ADB:Weber, Veit

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Artikel „Weber, Veit“ von Gerold Meyer von Knonau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 357, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weber,_Veit&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 23:26 Uhr UTC)
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Weber: Veit W., Sänger historischer Volkslieder in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Wohl der dichterisch am meisten begabte Sänger von Liedern, zu denen die großen Ereignisse des Kampfes gegen Herzog Karl den Kühnen von Burgund den Anstoß darboten, war Veit W., der aus dem breisgauischen Freiburg stammte. Daß wider alle Erwartung 1474 die bisherigen Erbfeinde, die Eidgenossen und Herzog Sigmund als Vertreter des Hauses Habsburg-Oesterreich, durch den gemeinsamen Kampf gegen den gefürchteten Feind im Westen zusammengeführt worden waren und ihren Vertrag mit einander geschlossen hatten, veranlaßte Weber’s erstes bekanntes Lied: „Von dem ewigen friden und der richtung“, worin er laute Freude darüber ausspricht, Dank gegen Gott, „daß er den krieg verrichtet hat“, der so lange gedauert habe. Es ist anzunehmen, auch W. sei als Krieger selbst in die Kämpfe mitgezogen, in denen er dann die Schweizer kennen lernte, so daß er 1475 als bestellter Dichter – „Mit gesang vertrib ich min leben, von tichten kan ich nit lan, darumb mir stet hand geben, die schild ich an mir han“, das üchtländische Freiburg, die Schwester seiner Vaterstadt, verherrlichte. Im Spätherbst des Jahres 1474 schlug er bei Hericourt mit und sang von der Schlacht: „Der uns dies liedli hat gedicht von disem zug so kluog, der was selber bi der geschicht, da man die Walchen ersluog“; 1475 im Frühjahr nahm er am Zuge nach Pontarlier theil; 1476 gab er das so anschauliche, Strophe für Strophe Bild nach Bild entrollende Lied von der Schlacht bei Murten, erst von der belagerten, durch Bubenberg – „Fürbaß man nach im stellen sol, wo man ein stat wil behalten“ – so trefflich vertheidigten Stadt, dann von dem sich sammelnden Entsatzheer, von dessen Ritterschlag, Kriegsrath, Angriff, von der Flucht des Feindes, dessen furchtbarer Vernichtung, von der Größe der Beute. Dabei verstand es W., reichere, von andern Dichtern nicht oder weniger geschickt angewandte Färbungen seinen Liedern zu verleihen. Im Liede vom Streite vor Hericourt führt er eine Reihe von Contingenten in den Farben ihrer einheitlich getragenen Gewänder auf; im Murtenliede vergleicht er den Kampf mit Operationen auf dem Schachbrette; im Lied vom Zuge nach Pontarlier läßt er sich Frühlingsanfang von einem Vögelchen vorsingen. Am liebsten hört man Weber’s Lieder aus dem ganzen reichen Chor von Sängern aus dieser großen Zeit.

Vergl. R. v. Liliencron, Die historischen Volkslieder der Deutschen vom 13. bis 16. Jahrhundert, Band II, wo Weber’s Lieder als Nr. 130, 133, 135, 137, 142 stehen; vorher H. Schreiber’s Monographie und Ausgabe (Freiburg i. Br., 1819); sowie des Verf. d. Art.: Die schweizerischen historischen Volkslieder des 15. Jahrhunderts (1870), S. 34 ff.