BLKÖ:Jacob von Ungarn

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Jacob von Mies
Band: 10 (1863), ab Seite: 17. (Quelle)
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6. Jacob von Ungarn, das Oberhaupt der Pastorellen[WS 1], einer der merkwürdigsten geschichtlichen, und noch wenig gewürdigten Charaktere des 13. Jahrhunderts. Ungarn war der erste Schauplatz seiner Unternehmungen, die einen theils religiösen, theils socialen Charakter an sich tragen. Durch schwärmerische Predigten, in welchen er dem Landvolke seinen Verkehr mit den Engeln und der Mutter Gottes vorspiegelte und zu einem Zuge in’s gelobte Land, um es den Ungläubigen zu entreißen, entflammte, gewann er einen gewaltigen Anhang, der meistens aus Hirten der ungarischen Ebene bestand, welcher Haufen in Folge dessen den Namen der Pastorellen erhielt. An der Spitze desselben, der schon 30.000 Mann zählte und ein Panier mit dem Lamme, welches das Kreuz trägt, führte, erklärte er sich zum Herrn Ungarns, verließ aber bald das Land und zog über Deutschland nach Frankreich – man setzt die Zeit dieses Zuges in’s Jahr 1251 – wo er in Paris predigte, u. z. mit solchem Erfolge, daß sich sein Anhang auf 100.000 Mann vermehrte. Mit diesem zog er südwärts; obwohl die Bischöfe gegen ihn die Stimme erhoben, hielt das Volk zu ihm, und bald kam es zu blutigen Gräueln; erst als Blanca, Ludwig’s IX. Mutter, gegen den abenteuerlichen Kreuzzügler sich erklärte, erhoben sich die Städte gegen das Heer der Pastorellen, und Jacob, unweit von Bourges angegriffen, wurde zugleich mit Vielen von den Seinen erschlagen. Jacob ist in Frankreich, wo er doch nur endete, besser gekannt, und die Franzosen haben ihm, dem „Maitre de Hongrie, aventurier hongrois et chef des pastoreaux“, wie sie ihn nannten, die verdiente Aufmerksamkeit zugewendet. Unsere Aufgabe wäre es, seinen Anfang und sein Auftreten in Ungarn geschichtlich zu erforschen. [Sismondi, Histoire des francais, tome VII, p. 475 et s. – Dictionaire de la Conversation, im Artikel: Pastoreaux, von Dufey de l’Yonne.] –

Anmerkungen (Wikisource)