Abendgebet

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Textdaten
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Autor: Johann Baptist von Alxinger
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Titel: Abendgebet
Untertitel:
aus: Gedichte S. 5–7
Herausgeber: Friedrich Just Riedel
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1780
Verlag: Johann Jacob Gebauer
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Erscheinungsort: Halle
Übersetzer:
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Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[5] Abendgebet.

HErr! wie manches Herz voll Kummer
Wiegst du jetzt in süsser Ruh,
Drückst mit Fittigen des Schlummers
Manches Aug, das weinet, zu!

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     Doch eh ich das meine schliesse,

Schau’ es noch zu dir empor!
Meines Dankes Stimme fliesse
In dein horchend Vaterohr!

     So wie zwischen dieser Wolke

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Sanft der Mond, und leuchtend schwebt,

So hat unter seinem Volke
Unter uns dein Sohn gelebt,

     Hat mit hellem Licht der Wahrheit
Rings die Finsterniß zerstreut,

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Dem Verstand gegeben Klarheit

Und dem Herzen Folgsamkeit.

[6]      That ich heut wol, was die Lehre
Dieses Sohns von mir begehrt,
War ich heute wol der Ehre

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Mensch und Christ zu heissen werth?


     Hatte mich kein Hochmuthfunken,
Nicht der Wollust Glut entzündt,
War ich nicht von Freuden trunken,
Die wie Rauch vergänglich sind?

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     Hatt’ ich immer mein Gemüthe

Zu dem Gebenden erhöht,
Nie der Armuth leise Bitte,
Nie der Freundschaft Rath verschmäht?

     War ich denen, die mich hassen,

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Gerne zu verzeihn bereit?

War ich in dem Glück gelassen,
Stark in Widerwärtigkeit?

     Zitternd, Gott! und mit Erröthen
Muß ich es mir selbst gestehn;

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Darf kaum wagen, dir zu beten,

Und gen Himmel aufzusehn;

[7]      Wie auf meinem Haupt die Haare,
Mehrten meine Schulden sich:
Mußt ich Sünder dann zur Bahre,

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O wie stünd’ es wohl um mich!


     Aber du, der mir das Leben
Noch zur Buß gefristet hat,
Wirst, Allgütiger! vergeben
Deines Knechtes Missethat!

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     Und o sollt’ auch meiner Nächte

Diese Nacht die letzte seyn,
Hüllete des Todes Rechte
Jetzt mein Aug gebrochen ein:

     Gieb, daß von verdienter Rache

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Durch des Sohns Verdienst befreyt,

Ich verklärt und froh erwache,
Dich zu sehn in Ewigkeit.