BLKÖ:Czermak, Johann

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Czermak, Jaroslaw
Nächster>>>
Czermak, Joseph
Band: 11 (1864), ab Seite: 387. (Quelle)
Johann Nepomuk Czermak bei Wikisource
Johann Nepomuk Czermak in der Wikipedia
Johann Nepomuk Czermak in Wikidata
GND-Eintrag: 116776951, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Czermak, Johann|11|387|}}

Czermak, Johann (Arzt und Physiologe, geb. zu Prag 1828).[BN 1][BN 2] Bruder des Jaroslav und Joseph; erhielt seine erste Ausbildung in seiner Vaterstadt, bezog 1845 die Wiener Universität, wo er unter Hyrtl’s und seines Onkels Leitung studirte. 1847 ging er nach Breslau, wo sich unter Purkyně den physiologischen Studien widmete. 1850 erhielt er zu Würzburg die medicinische Doctorwürde und unternahm mit seinem Lehrer und Freunde Kölliker eine längere wissenschaftliche Reise nach England, Schottland, Irland, Holland und Belgien, besuchte Paris und begab sich sodann 1851 nach Prag, wo er Assistent [388] am neuerrichteten physiologischen Institute Purkyně’s wurde und sich als Docent der Physiologie habilitirte. 1855 ward er zum Professor der Zoologie in Gratz ernannt, ging 1856 nach Krakau und gründete daselbst das physiologische Institut. 1858 berief ihn die Pesther Universität, um daselbst ein gleiches Institut einzurichten. In Folge des nationalen Umschwunges verließ er 1860 freiwillig seine dortige Stellung und widmete sich von nun an vorwiegend der Laryngoskopie. 1860 besuchte er Paris und London, um Vorträge über diesen Gegenstand zu halten, erregte hier allgemeine Aufmerksamkeit und die Pariser Akademie verlieh ihm unter ehrender Erwähnung den Preis von 1200 fl. Im Herbste desselben Jahres kehrte er nach Prag zurück und begründete ein selbstständiges Institut.[BN 3] 1862 ging er abermals nach London und verblieb daselbst den ganzen Sommer, wo er zur Ausstellungszeit von Patienten, welche die Hilfe des Kehlkopfspiegels in Anspruch nahmen, und von Aerzten, welche sich über dieses Instrument belehren wollten, in umfassendster Weise in Anspruch genommen wurde. Sein Ruf in England ward ein so großer, daß er 1863 abermals dahin berufen wurde, um an den Universitäten Großbritanniens Vorträge zu halten. Die wissenschaftlichen Arbeiten Cz.’s begannen bereits 1848 und behandeln vorzugsweise Physiologie, Histologie und vergleichende Anatomie. Vom Jahre 1858 an war er damit beschäftigt, den Liston-Garcia’schen Kehlkopfspiegel durch wesentliche Verbesserungen der praktischen Medicin zugänglich zu machen, und eröffnete somit der Heilkunde unter dem Namen Laryngoskopie ein ganz neues Feld, ja er vervollkommnete die Liston-Garcia’sche Methode auch dadurch, daß er seine Untersuchungen auf die Nasenorgane ausdehnte und diesem bisher ungekannten Fache den Namen Rhinoskopie gab. Czermak’s zahlreiche laryngoskopische und rhinoskopische Abhandlungen sind in den meisten Fach-Journalen verbreitet und erschien sein selbstständiges Werk über diesen Gegenstand unter dem Titel: „Der Kehl- Kopfspiegel und seine Verwerthung für Physiologie und Medicin“ (Leipzig 1860, Engelmann), welches bereits eine neue Auflage erlebte. Die neuesten Forschungen unter dem Titel: „Mittheilungen aus dem Privatlaboratorium des Professors Cz. zu Prag“ werden in Kurzem in Wien (Verlag seines jüngsten Bruders Karl Cz., welcher im October 1863 daselbst eine Buchhandlung mit vorwiegend medicinisch-naturwissenschaftlicher Richtung begründete) in zwanglosen Heften erscheinen. Viele seiner Facharbeiten sind von der kais. Akademie der Wissenschaften zu Wien [vergleiche die 4 Register zu den 40 Bänden der Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften] herausgegeben worden und einige, in’s Böhmische übersetzt, in der „Živa“ und im neubegründeten Journal der böhmischen Aerzte erschienen. Eine englische und französische Uebersetzung des „Kehlkopfspiegels“ ist bald nach dem Erscheinen des Originals, eine holländische vor Kurzem gemacht worden.

Hirschel (Bernhard Dr.), Compendium der Geschichte der Medicin von den Urzeiten bis auf die Gegenwart mit besonderer Berücksichtigung der Neuzeit und der Wiener Schule (Wien 1862, Wilhelm Braumüller, gr. 8°.) S. 416, 459, 461, 465, 478, 480, 481, 493, 556, 560. – Bohemia (Prager Journal, 4°.) 1863, Nr. 161, S. 86. – Deutsche allgemeine Zeitung (Leipzig, Brockhaus, 4°.) 1862, Beilage zu Nr. 153. – Mährischer Correspondent (Brünn, 4°.) 1863, Nr. 176.[BN 4]

Berichtigungen und Nachträge

  1. Czermak, Johann [Bd. XI, S. 387; Bd. XIV, S. 421; Bd. XXIII, S. 380], geb. zu Prag 17. Juni 1828, gest. zu Leipzig um die Mitte September 1873.
    Neues Wiener Blatt 1873, Nr. 171. – Allgemeine Zeitung (Augsburg) 1873, Nr. 262, S. 3980. [Band 26, S. 372]
  2. E Czermak, Johann [Bd. XI, S. 387; Bd. XIV, S. 421; Bd. XXIII, S. 380; Bd. XXVI, S. 372] (gest. zu Leipzig 18. September 1873).
    Neue illustrirte Zeitung. Redigirt von Johannes Nordmann (Wien, kl. Fol.) I. Jahrg. (1873), Nr. 39 [nach dieser geboren zu Prag 17. Juni 1828]. [Band 28, S. 329]
  3. E Czermak, Johann [s. d. Bd. XI, Nachtrag S. 387]. Professor Czermak lebte zu Prag als Leiter eines eigenen Privat-Institutes für physiologische Arbeiten. Im Frühling des laufenden Jahres (1865) erhielt er einen Ruf als Professor der Physiologie an die Jenaer Hochschule, den er annahm und bereits im Sommersemester des g. J. seine Vorträge an derselben begann.
    Presse (Wiener polit. Journal) 1865, Nr. 107, in der „Kleinen Chronik“. [Band 14, S. 421]
  4. E Czermak, Johann [Bd. XI, S. 387; Bd. XIV, S. 421].
    Presse 1865, Nr. 107, in der „Kleinen Chronik“. – Neue freie Presse 1865, Nr. 391; ebenda 1867, Nr. 985: „Der Kehlkopfspiegel“. – Zarncke (Friedrich), Literarisches Centralblatt (Leipzig, Avenarius, 4°.) 1869, Nr. 27, Sp. 794: über seine populären physiologischen Vorträge“. – Slovník naučný, Bd. II, S. 497, Nr. 4. [Band 23, S. 380]