BLKÖ:Kachler, Johann

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Kaboga
Nächster>>>
Kachler, Michael
Band: 10 (1863), ab Seite: 343. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Johann Kachler in Wikidata
GND-Eintrag: 116012129, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Kachler, Johann|10|343|}}

Kachler, Johann (Botaniker, geb. zu Wien 7. Februar 1782). In früher Jugend schon beurkundete er ein ungewöhnliches Talent für die Mathematik, später aber für die Botanik. Er besuchte die Normalschule und Realakademie zu St. Anna in Wien, und bereits als Schüler war er Mitarbeiter des zu jener Zeit in Neuwied erschienenen und beliebten Journals „Das Reich der Todten“. 17 Jahre alt, trat er in ein Handelsgeschäft und wurde Buchhalter und Correspondent in einer Großhandlung. In früherer Zeit widmete er neben seinen mathematischen Untersuchungen die Muße seines Berufes schöngeistigen Arbeiten und er schrieb die Stücke: „Drahomira“, „Frostige Liebschaften“, „Zwei Männer auf einmal“, „Das Mädchen von Orleans“, „Redewuth“ und die Parodie „Die Bräute von Messina“, von denen mehrere aufgeführt wurden. In reiferen Jahren aber verlegte er sich ausschließlich auf die Botanik und gelangte darin bald zu solcher Bedeutung, daß ihn Pflanzenkundige des In- und Auslandes zu Rathe zogen, auf ihrer Durchreise besuchten und mit ihm in Correspondenz traten. Als Lord Stanhope im Jahre 1827 auf seiner Reise Wien berührte, besuchte er auch Kachler, dem wenige Tage später von London das Diplom eines correspondirenden Mitgliedes der Gartencultursgesellschaft in England übersendet wurde. K. hat über dieses von ihm mit solcher Liebe gepflegte Fach folgende Werke veröffentlicht: „Grundriss der Pflanzenkunde in Gestalt eines Wörterbuches der botanischen Sprache“ (Wien 1830, Sollinger, 8°.); diesem Werke sind beigefügt eine tabellarische Uebersicht des Linné’schen Systems nach Thunberg’s Abänderungen; ein deutsches Wörterbuch für botanische Ausdrücke; eine Uebersicht des Gewächsreiches und in seinen natürlichen Entwickelungsstufen eine gedrängte Darstellung dieses Systems in Tabellenform; Kachler’s zweites Werk aber ist das „Encyklopädische Pflanzen-Wörterbuch aller einheimischen und fremden Vegetabilien, welche sich durch Nutzen, Schönheit, Seltenheit oder sonstige Eigenthümlichkeiten besonders auszeichnen“. 2 Bde. (Wien 1829, Sollinger, gr. 8°.); die botanischen Benennungen der Pflanzen sind in deutscher, französischer und englischer Sprache, ferner ihre Dauer, Heimat, Formen, Eigenschaften, Verwendung, Cultur, Vermehrung, Synonymen u. dgl. m. angegeben. An einem dritten Werke einem „Universallexikon der Botanik“, arbeitete er viele Jahre, doch ist es nicht zum Drucke gelangt, auch nicht bekannt, ob er es vollendet habe. Kachler, nachdem er das Handlungsgeschäft aufgegeben, eröffnete eine Samenhandlung in Wien, welche, berühmt durch ihre Ordnung und Reichhaltigkeit – sie zählte mehr als 10.000 Samensorten aus allen Zonen der Erde – in London und Paris damals nicht ihres [344] Gleichen hatte. Dabei zeichneten sich die von ihm herausgegebenen Cataloge deren einer unter dem Titel: „Alphabetisch-tabellarisch-scientifisches Samenverzeichniss von Johann Kachler“ (Wien 1839, Mechitharisten, gr. 8°., 2 fl.) erschien, durch ihre instructive treffliche Einrichtung und eine erstaunliche Fülle des Wissens vor ähnlichen Catalogen höchst vortheilhaft aus. Sein in früherer Zeit herausgegebene mathematisches Werk: „Neueste Entdeckungen im Gebiete der allgemeinen Rechenkunst für alle Stände und Nationen“ (Wien 1811, 8°.), welches im Auslande gerechte Würdigung fand, während es im Vaterlande unbeachtet blieb (!), hat Kachler selbst zu Maculatur gemacht. Er aber galt gleich dem Tiroler Franz von Spaun als Rechnungsgenie und war als solches in weiteren Kreisen bekannt. Außer der bereits genannten Londoner Gartenculturgesellschaft, haben die Gartenbaugesellschaft zu Frauendorf in Bayern, die medicinisch-botanische Gesellschaft in London, die mährisch-schlesische Gesellschaft des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde, die k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft in Steiermark, die Gesellschaft der medicinischen und Naturwissenschaften in Brüssel und jene der Freunde des Gartenbaues zu Moskau Kachler zum Mitgliede ernannt. Gräffer berichtet von unedirten Manuscripten, deren er „eine gewaltige Masse nicht in seinem Pulte, sondern in Kisten aufbewahrt“. Der bereits in Ruhestand versetzte Archivsdirector der ehemaligen böhmischen Hofkanzlei, Joseph Franz Emil Trimmel, unter dem Namen Emil als Poet bekannt, war Kachler’s Schwager.

Gräffer (Franz), Wiener Dosenstücke ... (Wien 1852, J. F. Greß, 8°.) 2. Ausgabe, S. 120 [im Artikel: „Rechen-Genies“ (S. 122]. – Derselbe, Neue Wiener Localfresken, geschichtlich, anecdotisch, curios u. s. w. (Linz 1847, Eurich und Sohn, 8°.) S. 162: „Kachleriana“. – Oesterreichische National-Encyklopädie, herausg. von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 128, und Bd. VI, Supplement, S. 506. – Verhandlungen des zoologisch-botanischen Vereins in Wien (Wien, 8°.) Bd. V (Jahrg. 1855), Abhandlungen S. 63, in August Neilreich’s „Geschichte der Botanik in Niederösterreich“. – Oesterreichischer Zuschauer, herausg. von J. S. Ebersberg (Wien, gr. 8°.) Jahrg. 1839, Bd. II, S. 479. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) XVIII. Jahrg. (1827), Nr. 77 und 78, S. 432. –