ADB:Winterburger, Johannes

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Artikel „Winterburger, Johannes“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 476–480, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Winterburger,_Johannes&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 19:04 Uhr UTC)
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Winterburger: Johannes W., der älteste Buchdrucker der Stadt Wien. Obgleich Kaiser Friedrich III. bald nach der Erfindung der neuen Kunst, 1494, dieser sein Wohlwollen zugewendet hatte, indem er (Fugger, Ehrenspiegel, Nürnberg 1668, S. 529; Schöttgen, Hist. d. Dresd. Buchdr. S. 50, 54) die Druckerherren fast dem Adel und den Gelehrten gleichstellte und ihnen Gold zu tragen, den Schriftsetzern aber einen Adler und den Druckern einen Greif mit dem Druckerballen, die sie in einem Wappen unter offenem Helme führen sollten, verstattete, so konnte doch in der Hauptstadt selbst erst nach seinem Tode die Buchdruckerkunst dauernde Wurzeln schlagen. Die Ursachen hiervon waren Friedrich’s ebenso unruhige, als lange Regierung, seine Händel mit seinem Bruder Albert und den benachbarten Ungarn und Böhmen, seine vielfältigen Reisen, sowie, daß Wien selbst nicht selten der Tummelplatz des Aufruhrs war. Hieraus folgte ferner, daß selbst einheimische Künstler weiter zogen und ruhigere Gegenden suchten. So war Ulrich Han (s. A. D. B. X, 496) vielleicht der erste, der 1466 die Kunst in Rom einführte und sein Bruder Wolfgang (Lupus) folgte ihm bald nach. Dieser letztere druckte (wir fügen dieses hier ergänzend bei) für sich allein zu Rom, u. A. das „Psalterium Card. Joh. de Turrecremata“, unterschrieben „per providum Virum Mag. Lupum Gallum fratrem Magistri Udalrici Galli de Bienna“ (1476. Fol. Maittaire V. P. 2 p. 301); es ist dieses Werk mit den Charakteren seines Bruders gedruckt. Die anderen Galli, welche Maittaire nennt, haben mit den zwei Brüdern nichts gemein. Im J. 1476 druckte Johann Wienner von Wien zu Vicenza den Virgil, kehrte aber bald nach Deutschland zurück, wo er in Augsburg seine Arbeiten fortsetzte. Dagegen finden wir seinen Landsmann Stephan Koblinger Viennensis 1479 noch in Vicenza. Der erste Buchdrucker Wiens, dessen Name als solcher verbürgt ist, ist Johannes W. Gebürtig von Winterburg unweit Kreuznach in der Grafschaft Sponheim oder, wie er selbst in einem Drucke vom Jahre 1497 sagt, „de hiberna arce haud procul a ripis Rhenanis et urbe inventrice et parente impressoriae artis Moguntiaco“, hatte er seine Kunst wahrscheinlich in Mainz selbst erlernt, weil er hier für diese Stadt das Zeugniß des Erfindungsortes der [477] Buchdruckerkunst ablegt. Sein Name erscheint übrigens auch als „Chalcographus Winterburgerus, Winter, Jo. W. und Jo. w.“, als Druckort wechselt er mit „urbe Wiennen, Uinne, Urbe Uiennensi austriaca, clarissima superioris Pannoniae, qusm olim Flaviana und Vienna Pannonia“. In mehreren Drucken hat er seinen Namen, sowie das Druckjahr nicht beigesetzt. Die überwiegend größte Zahl seiner Arbeiten ist liturgischen Inhalts für verschiedene Kirchen, wie die zu Salzburg und Passau und einige darunter sehr ansehnlich, wie auch seit 1500 solche mit Holzschnitten erschienen. Zum Setzer bediente er sich des geschickten Mathematikers Joh. Michaelis von Breslau und was die Ausstattung seiner Officin betrifft, so war dieselbe mit guten Schriften jeder Art, auch mit musikalischen Choralnoten wohl versehen, weßhalb auch der einige Jahre später auftretende Wiener Buchdrucker Hieron. Vietor (s. A. D. B. XXXIX, 686) im J. 1509 als Verleger ein Buch bei ihm drucken ließ. Ob die lateinischen Distichen, mit denen er zumeist seinen Druckerstock begleitet, seiner eigenen Feder entflossen, ist ungewiß, dagegen fanden die Erzeugnisse seiner Presse ungetheilten Beifall und in einem Drucke vom Jahre 1509 nimmt sogar der Magister „Paulus Crosnensis Ruthenus“ (aus Crosna in Rothreußen, der erste Nationallehrer der Poesie in Krakau, † 1518) keinen Anstand, in einem lateinischen Lobgedichte ihn mit den berühmtesten Künstlern Griechenlands zu vergleichen. Sein Druckerstock kommt zum ersten Mal in einem Werke vom Jahre 1503 vor und besteht (Denis a. a. O. Tafel 1) aus einem auf der Spitze stehenden Pfeile, an dem sich eine gekrönte Schlange hinaufwindet; vergl. auch Roth-Scholtz, Insignia Sect. 44 N. 430. W. arbeitete in Wien 27 Jahre und von diesen 17 allein. Sein Todesjahr fällt vermuthlich in das Jahr 1519 oder doch bald hernach, weil in diesem Jahre sein Name zum letzten Mal auf einem Druckwerk erscheint. Die Zahl seiner bekannt gewordenen sämmtlich entweder in Folio oder in Quartform erschienenen Drucke beläuft sich auf 58, deren Erstlinge er, wol in Erinnerung an seine Mainzer Gesellenzeit gerne schließt mit „Foeliciter explicit“. Als Verleger ließen bei ihm arbeiten 1499 der Buchführer Theobald Feger concivis Budensis (Ofen), 1502 ein Wiener Bürger und Rathsmann Mathäus Heuperger, der 1504 auch als Buchdrucker genannt wird, 1508 ein sonst unbekannter Verleger Bernhard Melipola (oder Meliß) aus Olmütz, 1509 der Buchdrucker Hier. Vietor und 1512 der Doctor der Medicin zu Wien Georg Radendorfer. Sein erstes Druckwerk, auf welchem er sich aber noch nicht als Drucker nennt, so daß das Buch nur durch die Gleichheit der Typen als von ihm herrührend erkannt wird, ist vom Jahre 1492: Persii Satirae, und das gleiche gilt von der unzweifelhaft im J. 1493 gedruckten Oratio Wiennae habita in funere imperatoris (Friderici III.). Da W. erst mit dem Jahre 1493, nach dem Tode Friedrich’s seinen Namen auf Druckwerken nennt, so führt dieser Umstand zu einer Vermuthung, die freilich nur als solche hingestellt werden darf, wiewol schon der kaiserliche Rath und Censor Kauz a. a. O. darauf hinzudeuten scheint. In Wien waren bereits zehn Jahre vor dem ersten als Drucker namentlich genannten W. fünf Werke erschienen mit Angabe des Druckorts Wien, der Jahreszahl 1482 und eines sogar mit M.CCCCLXXII., bei welchem jedoch durch einen Satzfehler ein X ausgefallen ist. Diese Bücher sind: Guidonis de Monte Rotherii manipulus Curatorum, Tract. distinct. Joh. Meyger, Doctrina Gersonis pisiensis de confessione, Die Legende des h. Rochus mit einem dem ersten Blatte vorgesetzten Holzschnitt und der Schlußformel: In der loblichen Stat zw Wien in Ostereych …. und: F. Aegidii O. S. Aug. Errores philosophorum, am Schlusse: Impressū Wienne Anno d. MCCCCLXXII. Mit diesen fünf im gleichen Jahre zu Wien erschienenen Druckstücken ist der Bestand einer Buchdruckerei für das Jahr 1482 unwiderleglich dargethan. Den Drucker derselben aber kennt [478] man nicht und alle Schriftsteller halfen sich mit der Annahme, daß sich vor 1492 kein Buchdrucker für beständig in Wien niedergelassen habe, jedoch reisende Kunstgenossen schon vorher in Wien sich zeitweilig aufhielten und daselbst wie anderwärts Producte ihrer Presse zu Tage förderten. W. aber war anerkannter Maßen in reger Verbindung mit den von Mathias Korvin begünstigten Gelehrten am ungarischen Hofe und verlegte mehrere Werke ungarischer Schriftsteller, denen er auch das ungarische Wappen vorsetzt. Kauz a. a. O. nimmt sogar an, er sei Bürger von Ofen gewesen. Dies macht nicht unwahrscheinlich, daß W. einer der Wiener gewesen sei, die schon bei Beginn der Wirren zwischen Kaiser Friedrich und Mathias der Partei des letzteren anhingen. Daß es solcher Wiener Bürger eine große Zahl gab, bestätigen alle Geschichtsquellen jener Zeit. War aber dies mit W. der Fall, und gehörte er, wie nicht unwahrscheinlich, zu den Begünstigten des ungarischen Königs, so mußte er ebenso natürlich dem Kaiser, der Grund genug hatte, den Ungarn gram zu sein, als eine mißliebige Persönlichkeit erscheinen und es war ein einfacher Act der Klugheit, seinen Namen nicht auf die 1482 gedruckten Bücher zu setzen, wo der Krieg schon über ein Jahr wüthete, die Ungarn ganz Oesterreich durchstreiften und bereits einige feste Plätze genommen hatten. In diesem Incognito verharrt W. bis zum Tode des Kaisers und tritt erst mit dem Beginn der Regierung Max I., des hochbegabten Förderers aller schönen Künste und Wissenschaften, daraus hervor. Zu diesen fünf Werken gehört ferner ein kleines Buch, welches zuerst von Merzdorf in Oldenburg 1845 (Serapeum a. a. O.) entdeckt und beschrieben wurde und sowol Denis wie allen anderen Bibliographen unbekannt geblieben war und das derselbe gleichfalls für ein Product des W. ansehen zu können glaubt. Daß dasselbe einer sehr frühen Zeit angehören müsse, zeigt schon das Wasserzeichen seines Papiers, eine Wage mit einem Ringe, welches Zeichen sich z. B. in einem Sachsenspiegel der Leipziger Stadtbibliothek von 1461 findet, freilich kann dieses Zeichen, wie alle derartigen, einer Papierfabrik sehr lange gedient haben. Dagegen sind einige andere Bücher, welche bereite 1470–1484 als zu Wien gedruckt von einigen Bibliographen verzeichnet werden, nicht im österreichischen Wien, sondern anderswo gedruckt worden. So gehört Platina’s Opusculum de obsoniis, impr. in civitate Austriae 1470 und 1480 nicht nach Wien, sondern nach Cividale in Friaul; des Nicol. Clemangis Tract. de lapsu … iustitiae, Viennae 1481, die Disputatio … super mater. Concilii general. Viennnae 1481, die Responsio quod vacantiae … nullo jure sint debita, Viennae 1482, La Buse de Cour (eig. l’Abuse en Cour) à Vienne 1484 oder endlich Petri Ravennatis Memoriae ars, Viennae 1541 sind sämmtlich zu Vienne in der Dauphiné und nicht zu Wien in Oesterreich gedruckt worden. Ueberhaupt kommen Buchdrucker in den städtischen Acten Wiens erst im 16. Jahrhundert vor, diese sind der bereits genannte Matth. Heupperger 1504, Bürger und Rathsmitglied und Besitzer des Hauses zum Goldenen Hirsch, zugleich oder doch kurz vorher auch Buchhändler, der 1503 eine Kleinigkeit durch W. drucken ließ, dann 1509 W. selbst als „Púchdrúcker“, 1526 Hans Singriner „Pûchdrúcker“ (s. A. D. B. XXXIV, 392), 1566 Sebastian Stainhauser Puechdrucker und 1593 Leonhard Massinger Púechdrucker; über den Buchdrucker Leopold Schlein 1515, dessen Insigne Roth-Scholtz unter N. 434 für dieses Jahr abgebildet hat, s. unten. Der äußere Lebensgang dieser Männer oder Erzeugnisse ihrer Pressen sind, mit Ausnahme des zweiten und dritten, gänzlich unbekannt. Nach W. aber fehlte es auch in Wien nicht mehr an solchen, welche die Buchdruckerkunst betrieben, denn neben ihm erscheint 1510 der Schlesier Hieron. Vietor (Binder), in demselben Jahre der soeben erwähnte Singriner (Singrenius), dem 1545 seine Söhne Matthäus und Johannes folgen, 1549 Kohl (Carbo) u. a. m., durch [479] welche die Litteratur schon in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts einen sehr beträchtlichen Aufschwung nahm, und noch am Schlusse des 16. Jahrhunderts (1599) erscheint ein Buchdrucker Leonhard Formica. Neben den Wiener Buchdruckern werden seit Schluß des 15. und im Laufe des 16. Jahrhunderts (bis 1560) als Buchhändler oder Buchführer genannt: Leonhart und Lucas Alantsee 1498–1522 (deren Insigne bei Roth-Scholtz N. 155), Bernhard Melipola, von dem oben die Rede war, Johannes Metzger, nach den Brüdern Alantsee wohl der bedeutendste Wiener Buchhändler, obschon sich aus dem langen Zeitraum von 1512–1536 nur 10 Verlagsartikel, die bei Hier. Vietor und Joh. Singriner gedruckt, für sie anführen lassen. Seine Grabschrift auf dem Stephanskirchhof lautet: „Anno 1546 den 6. April starb der erber Hanss Metzkher, Búechführer …“[WS 1]; Matthias Milher, kommt 1519 mit einem Verlagsartikel vor; Barthol. Werlen, er ließ 1519 und 1520 drei Werke durch Joh. Singriner drucken; Wolf Hueber kommt 1527 als Buchführer vor; Martin Heyn, Buchführer vor 1540; Leonhard Wagner, Georg Fabri, Georg Schilher, Dav. Kremer und Christoph Kaisersperger, sämmtlich Buchführer in den Jahren 1550–1555; Johann Lieb kommt im J. 1550 als Verleger vor, starb jedoch schon 1556, er hatte seinen Buchladen in der Bischofsstraße; Paul Straßer wird 1556 in seiner Grabschrift ausdrücklich Buchführer genannt, sein Geschäft gelangte 1558 in Besitz des Buchbinders Georg Eberhart, endlich kommen noch, sämmtlich um 1560 als Buchführer vor: Stephan Hösch, Joseph Sauer, Hans Zan, Valentin Presilkho und Leopold Knäbl.

Unter den Winterburger’schen Druckwerken sind hervorzuheben: „Lucii Apulei … Cosmographia … Ductu Conr. Celtis 1497. Darin mehrere lateinische Applause an den Herausgeber, worunter eines betitelt ist: Episodia Sodalitatis literariae Danubianae. Celtes selbst kam, wie er in der Vorrede sagt, von seinem Berufe a gymnasio Norico (von Nürnberg) nach Wien, welche Stadt er ocellum Germaniae nennt und glaubt, daß seine Vorlesungen am besten mit diesem Werkchen des Apulejus, das die tüchtigste Vorbereitung zur wahren Philosophie sei, ihren Anfang nehmen könnten. Für die griechischen Wörter ist im Texte Raum gelassen. „Missale Pataviense“ 1503 und „Missale Saltzburgense“ 1507. Unter der 1509 wiederholt gedruckten Ausgabe des ersteren begleitet er sein Druckerzeichen mit folgenden Versen: „Signa vides lector hyberna ex arce Joannis: | Anguineas inter jaculum amentabile spiras. | Anguis ut etatem, cariosas ille lituras | Comit. in invidiam gerit artis tela decorem“. „Opusculum Musices per Sim. Brabantinum“ 1509. Eins der ältesten wenigstens in Deutschland gedruckten musikalischen Werke; über den Verfasser ist zu vergleichen Foppens, Bibl. belg. p. 813. Eine Ausgabe des Florus 1511 ist wegen eines Briefes des Joh. Cuspinianus an den Herausgeber Vadianus bemerkenswerth. Der erstere beschwert sich über das schon zu jener Zeit herrschende bekanntlich noch jetzt nicht ganz verschwundene Unwesen der Lobhudeleien, welche vermittelst den Werken vorgedruckter oder angehängter Briefe und Empfehlungen, dem Verfasser wie auch zum Theil dem betreffenden Drucker und Verleger ertheilt werden. Seine schönsten Blüthen aber trieb dieser Mißbrauch in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, wo er von Buchhändlern und Gelehrten in größtem Maße ausgebeutet wurde. So schreibt 1594 der Naturforscher Karl Clusius an Justus Lipsius zu Löwen (Sylloges epistol. a vir. illustr. script. coll. per P. Burmannum. T. I, 326: „Nosti Germanorum ingenia, libenter impetrant epistolas liminares imo etiam emendicant, ut suis libris praefigantur: Crato contra, etiam non rogatus, typographis eas offerebat sponte, sed ea conditione, ut quaterna aut sena exemplaria impetraret in suum usum, aut aliorum: is merito librarius muscus dici poterat“: „Aulularia Plauti Comedia“, von Jo. Hiso Badensi. 1515. Man sieht noch [480] keine Eintheilung in Acte und die Scenen werden nur durch die Namen der Personen, die in Quadratschrift darüber stehen, unterschieden. „Ain hailsame ertzney … zu behueten wider den laúff der Pestilentz … durch Mart. Stainpeiss“ 1515. Mit dem Wappen des Verfassers: ein Kreuz, ein Steinbeiß und darunter ein Stern. Dieses Wappen hatte einst der gelehrte Professor Hanthaler in Lilienfeld dem Buchhändler Roth-Scholtz als das Insigne eines Wiener Buchdruckers, Leopold Schlein angegeben, und so steht es auch in dessen Thes. Symbol. Norimb. 1730. Sect. 44 N. 434. Wodurch Hanthaler auf diese Idee gekommen, ist unerfindlich. „Casus papales ad censuras eccles“. 1516. Enthält Casus Bullae Caenae, dann folgen 24 andere päpstliche, 39 bischöfliche Bannfälle und extra Sent. Excomm. Episc. reservati. Unter den letzteren Fällen befindet sich auch der vom nächtlichen Erdrücken der Kinder im Schlafe. „Antiphonarium“ 1519; das letzte aus der Presse Winterburger’s mit seinem Namen hervorgegangene Werk, mit sehr großen geschnittenen rothen Titellettern, großer schwarzer Schrift, ansehnlichen Capitalbuchstaben und schwarzen Choralnoten auf rothen Linien. Bei der Größe und Verschiedenheit der Typen läßt dieses Product eine wohl eingerichtete Officin und ein bedeutendes Vermögen voraussetzen. Unter den undatirten Drucken ist das „Begencknus Kayserl. Maiestat …“ bemerkenswerth, welches wahrscheinlich aus dem Jahre 1493 stammt. Es ist dieses eine sehr interessante Beschreibung der für den Kaiser Friedrich III. veranstalteten Leichenfeierlichkeiten; Messen, erzählt u. A. der ungenannte Verfasser, seien auf diesen Tag gelesen worden 682 und für eine jede hätte man 18 Kreuzer gegeben.

Kauz, Ueber die wahre Epoche d. eingef. Buchdruckerk. in Wien. 1784. S. 126. – Schier, Comm. de prim. Vindobon. Typogr. p. 15. – Leich, Annal. typogr. p. 86. – Denis, Wiens Buchdruckergesch. S. VI–VII und Nachtrag S. 28–29. – Schelhorn, Amoen. hist. Eccl. I, 808. – Panzer an versch. Stellen. – Serapeum 1845, S. 53.


Anmerkungen (Wikisource)

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