BLKÖ:Brokoff, Johann Ferdinand

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Brognoli, Anton
Band: 2 (1857), ab Seite: 159. (Quelle)
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Brokoff, Johann Ferdinand[WS 1] (Bildhauer, geb. zu Prag 1688, gest. 1731). Sein Vater Johann[WS 2] (geb. zu Georgenberg in Oberungarn 1652, gest. zu Prag 28. Dec. 1718) war auch Bildhauer, der, nachdem er einige Uebung in seiner Kunst erlangt, auf Wanderung ging und nach Prag kam, wo er fünf Jahre verweilte, dann nach Regensburg ging, und 1682 in Stockau zum katholischen Glauben übertrat. Später kehrte er nach Prag zurück, wo er bis an sein Lebensende zubrachte. Seine Arbeiten (von denen Dlabacz in seinem Künstlerlexikon I. Bd., Sp. 230 mehrere aufzählt) sind mittelmäßig. – Der Sohn Johann Ferdinand erhielt den ersten Unterricht von seinem Vater und ging, um sich vollkommen auszubilden, in die Schule Quiteiners, mit dem er vom Jahre 1708–1713 an der Statue der heiligen Dreifaltigkeit, die noch jetzt in Prag sich befindet, arbeitete. Seinen Wunsch, sich an den herrlichen Mustern des classischen Alterthums in Italien auszubilden, mußte er Dürftigkeit halber aufgeben, und somit verlegte er sich fleißig auf das Studium der Natur, worin ihn sein Freund Schor ernstlich förderte. Die ausgezeichneten Arbeiten, welche B. lieferte, bewirkten, daß er einen Ruf nach Schlesien erhielt. Er folgte demselben, doch bald befiel ihn eine Krankheit, welche ihn nöthigte, nach Böhmen zurückzukehren, wo ihn aber der Tod im schönsten Mannesalter (53 J.) ereilte. Zu seinen vorzüglichsten Arbeiten gehören die Statuen auf der Prager Brücke: „S. Johann von Matha“; – „S. Veit“; – „S. Vincenz Ferrerius“ und „S. Prokopius“; – „S. Cajetanus“; – „S. Ignatius Loyola“ und „S. Franciscus Xaverius“. – An dem gräflich Morzin’schen Hause auf der Kleinseite von Prag befinden sich mehrere Bildsäulen seiner Hand, unter andern auch die „Zwei Mohren“ an dem Thore, deren treffliche Ausführung allgemein anerkannt wird; – in der St. Jakobskirche neben dem Altare der heiligen Jungfrau Maria das nach einem Entwurfe des berühmten Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach gearbeitete Grabdenkmal; ein großes Meisterstück; – in der Todtencapelle der St. Galluskirche ein Altar aus Holz mit Bildsäulen; – im gräflich Kollowrat’schen [160] Hause in der Königsstraße in Prag: „Der steinerne Springbrunnen mit der Bildsäule des Herkules, der den Drachen erschlägt“. Füßli in seiner Geschichte der Schweizer Künstler bemerkt von B.: „B. dient zum Beweise, daß man auch, ohne Wälschland gesehen zu haben, als Künstler groß werden könne.“ – Anton, sein Bruder (gest. 14. Sept. 1721) war Maler und Dichter am Hofe Kaiser Karl VI. Joseph, sein zweiter Bruder, war auch Bildhauer, brachte es aber in dieser Kunst nicht über die Mittelmäßigkeit.

Ueber den Vater Johann u. seine Söhne Johann Ferdinand u. Anton siehe: Pelzel (M.), Abbildungen der böhmischen u. mährischen Gelehrten u. Künstler (8°.) II. Thl. S. 149. – Dlabacz (Gottfried Johann), Allg. hist. Künstler-Lexikon f. Böhmen (Prag 1815, 4°.) I. Bd. Sp. 230. – Schaller (J.), Beschreibung von Prag (1794–1797, 4 Bde., 8°.) II. Bd. S. 118. III. Bd. S. 327. – Hammerschmied, Prodrom. Glor. Prag. S. 597. – Eigentlicher Entwurf und Vorbildung der .... Prager Brücken (Prag 1716, J. Kamenicky, 8°.). – Dobrowsky, Böhmische Literatur. I. Bd. S. 229. – Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und Künste. XIX. Bd. 2. St. S. 330, XX. Bd. S. 153. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann). (Wien 1837) I. Bd. S. 891. – Nagler (G. K. Dr.). Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1835 u. f., 8°.) II. Bd. S. 147. – Porträt: Einem Genius an der Bildsäule des heil. Franciscus Xav. auf der Prager Brücke gab Brokoff seine eigene Gesichtsbildung.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. siehe auch: Prokov, Johann Ferdinand.
  2. Johann Brokoff (Wikipedia).