Anna Sachse-Hofmeister

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Titel: Anna Sachse-Hofmeister
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aus: Die Gartenlaube, Heft 44, S. 755
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1888
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[741]

Anna Sachse-Hofmeister.
Nach einer Photographie von J. C. Schaarwächter in Berlin.

[755] Anna Sachse-Hofmeister. (Mit Porträt S. 741.) Eine Sängerin in des Wortes echter Bedeutung ist es, deren Bild diese Zeilen begleiten, eine Sängerin von seltener künstlerischer Universalität, gleich geeignet für klassische und moderne Musik.

Anna Sachse-Hofmeister wurde am 26. Juli 1852 in dem weinberühmten Gumpoldskirchen, einem beliebten Ausflugsorte der Wiener zur Zeit des „Heurigen“, als die Tochter des dortigen Schullehrers geboren, der zugleich das Amt des Regens chori in der Kirche innehatte und mit Vorliebe der Pflege klassischer Musik oblag. Beim Gottesdienste, oft schon zur Frühmette, erklang das silberhelle Stimmchen des Kindes mit seinem reinen Wohllaut vom Orgelchor herab. Nachdem das Mädchen der musikalischen Lehre des Vaters entwachsen, sorgte derselbe für fernere Ausbildung, und so trat Anna Hofmeister in die – Violinklasse des Wiener Konservatoriums ein. Gesangliche Studien wurden nur nebenher bei der Lehrerin Passy-Cornet betrieben, bis die sich immer mehr entwickelnde stimmliche Begabung den Sieg über die Kunstfertigkeit im Geigenspiel davontrug und Hofkapellmeister Proch mit der Ausbildung der vielversprechenden Novize für die Bühne betraut wurde. Dieser Studiengang erklärt viele gerühmte Vorzüge der Künstlerin, insbesondere eine glockenreine Intonation und den wohlgebildeten und durchaus schlackenfreien Ton des Organes.

Im Jahre 1871 finden wir die blutjunge Sängerin, nachdem sie als Leonore im „Troubadour“ in Olmütz eine Probe ihres Talentes abgelegt, als engagirtes Mitglied am Stadttheater zu Würzburg. Die Begabung unserer Künstlerin wie ihre stattliche Bühnenerscheinung wiesen sie so gebieterisch auf die Rollen des hochdramatischen Faches hin, daß sie als Anfängerin schon dieselben Rollen wie heute als Primadonna der Berliner Oper sang.

Ihre Laufbahn war rasch und glänzend; nachdem sie schon 1871 in den Verband des Stadttheaters zu Frankfurt am Main getreten, hatte sie am Schlusse des bis 1876 verlängerten Kontraktes bereits die Wahl zwischen Dresden und Berlin.

Sie zog die Berliner Hofbühne vor, um dann nach zweijähriger Thätigkeit am Opernhause nach Dresden überzusiedeln, wo ihr die Generaldirektion nach ihrer Verheirathung abermals einen glänzenden Kontrakt bot. Hier bezeichnete das Engagement der Frau Sachse-Hofmeister im Verein mit den Künstlern Marcella Sembrich und Emil Götze, welche damals in Dresden ihre ersten theatralischen Versuche machten, einen Glanzpunkt der Oper. Dasselbe war in Leipzig der Fall, wohin die Sängerin nach Lösung ihres Dresdener Kontraktes übersiedelte, wo sie 1880 bis 1882 im Verein mit der unvergeßlichen Frau Reicher-Kindermann das Publikum zur Begeisterung hinriß. Die in diese Zeit fallende Vorführung des Nibelungenringes von Richard Wagner im Berliner Viktoriatheater brachte der Künstlerin, welche bei diesen Aufführungen mitwirkte, neben ihrem äußeren Erfolge als Sieglinde einen doppelten Triumph ein: einmal das Wiederengagement an der Berliner Hofoper, anstelle der scheidenden Frau Mallinger, andererseits aber die persönliche Bekanntschaft mit Richard Wagner, der sie als die „Sieglinde seiner Träume“ bezeichnete und es lebhaft bedauerte, daß sie das Anerbieten, die Sieglinde 1876 in Bayreuth zu singen, krankheitshalber hatte ablehnen müssen.

Anna Sachse-Hofmeister umfaßt in ihrem Repertoire alle Rollen des hochdramatischen Faches, von besonderer Bedeutung aber ist es, daß neben vollendeter Wiedergabe Wagnerscher Gestalten wie Elsa, Elisabeth und Sieglinde etc. ihr insbesondere auch die Rollen des klassischen Repertoires und großen Stiles in vollendeter Weise gelingen, ohne daß sie sich schauspielerischer oder stimmlicher Uebertreibungen schuldig macht; ihre Hauptrollen neben den oben erwähnten: Fidelio, Eyryanthe, Rezia, Donna Anna, Aïda etc. werden von dauerndem Eindruck bei jedem bleiben, der für das künstlerisch schöne Maßhalten Sinn hat.