ADB:Wilhelm Friedrich

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Artikel „Wilhelm Friedrich“ von Pieter Lodewijk Muller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 133–134, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wilhelm_Friedrich&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 23:09 Uhr UTC)
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Wilhelm Friedrich, Graf, nachher Fürst von Nassau-Diez, Statthalter von Friesland, Groningen und Drenthe, zweiter Sohn des Grafen Ernst Casimir von N.-D. und der Herzogin Sophia von Braunschweig-Lüneburg, wurde am 7. August 1613 in Arnheim geboren. Als sein Bruder Heinrich Casimir im J. 1640 gefallen war, gelang es ihm, in Friesland die Statthalterschaft zu erhalten, in Stadt und Lande (Groningen und Umgebung) aber und in Drenthe wußte Friedrich Heinrich dieselbe für sich selbst zu erwerben, was von W. F. und seiner Mutter sehr übelgenommen wurde. Der Prinz jedoch besaß damals eine solche Gewalt, daß sie nicht allein gezwungen waren, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, sondern auch durch Versprechung der survivance für ihn und seine Söhne dessen unentbehrliche Gunst zurückgewinnen mußten. Sonst hätte W. F. nicht einmal das Recht der Magistratsernennung in den friesischen Städten erhalten können, wie es sein Bruder besessen. So lange Friedrich Heinrich lebte, verblieb W. F., dessen Macht in Friesland ziemlich beschränkt war, im Hintergrund, nach dessen Tode jedoch schloß er sich dessen Sohn und [134] Nachfolger Wilhelm II. aufs engste an und nahm 1650 offen dessen Partei gegen die holländischen Staaten. Ja er übernahm die Führung des bekannten Unternehmens gegen Amsterdam, dessen Mißlingen aber nicht ihm zur Last fiel. Kaum war aber Wilhelm II. plötzlich gestorben, so wandte sich W. F. der jetzt siegreichen Provinz Holland zu und bot den Generalstaaten seinen Dienst an. Er hoffte Vertreter des eben geborenen Prinzen Wilhelm III. zu werden, wenn derselbe die Capitän- und Admiralgeneralswürde erhalten sollte, was ihm jedoch ebenso wenig gelang wie dem Feldmarschall Brederode. Nur die Statthalterschaft von Stadt und Lande und Drenthe gelang es ihm, sehr zum Verdruß der holländischen Regenten für sich zu retten. Sonst blieb er Feldzeugmeister. In den fortwährenden Zwistigkeiten der oranischen Partei spielte er von jetzt an eine einigermaßen zweideutige Rolle. Er erhielt die Hand der zweiten Tochter von Friedrich Heinrich, der Prinzessin Albertina Agnes, was sein Ansehen erhöhte und ihn wieder eng mit dem älteren Zweig des nassauischen Hauses verband und versuchte als Oheim unter den Vormündern des jungen Prinzen aufzutreten. Doch zu gleicher Zeit zeigte er sich immer den Staaten von Holland gefällig und suchte die Freundschaft de Witt’s, durch welche er hoffte, wenigstens die durch Brederode’s Tod erledigte Feldmarschallswürde zu erhalten, was ihm aber ebenso wenig gelang, als das ihm von der oranischen Partei in Overyssel übertragene Amt eines Lieutenant-Statthalters der Provinz zu behalten. Nur in den beiden Nordprovinzen blieb sein Einfluß maßgebend, es gelang ihm dort die Statthalterschaft so zu befestigen, wenn auch mit ziemlich geschmälerter Befugniß, daß im J. 1659 seinem jungen Sohne Heinrich Casimir die Erbfolge zugesichert wurde, wie auch in Drenthe geschah. Fünf Jahre später, in den ersten Kämpfen der Staaten mit dem Bischof Bernhard von Münster, wurde ihm der Befehl der kleinen staatischen Armee anvertraut, welche die von den Münsterschen besetzte Deilerschanze einnahm, ein Unternehmen, das ihm freilich nicht sonderlich zum Ruhme gereichte, nur daß es zeigte, er gelte als der vornehmste General im staatischen Dienst. Lange überlebte er diese vereinzelte Kriegsthat nicht, denn schon im nämlichen Jahre 1664 wurde er durch das Zerspringen einer von ihm untersuchten Pistole tödtlich verwundet. Am 31. October dieses Jahres verschied er, einen etwas zweideutigen Ruf hinterlassend. Schon zehn Jahre früher war er so wie seine Vettern von den Hadamar’schen und Siegen’schen Linien in den Reichsfürstenstand erhoben, was freilich seiner Stellung in den Niederlanden weniger zu Gute kam, als er vielleicht gehofft hatte. Denn wenige aus seinem Geschlechte haben so sehr den Ruf der ausgesprochenen Eigennützigkeit verdient als er, der immer den eigenen Vortheil erspähend durch endlose Intriguen und fortwährenden Parteiwechsel die Interessen seines Hauses nicht weniger geschädigt hat, als er die des Landes außer Acht ließ.

Vgl. Huber, Oratio de vita gloriosa et exitu tragico Wilhelmi Frederici principis Nass. – Boetius, Godzälig leven en gelukzalig sterven van W. F. – Aitzema, Saken van Staat en Oorlogh und Herstelde Leeuw. – Wicquefort, Histoire des Provinces Unies. Wagenaar, Vaderlandsche Historie, Bd. XI, XII, XIII. – Groen van Prinsterer, Archives de la Maison d’Orange, zweite Serie Bd. IV und V. – de Witt, Brieven. – d’Estrades, Lettres et Mémoires. – Sypesteyn, Willem Frederik Prins van Nassau en Johan de Witt in dessen Geschiedkundige Bijdragen. – Lefevre Pontalis, Jean de Witt u. s. w.