BLKÖ:Habsburg, Karl II. von Steiermark

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
fertig
Nächster>>>
Habsburg, Karl II.
Band: 6 (1860), ab Seite: 358. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Karl II. (Innerösterreich) in der Wikipedia
Karl II. in Wikidata
GND-Eintrag: 118560069, SeeAlso
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Habsburg, Karl II. von Steiermark|6|358|}}

132. Karl II. von Steiermark, Erzherzog von Oesterreich (geb. in Wien 3. Juni 1540, gest. in Gratz 10. Juli[BN 1] 1590). Der dritte und jüngste Sohn des Kaisers Ferdinand I. und Anna’s, Tochter Wladislaus’ IV., Königs von Böhmen und Ungarn. Gemalin. Seit 26. August[BN 2] 1571 Maria von Bayern, Tochter Albert’s V. des Großmüthigen. Kinder: Ferdinand [geb. 15. Juli 1572, gest. als Kind am 1. August 1572); [359] Anna (geb. zu Gratz am 16. August 1573, gest. in Polen 10. Februar 1598 [s. Nr. 27]; Maria Christina (geb. 10. November 1574, gest. zu Hall in Tirol 1612), am 5. März 1595 mit Sigmund Bathory, Fürsten von Siebenbürgen, verlobt, zog sich nach aufgelöster Ehe am 3. October 1607 in das Nonnenkloster Hall in Tirol zurück, wo sie bis an ihren Tod blieb; Katharina Renata (geb. 4. Juni 1578, gest. als Braut Ranuncio’s V., Herzogs von Parma, am 29. Juni 1595); Elisabeth (geb. 13. März 1577, gest. 19. Jänner 1586); Ferdinand, nachmals als deutscher Kaiser der II. [s. Nr. 82]; Karl (geb. 15. Juli 1579, gest. 17. Mai 1582); Gregoria Maximiliana (geb. 22. März 1581, gest. als Braut König Philipp’s III. von Spanien, am 20. September 1597); Eleonore (geb. am 25. September 1582, gest. 28. Jänner 1620), trat am 3. October 1607 als Nonne zu Hall in Tirol ein; Maximilian Ernst (geb. 17. November 1583, gest. 18. Februar 1616), Großmeister des deutschen Ordens, führte die barmherzigen Brüder in Gratz ein; Margaretha (geb. am 25. December 1584, gest. 3. October 1611), vermält am 18. April 1599 mit König Philipp III. von Spanien; Leopold (geb. am 9. November 1586, gest. 13. September 1632), wurde Bischof von Straßburg und Passau, bot seine Passauer (Passauer Volk) zu Gunsten des von seinen böhmischen Unterthanen bedrängten Kaisers Rudolph II. auf, resignirte später seine geistlichen Würden, vermälte sich mit Claudia von Florenz und starb als Fürst von Tirol; Constantia (geb. 24. December 1588, gest. am 10. Juli 1631) [s. Nr. 49]; Maria Magdalena (geb. am 7. October 1589, gest. 1631), vermält 1608 mit Cosimo II. von Medicis, Großherzog von Florenz; und Karl Posthumus (geb. 20 Tage nach seines Vaters Tode, am 1. August 1590, gest. 26. Dec. 1625), seit 1618 Bischof von Breslau. Hervorragende Lebensmomente. In seiner Jugend bereiste Erzherzog Karl Deutschland, Italien und Spanien. In der Theilung der väterlichen Erbländer, welche früher bereits getheilt worden waren, aber durch Kaiser Friedrich vereint auf seinen Sohn Maximilian I. vererbt und nun neuerdings getheilt wurden, erhielt er Steiermark, Kärnthen, Krain und die Grafschaft Görz. Sein ältester Bruder Maximilian erhielt Böhmen und sein anderer Bruder Ferdinand [siehe d. Nr. 86] Tirol. Im Jahre 1564, kurz vor seines Vaters Tode, ließ er sich in den ihm zugefallenen Ländern huldigen. Im Jahre 1566 führte er den Vorsitz in der Versammlung der Stände Ungarns, welche wegen des Türkenkrieges in Preßburg tagten. Als die Türken Steiermark in wiederholten Einfällen bedrohten, stellte er ihnen energischen Widerstand entgegen und ließ auch in Croatien am Flusse Culpa aus diesem Anlasse eine Festung erbauen, die nach seinem Namen Karlstadt genannt wurde (1570). Er gab den Steiermärkern Religionsfreiheit, und als er ihnen dieselbe 1580 wieder entziehen wollte, gab er den ihm gemachten Vorstellungen nach, gestattete dem Rathe und den Bewohnern von Gratz freie Religionsausübung und bestätigte nach Empfang einer ansehnlichen Summe dem Lande die Privilegien der Religionsfreiheit. Außerdem erbaute er in Steiermark das Schloß Karlau (1571), brachte die Jesuiten nach Gratz (1573), dämpfte den Aufstand der windischen Bauern, gab eine neue Gerichtsordnung, führte den Gregorianischen Kalender in Steiermark [360] ein (1581), ließ 1583 die Landhandfeste sammeln und stiftete die Universität zu Gratz (1586). Als im Jahre 1590 mehrere aufeinander folgende Erdbeben das Land in Schrecken setzten, unternahm der Erzherzog zu Fuß eine Wallfahrt nach Maria-Zell; hatte sich aber auf diesem Bußgange ein Leiden zugezogen, dem er nach seiner Rückkehr nach Gratz, im Alter von 50 Jahren, erlag, indem er zuvor noch im Bade von Mannersdorf Linderung für dasselbe, jedoch vergeblich, gesucht hatte. Karl II. bietet als Mensch charakteristische Gegensätze dar. Mit großer Strenge gegen sich selbst verband er Nachsicht gegen Andere, und während er für seine Person die einfachste Lebensweise führte, herrschte an seinem Hofe seltene Pracht und fürstlicher Luxus. Die einfache Kleiderordnung, die er für sich und seine Familie im Leben geltend machte, bildet einen fast rührenden, aber nicht zu übersehenden Gegensatz zu dem wahrhaft königlichen Mausoleum in Seckau, welches im Tode seine und der Seinigen Ruhestätte sein sollte.

Hochzeitsfeier Carl’s (II.), Erzherzogs von Oesterreich, mit Maria, Prinzessin von Bayern, im Jahre 1571 (Nürnberg 1816, 8°.).– Megiser, Annales Carinthiae, lib. 12, c. l.Valvasor, Ehre von Crain. – Gansius, Arboretum Austriacum. – Lesefrüchte, herausg. von J. J. C. Pappe, 1828, 4. Bd. 10. und 11. Stück: „Heirathsverhandlungen zwischen dem Erzherzoge Karl von Oesterreich und der Königin Elisabeth von England.“ Nach Spittler. – Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode, herausg. von Withauer (Wien, 8°.), 1838, Nr. 146, S. 1165: „Des Grafen von Helfenstein Werbung um die Hand der englischen Königin Elisabeth für den Erzherzog Carl.“ [Nach dem lateinischen Original im 9. Bande von Buchholz’s Geschichte Ferdinand I.] – Bergmann (Joseph), Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des österreichischen Kaiserstaates vom XVI. bis zum XIX. Jahrhunderte (Wien 1844, Tendler und Comp.) Bd. I, S. 38, 129, 142, 185, 187, 197, 208, 240, 242, 294, 295. Bd. II, S. 10, 47 u. f., 62 u. f., 98, 159, 171, 173, 200. – Schönleben, De Origine Domus Habsburgo-Austriacae. – Khevenhüller, Annales Ferdinandei. – Hübner (Joh.), Genealog. Tabellen (Leipzig 1719, kl. Qu. Fol.) Tab. 127. – Der Sammler. Unterhaltungsblatt für alle Stände (Wien, 4°.) XXXIV. Jahrg. (1842), Nr. 122 und 123: „Trauergepränge nach dem Hinscheiden des innerösterreichischen Landesfürsten Karl II. im Jahre 1590. Von J. V. Sonntag.“ – Der Aufmerksame (Gratzer Unterhaltungsblatt), 1856, Nr. 197 und 198: „Landesfürstliche Familienglieder, die in der Steiermark geboren, getraut oder gestorben sind.“ Geschichtliche Skizzen von Dr. Rudolph Puff. [In diesem längeren Aufsatze, welcher durch Nr. 179, 181, 182, 183, 184 und 196 sich hinzieht, handeln die Nummern 197 und 198 von der jüngern steirischen Linie, u. z. von der Familie Karl’s II.] – Porträte. 1) L. Kilian sc. (kl. 4°.); – 2) P. de Jode exc. (kl. 4°.); – 3) D. Custos sc. (Fol.). Aus der Ambraser Sammlung. Ganze Figur.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Bd. VI, S. 358, Sp. 2, in der Biographie Karl’s II. von Steiermark (Nr. 132) soll Zeile 3 stehen statt 10. Juli: 1. Juli, [Band 7, S. 413]
  2. und Zeile 8 zu Anfang statt 26. August: 20. August. [Band 7, S. 413]