Antwort auf einen Brief des Malers Oskar Coester

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Textdaten
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Autor: Joachim Ringelnatz
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Titel: Antwort auf einen Brief des Malers Oskar Coester
Untertitel:
aus: Allerdings, S. 24–25
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1928
Verlag: Ernst Rowohlt Verlag
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: UB Bielefeld und Commons
Kurzbeschreibung:
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ANTWORT AUF EINEN BRIEF

DES MALERS OSKAR COESTER

Ein Wort auf das, was du gesprochen.
Stütz guten Kopf in gute Hand
Und laß dein Herz ans Weinglas pochen:

Heimat ist kein begrenztes Land.

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Auch wo man Muttersprache spricht,

Ist Heimat nicht.
Mich deucht, es will auch nichts besagen,
Ob einer seine Heimat kennt.
Denn Lüge ist, was auf Befragen

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Das Heimweh uns als Heimat nennt.


Ein schmutzig Loch kann rührend sich verkneifen,
Und höchste Würde kann zur Blase reifen.

Stich fest in das Humorische!

Heimat? Wir alle finden keine,

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Oder – und allerhöchstens – eine

Improvisatorische.
Es kommt auch gar nicht darauf an. – –

Ich danke dir für den Vergleich
Mit einem braven Reitersmann.

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Man tue möglichst, was man kann.


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Coester, du bist von Gott aus reich.

Schäum aus, was du zu schenken hast;
Das Letzte wäre dir noch Last.
Und warte frech, doch fromm auf Leiden.

Denn du wächst neben dem Jahrhundert.

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Du bist der größre von uns beiden.

Ich habe dich so oft bewundert. –
Wie kläglich ist es zu beneiden. –

Du wurdest leider mir von fern
Noch lieber, als du warst im Nahen.

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Nun, da wir lange uns nicht sahen,

Bild ich mir ein: Du hast mich gern.
Ach bitte komme bald zurück
Mit offnem, unverwitzeltem Vertraun.

Ich wünsche dir fürs neue Jahr viel Glück,

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Eine Frau (zur Hochzeit mich einladend)

Und andre große Nebenfraun
Und was du sonstens wichtig brauchst.
Daß du nie was anders, als wie badend,
Auch für Minuten nur untertauchst.