Allerlei alter Glaube

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Textdaten
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Autor: Wilhelm Busch
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Titel: Allerlei alter Glaube
Untertitel:
aus: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. S. 138-139
Herausgeber: Otto Nöldeke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1910
Verlag: Lothar Joachim
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Erscheinungsort: München
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Originalherkunft:
Quelle: ULB Düsseldorf und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[138]
48.
Allerlei alter Glaube:

Gegen blaue Milch hilft es, wenn man eine Mistgabel glühend macht und sie in die frischgemolkene Milch hineinsteckt.

Wenn man einen Schatz graben will, muß man Pflöcke in die Erde stecken und sie mit Fäden von ungekochtem und ungebleichtem Garn umziehen.

Wenn die Schweine behext sind, werden sie dreimal rückwärts durch ein Stück ungekochtes Garn gezogen. Wenn einer bestohlen ist, so muß er des Nachts zwischen zwölf und eins im bloßen Hemde vor die Kirchthüre gehen und es durch das Schlüsselloch dem Todtenreiche klagen, dann wird ihm der Dieb genannt.

Wenn man viel Butter haben will, so muß man einen Stiel von Kreuzdornholz in das Butterfaß nehmen. – Auch ist Kreuzdornholz gegen Hexen gut.

Wenn ein Mädchen ihren künftigen Geliebten sehen will, so muß sie in der Christnacht einen Eimer mit Wasser in die Stube stellen, einen Stuhl dabei und darüber ein Handtuch hängen. Sie selbst muß sich nackend unter den Tisch setzen. Dann kommt der Geliebte, wäscht sich aus dem Eimer und trocknet sich an dem Handtuch. – Eine Magd thut das; da kommt der Hausherr, dessen Frau noch lebt. Das Mädchen schämt sich sehr, aber es vergeht kein Jahr, so stirbt die Frau und der Mann heirathet die Magd.

Wenn ein Mädchen in der Christnacht rückwärts stillschweigend zum Brunnen geht, rückwärts einen Eimer Wasser heraufzieht, rückwärts einen Wagen aus dem Hause schiebt, so hilft ihr der zukünftige Geliebte anfassen.

Am Matthiasabend (24. Februar) werden zwei Walnußschalen mit Öl gefüllt, Dochte hineingelegt und diese angezündet. Dann setzt man die [139] Schalen auf ein Becken mit Wasser, so daß sie darauf schwimmen und denkt sich ein Mädchen und einen jungen Burschen. Stoßen die Schalen mit der vorderen Seite zusammen, so heirathen sich die zwei; berühren sie sich mit den Rückseiten, so wird nichts aus der Heirath. – An demselben Abend gießen die Knaben Blei, um zu sehen, welches Handwerk sie lernen sollen.

Gesträuch, das ein Meineidiger gehauen hat, ins Korn gestellt, verscheucht die Vögel. (Mein Vater erzählte, daß in Ilwese ein solcher Mann gewesen wäre, dem hätten die Leute heimlich Bracken weggenommen, oder sie hätten ihn zum Holzhauen bestellt, ohne natürlich den Zweck zu verrathen.)

Wenn man die erste Schwalbe sieht, muß man unter dem linken Fuß in die Erde graben, so findet man eine Kohle, die gegen das Fieber gut ist.

In manchen Gegenden wird dem Todten ein Pfennig mitgegeben. Der Tischler, welcher den Todten in den Sarg legt, erinnert die Verwandten daran.[1]

Wenn das Heerdfeuer sprüht und eine Kohle herabspringt, so giebt es Streit im Hause, wenn man nicht schnell ruft: »In’t nâwerhûs! In’t nâwerhûs!«

Ein heller Schein über einem Hause bei Nacht zeigt an, daß es dort nächstens brennen wird. Von solchem Feuervorspuk sagt man: et wâbert.

Im Wirbelwind, Küselwind, der wârwind genannt wurde, der auf dürren Wegen mit Staub dahinzieht, soll eine Hexe drin sitzen.


  1. Als mein Onkel in Mechtshausen begraben wurde, hatte der Tischler es vergessen und fragte, ob wir den Sarg auch noch einmal wieder öffnen wollten. O. N.