelle in Wien gehabt, da aber Laube seine Manier nicht leiden konnte, verwirklichten sich seine Hoffnungen nicht. Wahrscheinlich infolge von Ueberanstrengung verlor er plötzlich die Sprache und starb am 25. Januar 1889 zu Währing bei Wien an einer Herzlähmung.

Vgl. Franz Grandaur, Chronik des Kgl. Hof- und National-Theaters in München. München 1878. S. 150, 156, 158, 160, 171, 178. – Deutscher Bühnen-Almanach, 54. Jahrg., Berlin 1890, S. 306. – Neuer Theater-Almanach für das Jahr 1890, 11. Jahrg., Berlin 1890, S. 89. – O. G. Flüggen, Biographisches Bühnen-Lexikon, 1. Jahrg., München 1892, S. 300. – Unsere Zeit, 1889, I, 572.

Bedeutender als St. war seine Gattin Marie Damböck-Straßmann, die sich in der Regel nur Straßmann nannte. Marie Damböck wurde am 16. December 1827 zu Fürstenfeld in Steiermark als Tochter eines k. k. Beamten geboren und von ihrem siebenten Jahre an in einer Klosterschule zu Graz erzogen. Nach anfänglicher Weigerung gab der Vater ihrem Wunsche, zur Bühne zu gehen, nach, und so betrat sie, erst fünfzehn Jahre alt, in Graz als „Pfefferrösel“ zum ersten Male die Bretter, die die Welt bedeuten. Sie erhielt darauf ein Engagement an dem Theater zu Innsbruck, wo sie im Herbste 1844 als Parthenia im „Sohn der Wildniß“ debutirte. Wie sie dort in Ermangelung eines jugendlichen tragischen Liebhabers den Laertes im „Hamlet“ und, durch den Erfolg kühn gemacht, den Tempelritter Ademar in der „Krone von Cypern“ spielte, hat sie später selbst anmuthig erzählt. (Vgl. den Dekamerone vom Burgtheater. Wien, Pest, Leipzig 1880. S. 223–233.) Ihr nächstes Engagement fand sie in Brünn, wo sie Baron Perglas, der Intendant des Hoftheaters zu Hannover, sah und für die seiner Leitung unterstellte Bühne gewann. Während ihres Engagements in Hannover in den Jahren 1845–1849 unternahm sie verschiedene Gastspielreisen, z. B. nach Frankfurt a. M., wo Gutzkow auf sie aufmerksam wurde und sie in einer Besprechung ihrer Darstellung der Griseldis mit der Rachel verglich, und nach Hamburg, wo sie am 19. Juli 1847 als Baronin in Iffland’s „Spielern“ unter dem Beifall der großen Sophie Schröder auftrat. Weniger erfolgreich verlief ein Gastspiel in Berlin, wo sie im J. 1849 an vier Abenden auftrat. Man stieß sich in Berlin an gewissen Härten ihrer Sprache, die auf ihren süddeutschen Dialekt zurückzuführen waren. Für diesen Mißerfolg konnte sie sich jedoch durch die lebhafte Anerkennung entschädigt fühlen, die Ludwig Tieck ihrem Spiele zollte. Als ihr Engagement in Hannover abgelaufen war, erhielt sie Anträge für die Hofbühnen von Berlin, Stuttgart, München und Wien. Sie entschied sich für München, wo sie am 1. October 1850 in den Verband des Hoftheaters trat und sich bald den Ruf einer der glänzendsten Vertreterinnen tragischer Heldenrollen verschaffte. Sie ermöglichte in München zuerst die Aufführung antiker Stücke und der Hebbel’schen Tragödien, trat aber auch im Salonstück und im feineren Lustspiel mit Glück auf. Am 29. November 1850 gab sie bei der ersten Aufführung von Shakespeare’s „Viel Lärm um nichts“ die Beatrice, am 8. April 1851 die Judith in Hebbel’s gleichnamigem Trauerspiel, und am 28. November 1852 die Jokaste in Sophokles’ „König Oedipus“. Bei dem „Gesammtgastspiel“ im J. 1854 gehörte sie zu den wenigen in München engagirten Künstlern, die Dingelstedt neben den fremden Größen in umfänglicheren Rollen auftreten ließ. Am 16. Januar 1855 creirte sie die Thusnelda in Halm’s „Fechter von Ravenna“ und am 19. August 1856 [512] die Hero in Grillparzer’s „Des Meeres und der Liebe Wellen“. Im Juni 1857 vermählte sie sich mit Straßmann (s. o.), dessen Namen sie seitdem führte. Von größeren Rollen, in denen sie seitdem noch in München bei erstmaligen Aufführungen auftrat, ist noch die Chriemhild in Geibel’s „Brunhild “ (3. Januar 1857) zu erwähnen. Nachdem sie am 1. October 1866 pensionirt worden war, trat sie am 13. October 1868 ein neues Engagement am Stadttheater zu Leipzig an, wo sie das Fach der Tragödin und Heldenmutter übernahm. Sie blieb in dieser Stellung auch nach dem Abgang der Direction Witte unter Laube’s Leitung, der ihr die Darstellung der Titelrolle in „der Gräfin“ von Heinrich Kruse übertrug und ihre Leistung als eine vorzügliche anerkannte. „Ich hatte“, erzählt er in seinem Werk: Das norddeutsche Theater (Leipzig 1872, S. 196), „in Frau Straßmann-Damböck eine sehr geeignete Darstellerin der Gräfin erworben. Schöne, mächtige Gestalt, feste, strenge Rede, herrische Geberde gaben alle Hülfsmittel für die eigenwillige Regentin und Mutter, welche in richtiger, aber rücksichtsloser Handlung all ihre Kinder zu Grunde richtet“. Nach ihrem Abgang in Leipzig am 14. Juli 1870 siedelte sie nach Wien über, wo sie am Burgtheater Anstellung fand und im October desselben Jahres als Isabella in der „Braut von Messina“ und als Elisabeth in „Maria Stuart“ debutirte. In dieser Stellung blieb sie bis zu ihrem Abgang von der Bühne im J. 1887. Sie starb am 25. October 1892 zu München.

Vgl. Illustrirte Zeitung 18. Bd., Leipzig 1852, S. 413; 20. Bd., Leipzig 1853, S. 184–185. – Wurzbach III, 138–140; XXXIX, 282. – Universal-Porträt-Galerie berühmter Männer und Frauen des 19. Jahrhunderts, Leipzig o. J., 1. Bd., 2. Liefg. – Franz Grandaur, Chronik des kgl. Hof- und Nationaltheaters in München, München 1878 (Register). – Eduard Wlassack, Chronik des k. k. Hofburgtheaters, Wien 1876, S. 279. – Herm. Uhde, Das Stadttheater in Hamburg 1827–1877, Stuttgart 1879, S. 248. – C. Schäfer und C. Hartmann, Die kgl. Theater in Berlin, Berlin 1886, S. 172. – Georg Herm. Müller, Das Stadttheater zu Leipzig, Leipzig 1887 (Register). – O. G. Flüggen, Biographisches Bühnen-Lexikon, 1. Jahrg., München 1892, S. 53.