ADB:Truchseß, Friedrich Sebastian Wunibald Graf

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Artikel „Truchseß, Friedrich Sebastian Wunibald, Graf zu Waldburg“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 678–679, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Truchse%C3%9F,_Friedrich_Sebastian_Wunibald_Graf&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 17:08 Uhr UTC)
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Truchseß: Friedrich Sebastian Wunibald T., Graf zu Waldburg, königlich preußischer Generallieutenant, entstammte dem im 16. Jahrhundert im damaligen Herzogthume Preußen ansässig gewordenen Zweige des alten schwäbischen Geschlechtes der Waldburg (Waldpurg) und ward dort im J. 1677 als der Sohn des Generallieutenants Joachim Heinrich Graf T. geboren. Es wäre vielleicht richtiger gewesen, ihn in der A. D. B. als „Waldburg“ aufzuführen, da dieses der eigentliche Name der Familie, „Truchseß“ aber die aus dem entsprechenden Erbamte auf die Mitglieder übertragene Benennung ist. In allen zeitgenössischen Schriftstücken und Druckwerken kommt letztere indeß ausschließlich vor und König Friedrich II. selbst schreibt „Trux“, daher schien es zweckmäßiger, hier ebenso zu verfahren. T. persönlich zeichnete seinen Bericht über das unten zu erwähnende Gefecht von Lösch als „Friedrich Sebastian Erbtruchseß, Graf zu Waldburg“, den hier fehlenden Vornamen Wunibald führte er nach anderen Quellen außerdem. – Er trat 1702 in preußische Kriegsdienste, ward 1715 Major bei dem neuerrichteten Infanterieregimente v. Löben (Nr. 26), 1718 Oberstlieutenant und geleitete 1736 den auf Kosten König Friedrich Wilhelm’s I. durch die preußischen Staaten nach Frankreich reisenden ehemaligen König von Polen, Stanislaus Leszczynski, auf dessen Fahrt von Königsberg i. Pr. bis Geldern. Bei dieser Gelegenheit zog er sich „einige Ungnade“ seines Monarchen, der ihn im übrigen schon seiner 6 Fuß überschreitenden Leibeslänge wegen liebte, und eine Arreststrafe zu, der Vorfall hatte aber sonst keine üblen Folgen für ihn, denn schon 1739 finden wir ihn mit einer Sendung an den dänischen Hof in Kopenhagen betraut. – Friedrich II., welchem er persönlich bekannt war und der ihn schon als Kronprinz in seine Gesellschaft gezogen hatte, ernannte ihn bei seiner Thronbesteigung zum Chef des Infanterieregimentes Graf Dönhoff (Nr. 13) und im August 1740 zum Generalmajor, verlieh ihm die Amtshauptmannschaft von Plettenberg und sandte ihn schon im Sommer jenes Jahres zu König Georg II. von England nach Hannover, wo dieser sich damals aufhielt (Droysen, Geschichte der preußischen Politik, 5. Theil, 1. Bd., S. 76, Leipzig 1874). Als er sodann den Krieg gegen Oesterreich begann, vertraute er ihm von neuem die Wahrnehmung seiner Interessen bei diesem Monarchen an. T. sollte am Hofe von Saint-James den gethanen Schritt begründen und das englische Cabinet für des Königs Vorhaben günstig stimmen (Droysen, S. 202). Die ihm ertheilte Instruction (Politische Correspondenz Friedrich’s des Großen, I) ist vom 12. December 1740 datirt. T., welcher nach einer beschwerlichen Reise in Begleitung von Bielefeld (s. A. D. B. II, 624, vgl. dessen Lettres familières) am 26. Januar 1741 in London eintraf, entledigte sich seines Auftrages mit Geschick, bat aber nach der Schlacht bei Molwitz um seine Rückberufung. Der König, welcher ihn bei diesem Anlasse einen fähigen Officier nennt, genehmigte die Bitte. T. mußte aber Georg II. zunächst noch nach Hannover begleiten. Dann berief ihn König Friedrich zu sich nach Schlesien. Hier zog er bald nachher des Letzteren Zorn, für welchen anscheinend bereits mehr Grund vorlag, auf sich, als er im Vertrauen auf das mit Oesterreich bestehende Verhältniß laut einer von ihm aus Jägerndorf am 1. December erstatteten Meldung einen Officier nach Olmütz sandte, der die Auslieferung eines desertirten Unterofficiers betreiben sollte. Der König schrieb ihm damals: „Je crois que Vous n’avez que quinze ans, vu la conduite extraordinaire que Vous tenez d’envoye [679] des officiers à Olmütz réclamer des déserteurs. Prenez garde à Vous ou bien après tant de sujets de mécontentement que Vous me donnez la brouillerie s’ensuivra.“ Wenige Monate später aber hatte er das Glück, seinen Kriegsherrn wieder günstig für sich zu stimmen. Es geschah durch das obenerwähnte Gefecht von Lösch. Das preußische Heer schickte sich an Brünn einzuschließen und T. erhielt am 14. März 1742 den Befehl, einen etwa 4 km nordöstlich von jener Stadt liegenden Flecken Lösch zu besetzen. In Erfüllung dieses Auftrages kaum an Ort und Stelle eingetroffen, ward er von einer dreifachen Uebermacht angegriffen, deren er sich mannhaft erwehrte, bis das brennende Schloß, in welches er sich zurückgezogen hatte, nicht mehr zu halten war. Dann schlug er sich zu den Seinen durch. Der König war sehr zufrieden und verlieh ihm eine Pension von jährlich 2000 Thalern (Der erste schlesische Krieg, 1740–1742, herausgegeben vom großen Generalstabe, III, 106, Berlin 1893). Im zweiten schlesischen Kriege machte T. den Feldzug von 1744 in Böhmen mit und war bei der Belagerung von Prag gegenwärtig, im August dieses Jahres gab ihm der König den Schwarzen Adlerorden, im Januar 1745 erfolgte seine Beförderung zum Generallieutenant. Im nämlichen Jahre fiel er in der Schlacht bei Hohenfriedberg (4. Juni 1745). Er befehligte hier die Infanterie vom rechten Flügel des zweiten Treffens. Als er diese zur Unterstützung des ersten Treffens vorführen wollte, traf ihn eine Kanonenkugel, welche seinem Leben sofort ein Ende machte. Er starb kinderlos. Sein Name ist auf dem Friedrichs-Denkmale zu Berlin verzeichnet. – Beim Einsturze des Thurmes der dortigen Petrikirche am 21. August 1734 ward T. in seiner nahe gelegenen Wohnung unter den Trümmern begraben und erst nach drei Tagen an das Tageslicht befördert.

Neue genealogisch-historische Nachrichten, Leipzig (Heinsius) VII, 996. – [König], Biographisches Lexikon aller Helden und Militärpersonen, welche sich in preußischen Diensten berühmt gemacht haben, 4. Bd., Berlin 1791.