BLKÖ:Henszlmann, Emerich

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hensler, Johann
Band: 8 (1862), ab Seite: 315. (Quelle)
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Henszlmann, Emerich (Archäolog, geb. zu Kaschau 13. October 1813). Besuchte die unteren Schulen in seiner Vaterstadt, später in Eperies und Preßburg und beendete die Studien in Pesth und Wien. 1832 erhielt er zu Padua die medicinische Doctorwürde. In Italien, besonders in Venedig und Rom, verweilte er längere Zeit und studirte in letzterer Stadt vornehmlich die Architektur. Im Zeichnen, Malen und in der Bildhauerei hatte er bereits in Wien bei Joseph Daniel Böhm [Bd. II, S. 20], dem Director der Medailleurakademie, Unterricht genommen. Reich an Kenntnissen kehrte er in sein Vaterland zurück, wo er zuerst mit dem Werke: „Párhuzam az ó és uj kori müvészeti nézetek és nevelések közt, különös tekintettel a müvészeti fejlődésre Magyarországban“, d. i. Parallele zwischen den Ansichten und der Pflege der alten und neuen Kunst, mit besonderer Rücksicht auf die Entwickelung der Kunst in Ungarn (Pesth 1841), öffentlich auftrat. Im Jahre 1846 brachten die „Jahrbücher der Kisfaludygesellschaft“ seine Abhandlung: „Die Tragödie der Griechen mit einem Rückblick auf das christliche Drama“ (Bd. V, S. 125–428), [316] und im nämlichen Jahre erschien noch von ihm: „Kassa városának ó-német stylü templomai“, d. i. Die im altdeutschen Style erbauten Kirchen der Stadt Kaschau (mit 12 Tafeln). Einige Zeit war H. fleißiger Mitarbeiter des „Szépirodalmi Szemle“, d. i. Belletristische Revue, und des „Pesti Hirlap“-, d. i. Pesther Zeitung. Später beschäftigte er sich mit der Bearbeitung des von ihm entdeckten Grundprincips der altgothischen Baukunst. Bei seinen Studien der Architektur des Kaschauer Domes hat H. die arithmetischen Verhältnisse der griechischen Baukunst entdeckt und zugleich nachgewiesen, daß zwischen der griechischen und gothischen Kunst innige Beziehungen bestehen. H. veröffentlichte seine Studien in dem Werke: „Theorie des Proportions appliquées dans l’architecture depuis la XII. Dynastie des rois Egyptiens jusqu’au XVI. siècle“ (Paris 1860, mit 24 Tafeln, in Fol. maximo). Bemerkenswerth nun ist, daß von dieser gewiß interessanten Entdeckung Henszlmann’s Niemand in Oesterreich, auch kein österreichischer Archäolog, Kenntniß nahm, daß hingegen die französische Akademie aus diesem Anlasse in Herrn Lenoir einen eigenen Berichterstatter ernannte, welcher diese Entdeckung des ungarischen Archäologen in einer akademischen Sitzung öffentlich in auszeichnender Weise würdigte und ihre Richtigkeit bestätigte. So muß uns denn wieder das Ausland die Tüchtigkeit unserer Forscher erst bekräftigen (!). Was diese Entdeckung insbesondere werthvoll macht, ist der Umstand, daß die Griechen und Römer diese architekturale Arithmetik gekannt, dieselbe aber stets als kostbares Geheimniß behandelt haben. Ferner ist H. der deutsche Uebersetzer des Werkes von M. H. Bloxam: „Die mittelalterliche Baukunst in England“, welche er nach der 7. Ausgabe bewerkstelligt, mit Anmerkungen versehen und (Leipzig 1847, Handel, 12°., mit 56 Stein- und Holzschnitttafeln) herausgegeben hat. In dem Vorworte würdigt H. mit Fachkenntniß und seltener Unbefangenheit den deutschen Baustyl und that dieß zu einer Zeit, als – wie heut’ – jungungarische und jungčechische Schriftsteller sich noch nicht entblödeten, an den Verdiensten der Deutschen um die Kunst zu mäkeln und den historischen Standpunct verrückend, den Parteistandpunct an die Stelle der historischen Wahrheit zu setzen. Auch hat H. dem von der Circulardeputation des 1843ger Reichstages entworfenen „Gesetzvorschlag über Ungarns Freistädte“, der von J. Kriesztelka übersetzt (Tyrnau 1844, Wachter, 8°.) herausgegeben worden, einen erläuternden Anhang beigefügt und selbst den „Gesetzvorschlag über die Volkserziehung im Königreiche Ungarn“ aus dem Ungarischen übersetzt (ebd. 1844) herausgegeben. H. ist sowohl Mitglied der Kisfaludygesellschaft (seit 1843) als der ungarischen Akademie, in welch’ letzterer er in neuerer Zeit architekturale Vorträge hält, von denen namentlich jener „Ueber die Eigenthümlichkeiten des Spitzbogenstyles und das Verhältniß desselben zur Politik“ bemerkenswerth ist.

Vasárnapi ujság, d. i. Sonntagszeitung (Pesth, 4°.) 1859, Nr. 21: Biographie mit H.’s Porträt im Holzschnitt. – Ferenczy (Jakab) és Danielik (József), Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen (Pesth 1856, Gust. Emich, 8°.) S. 184. – Ujabb kori ismeretek tára, d. i. Das neue Conversations-Lexikon (Pesth 1850, Heckenast, 8°.) Bd. IV, S. 267–271. – Pester Lloyd (Pesther polit. Journal) 1860, Nr. 240 u. 280 [in den Sitzungsberichten der ungarischen Akademie vom 3. December]. – Frankl (L. A.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) 1847, im Kunstblatte [317] Nr. 15, S. 96. – Ostdeutsche Post 1858, Nr. 27. – Humorist, redig. von M. G. Saphir, 1858, Nr. 25. – Frankfurter Konversationsblatt 1858, Nr. 24. – Schmidl (Adolph Dr.), Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst (Wien, 4°.) 1847, Nr. 130, S. 518.