Am Ammersee

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Ernst Ziel
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Am Ammersee
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 1, S. 13
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1878
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[13]

Am Ammersee. Nach seinem Oelgemälde auf Holz übertragen von Prof. Karl Raupp.

Es steht eine Weide am Ammersee.
Die taucht ihr Gezweig in die Fluthen.
„Ade, goldhaariger Schatz, ade!
Nun gilt’s für den König zu bluten.

5
Traut war es zu kosen, Boot an Boot,

Wenn die Wasser rauschten im Ammerse,
Und über ein Jahr, wer weiß, bin ich todt –
Ade nun, mein Schatz, ade!“

Sie fuhren noch einmal den See entlang

10
Wohl unter die flüsternde Weide,

Die Herzen so weh, die Herzen so bang –
sie kos’ten in Lust und in Leide.
Ab stieß er den Nachen – er schwenkte den Hut:
Da rauschten die Wasser im Ammersee.

15
„Dem König gehorcht ein Soldatenblut –

Ade nun, mein Schatz, ade!“

Und über ein Jahr ein Reitergrab
Liegt einsam auf fremder Haide.
Es neigt die Zweige darüber herab

20
Eine wilde, verwachsene Weide;

Sie seufzt in die Winde – die tragen es fort,
Und die Wasser rauschen im Ammersee:
„Dein Liebster, der schlummert am Haideort –
Ade nun, mein Schatz, ade!“

25
Eine Weide, die steht am Ammersee;

Sie taucht ihr Gezweig in die Fluthen;
Es thut wohl kein Herzeleid so weh,
Als um Liebe, um Liebe verbluten.
Nun schimmert’s herauf alabasterweiß

30
Durch die rauschenden Wasser im Ammersee:

„Goldhaarige Stirn, wir umplätschern dich leis –
Ade nun, mein Schatz, ade!“ Ernst Ziel.