BLKÖ:Habsburg, Albrecht II.

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Habsburg, Albrecht I.
Band: 6 (1860), ab Seite: 138. (Quelle)
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8. Albrecht II. der Lahme, auch genannt der Weise, Herzog von Oesterreich (geb. am 12. December 1298, gest. zu Wien am 20. Juli 1358). Sohn Albrecht’s I., Bruder Friedrich’s des Schönen. Gemalin: Johanna, [139] Erbtochter Ulrich’s, letzten Grafen zu Pfyrt, geb. zu Basel 1300, gest. zu Wien am 15. November 1351. Kinder: Rudolph IV. der Sinnreiche; Friedrich III. der Freigebige; Leopold III. der Gerechte; Albrecht III. mit dem Zopfe; Agnes, Gemalin Heinrich’s II., Herzog zu Jauer in Schlesien (gest. 1356), und Margaretha, Gemalin Mainhard’s IV., Grafen von Tirol (gest. 1363), und nach dessen Tode Heinrich’s, Markgrafen in Mähren. Wahlspruch: Um das Sinnbild eines Stelzfußes die Umschrift: „et hic virum agit“ (wie Fugger sie treffend übersetzt:

Auch dieser kann
Stehn als ein Mann).

Hervorragende Lebensmomente: Kurze Zeit nach seines Bruders Friedrich’s Tode (25. März 1330), brachten ihm Meuchelmörder an der Tafel Gift bei, wovon auch seines Bruders Otto Gemalin, Elisabeth von Bayern, genossen hatte. Letztere starb daran, während Albrecht II. gerettet wurde, aber zeitlebens an Händen und Füßen gelähmt blieb, woher sein Beiname der Lahme. Sein Scharfsinn und seine Gelehrsamkeit gaben ihm den Beinamen des Weisen. Ein Krieg wider Bayern, im Bunde mit Böhmen unternommen, um Bayerns unrechtmäßige Ansprüche auf das Land ob der Enns zurückzuweisen, schloß mit dem Frieden zu Hagenau (August 1330); eine Fehde mit Johann von Böhmen endete im November 1332. Mit dem Luzernerbunde schloß er einen Landfrieden. Aber nicht lange währte derselbe. Zuerst ward der Kern des Aargauischen Adels von den Bernern unter Rudolph von Erlach bei Laupen (21. Juni 1339) erschlagen; dann folgte die Zürcher Mordnacht (23. Februar 1350), so daß Albrecht mit vielen Fürsten, Grafen und Herren gegen Zürch zog, und es dreimal, immer mit wechselndem Glücke, belagerte. Walter von Stadion, der in Glarus Landvogt war, fiel im Kampfe für seinen Herrn auf dem Rütifeld bei Näfels. Der Ausgang dieses Kampfes hatte die Verstärkung des eidgenossischen Bundes durch Glarus und Zug zur Folge. Erst im Jahre 1355 (am 25. Juli) vermittelte Kaiser Karl IV. (von Böhmen) zu Regensburg einen Stillstand der unaufhörlichen blutigen Kämpfe. Segensvoll waltete A. in den Erblanden. Die Steiermärker haben von ihm das noch heute wichtige „Bergbüchel“ und die Verdeutschung (1339) der Rudolphinischen Landhandfeste von 1277; die Kärnthner ihre Landhandfeste und Rechte, den steiermärkischen nachgebildet, erhalten. Die blutig verfolgten Juden beschützte er; als das ihm feindlich gesinnte Basel (18. Oct. 1356) von einem Erdbeben gänzlich zerstört ward, und es in Albrecht’s Macht lag, sich der Stadt zu bemächtigen, erwiederte er jenen, die es forderten: „Da sei Gott für, daß ich die Betrübten noch mehr betrübe, und die ängstige, die Gottes Hand schon schwer getroffen hat. Wir wollen ihnen vielmehr helfen, die Stadt wieder aufbauen, alsdann können wir mit Ehren hinziehen, und mit ihnen rechten“, und Albrecht half ihnen. Von seiner Gemalin Johanna erhielt er nach vorangegangener 15jähriger Unfruchtbarkeit nacheinander drei Söhne.

Pez, Scriptores rerum Austriacarum II, S. 372–383: „Chronicon Alberti ducis Austriae II. vulgo contracti authore anonymo carthusiano Gemnicensi“. – Kurz (Franz Ser.), Oesterreich unter Herzog Albrecht dem Lahmen (Linz 1819, 8°.). – Steyerer (Anton), Commentarii pro historia Alberti II., ducis Austriae cognomento Sapientis (Lipsiae 1725, Fol.). – Schmit Ritter von Tavera (Carl Dr.), Bibliographie zur Geschichte des österreichischen Kaiserstaates [140] (Wien 1858, 8°.) Nr. 416–433. – Unter den kleineren Aufsätzen über Albrecht II. siehe: Hormayr’s „Plutarch“ Bd. II oder den Abdruck desselben in der „Austria, österr. Universal-Kalender“ für 1853, S. 83–86. – Die Zürcher Mordnacht behandelte Ad. Weisser in einer Volksgeschichte (1856); J. J. Altdorffer in einem Schauspiele (1781) und J. K. Ziegler in einem Gedichte (1750). – Porträt. Gest. von Hyrtl (Wien, Schaumburg, 8°.).