ADB:Werlhof, Paul Gottlieb

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Artikel „Werlhof, Paul Gottlieb“ von Julius Pagel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 16–17, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Werlhof,_Paul_Gottlieb&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 11:29 Uhr UTC)
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Werlhof: Paul Gottlieb *) W., berühmter Arzt des 18. Jahrhunderts, wurde am 24. März 1699 in Helmstedt geboren. Er widmete sich dem Studium der Heilkunde in seiner Vaterstadt besonders unter Leitung seines nahen Verwandten Meibom und des Chirurgen Heister, daneben genoß er aber auch den Unterricht des Theologen und Historikers Treuer, sowie anderer Lehrer der vaterstädtischen Universität. Nach beendigten Studien ließ er sich als Arzt in Peine bei Hildesheim nieder und erlangte erst später (1723) die Doctorwürde in Helmstedt mit der Inauguralabhandlung: „De medicina sectae methodicae veteris ejusque usu et abusu“. Auf den Rath des hannöverschen Leibmedicus August v. Hugo siedelte W. 1725 nach Hannover über, wo er dem kurz vorher verstorbenen Arzte Joh. Andr. Plohr in der Praxis succedirte und dessen Tochter heirathete. Durch seine glücklichen Curen und eine Reihe von gelehrten Arbeiten gelangte er bald zu so großem Ansehen, daß er 1729 zum Hofmedicus ernannt wurde und als Nachfolger von Spieß einen Ruf nach Helmstedt erhielt, den er aber ablehnte. 1742 wurde er letzter Leibarzt, 1760 rückte er nach dem Tode des oben erwähnten v. Hugo in seine Stelle als erster Leibarzt ein. Seine Genossen in diesem Amt waren damals Ebel, Polycarp v. Leyser in Celle und die Göttinger Professoren Richter und Roederer. Trotz mehrfacher anderweitiger Berufungen an auswärtige Höfe und Universitäten, die er seinen großen ärztlichen Erfolgen und seiner bedeutenden Gelehrsamkeit verdankte, verblieb W. bis an sein Lebensende Hannover treu und starb hier nach längerem Leiden am 26. Juli 1767. – W. gehört zu den bedeutendsten und angesehensten Aerzten der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Er war ein außerordentlich gelehrter Arzt, bedeutender Sprachkenner – noch in seinem 64. Lebensjahre erlernte er das Schwedische – ein ausgezeichneter Diagnostiker und glänzender Stilist, der sich auch als Dichter einen Namen gemacht hat. Seine Gedichte, (herausgegeben von der deutschen Gesellschaft in Göttingen. Mit Vorrede Herrn D. Albrecht Haller’s, Hannover 1749. 2. Aufl. 1756), fanden bei den Zeitgenossen, besonders bei seinem Freunde A. v. Haller lebhaften Beifall. Heutzutage ist der poetische Werth derselben ungleich viel geringer als ihr culturhistorischer Werth und das litterarhistorische Interesse, das sich an sie knüpft. Doch hat sich von den drei „geistlichen Stücken“, mit denen die Sammlung beginnt, das letzte, ein „Bußlied aus dem 130. Psalm. 1742“ mit dem Anfange „Herr, der du in der Höhe wohnest“, bis in die jüngste Zeit im Lüneburger Gesangbuch erhalten. Mit A. v. Haller unterhielt er sein Leben lang innige, freundschaftliche Beziehungen und einen lebhaften Briefwechsel in englischer und französischer Sprache. W. ist speciell die Berufung Haller’s an die neu gegründete Georgia Augusta in Göttingen zu verdanken, wie er denn überhaupt an der Errichtung der Göttinger Universität einen großen Antheil (neben v. Münchhausen) genommen hat. Schon 1733 erstattete er ein ausführliches Gutachten über die neu zu errichtende medicinische Facultät, für die er drei Professoren und die Gründung eines Hospitals empfahl. Die Freundschaft Werlhof’s mit Haller hatte nicht bloß in [17] der wissenschaftlichen Gemeinschaft, sondern auch ganz besonders in der poetischen Beschäftigung ihre Ursache. – In der Geschichte der Heilkunde, speciell der Pathologie ist Werlhof’s Name und Andenken durch die nach ihm benannte Krankheit verewigt. den sogenannten „morbus maculosus Werlhofii“, eine Art von mit Blutflecken und blutigen Hautausschlägen einhergehender Affection, deren Symptomencomplex er zuerst im Zusammenhang erkannte und schilderte. W. verfaßte ferner ein epochemachendes Werk über die Wechselfieber, betitelt: „Observationes de febribus praecipue intermittentibus et ex harum genere continuis etc.“ (Hannover 1732, 1745; Venedig 1757, 1764; deutsch: Kopenhagen 1785). Historisch bemerkenswerth ist eine andere Schrift über die Blattern, betitelt: „Disquisitio medica et philosophica de variolis et anthracibus, ubi de utriusque affectus antiquitatibus signis, differentiis, medelis disserit“ (Hannover 1735). Eine Gesammtausgabe seiner Schriften, zu denen noch mehrere Aufsätze im Commercium litterarium Norimbergense und anderen Zeitschriften gehören, veranstaltete Wichmann in 3 Theilen (Hannover 1775–76). – Als Arzt und Mensch war W. außerordentlich beliebt, „ebenso groß als praktischer Arzt, wie verehrungswürdig als Mensch“, wie es in einem der zahlreichen Nachrufe heißt. „Seine Clientel reichte von Moskau bis nach Rom. Er war in allen Familien von Hannover Herr und Meister aller Herzen, ein feiner Hofmann, ein Mann von großem politischem Einfluß und unglaublich dienstfertig, gütig, hülfreich, großmüthig, schnell zur Hülfe und voll Gefühl für jedes Menschen Noth“ (Zimmermann). – W. war zwei Mal verheirathet. Nach dem Tode seiner ersten Frau (1742) heirathete er 1743 die verwittwete Frau des Professors der Rechte Hartmann in Kiel, Sarah geb. Scriver, Tochter des Etatsraths Scriver in Kiel. Aus dieser Ehe entstammte der spätere hervorragende hannoversche Jurist Wilhelm Gottfried W.

Vgl. Biogr. Lex. VI, 245 u. die daselbst genannten Quellen. – Jacob Bruckner, Bilder-sal, siebentes Zehend, Augsburg 1743. – Rambach, Anthologie, Bd. 4, S. 424. – Richter, Biographisches Lexikon, S. 442. – Bode, Quellennachweis, S. 169. – Goedeke, 2. Aufl., Bd. 4, S. 19. – Ferner einen gelehrten und gründlichen Aufsatz des Geheimen Justizraths Professor Dr. Frensdorff, betitelt: Briefe zweier hannöverscher Aerzte an Albr. v. Haller (in der Zeitschr. d. histor. Vereins für Niedersachsen, Hannover 1891, S. 103–159; die übrigen Seiten bis zum Schluß des Artikels S. 199 betreffen v. Zimmermann).

[16] *) Nicht Gottfried, dies ist ein Irrthum verschiedener Quellen. Bei Latinisirung, z. B. unter dem Kupferstich bei Brucker, nennt er sich dementsprechend auch Theophilus.