BLKÖ:Petrovich, Peter (I.)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 22 (1870), ab Seite: 129. (Quelle)
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13. Peter (I.) Petrovich (geb. zu Negressi, einem Montenegriner Dörfchen an den Grenzen Cattaro’s um das Jahr 1754, gest. im Jahre 1830). Dieser merkwürdige Mann, der seiner Zeit die Aufmerksamke¬it von Europa auf sich lenkte, war armer Eltern Kind, erhielt eine mittelmäßige Erziehung, schwang sich aber durch seine Talente und eine Schmiegsamkeit sonder Gleichen im geistlichen Stande, den er gewählt, im Jahre 1777 zum Bischof von Karlowitz empor. Nun begab er sich nach Wien, wo er bei Kaiser Joseph eine ungemein gnädige Aufnahme fand und reich beschenkt wurde. Von Wien reiste er nach St. Petersburg, wo aber sein Verhalten und Umgang mit zwei anderen landesverwiesenen Landsleuten, dem Abbé Dolce aus Cattaro und dem Grafen Przimislav Zarovich aus Albanien, ihn der Polizei verdächtig machte, so daß er Petersburg bald verlassen mußte. Die politischen Verhältnisse veranlaßten im Jahre 1779 eine zweite Reise nach St. Petersburg, die von besserem Erfolge begleitet war als die erste. Petrovich machte sich nämlich anheischig, mit seinem Bergvolke die Türken anzugreifen und den Russen die Bergpässe von Cerno gora (Monte negro) zu eröffnen. Die goldenen Medaillen, welche P. den Seinen vom St. Petersburger Hofe mitbrachte, der Bericht über seine Aufnahme dort und in Wien, verfehlten auch ihre Wirkung nicht und bald gewann P. einen solchen Einfluß im Lande, daß er in weltlichen und geistlichen Dingen Gesetze gab und unbeschränkt waltete. Als im Jahre 1795 der Pascha von Scutari, der den Bischof als Ursache seiner mißlungenen Pläne, sich von der Oberhoheit des Sultans zu befreien, tödtlich haßte, in’s Montenegriner Gebiet eindrang, um es dem Sultan zu unterwerfen, da empfing ihn P. mit seinen Gebirgshelden in ganz unerwarteter Weise. Der Pascha wurde mit seinen 10.000 Mann in die Bergschluchten von Cettinje gelockt und dort fanden er und sein Corps vollständigen Untergang. Diese Erfolge stärkten die Sympathien des russischen Hofes für den einflußreichen und in seinem kleinen Lande so mächtigen Bischof. Der Friede von Campo formio hatte manche wichtige Veränderungen auf der Karte Europa’s zur Folge gehabt, unter anderen war nach dem Falle der venetianischen Republik das Ländchen Cattaro an Oesterreich gekommen. Dieses Gebiet, durch die unmittelbare Nähe des Meeres für den Handel wohl gelegen, erschien dem Bischof Petrovich eben recht, um sein Land und seine Macht entsprechend zu stärken. Da Oesterreich bisher noch gesäumt hatte; das ihm durch den Frieden zugefallene Gebiet zu besetzen, stieg Petrovich von seinen Bergen nieder und nahm das Land in Besitz. Als aber später General Rukawina erschien und das Land im Namen Oesterreichs besetzte, zog sich Petrovich zurück, sein Vorgehen damit entschuldigend, daß es ihm nur darum zu thun gewesen, Anarchie und Unruhen zu verhüten. Nun wendete sich P. gegen Ragusa, das die Franzosen besetzt hielten, und wurde in seinen Unternehmungen von den Russen ernstlich unterstützt. Aber die Verstärkungen, welche die Franzosen in Bälde erhielten, machten den Unternehmungen des Bischofs für einige Zeit ein Ende. Noch einmal versuchte P. seine Eroberungspläne zu verwirklichen, und er benützte die Zeit, während 1815 der Wiener Congreß sich unter Festlichkeiten berieth, die neue Karte Europa’s festzustellen. Während er mit dem Wiener Hofe Unterhandlungen wegen der Unabhängigkeit Ragusa’s anknüpfte, und die Berathungen dieserhalb schon begonnen hatten, fiel er plötzlich mit seinen Bergvölkern in’s Gebiet von Ragusa ein und proclamirte die Unabhängigkeit der neuen Republik. Es scheint, daß er bei diesem Putsch sich der Unterstützung der Pforte zu erfreuen hatte. Aber auch dieser Erfolg war nicht von Dauer. Oesterreich trieb den Eindringling aus seinem Gebiete, der seitdem aus seinen schwarzen Bergen keinen weiteren Versuch unternahm. – Sein Neffe Peter (II.) Petrovich[WS 1] (geb. 1812, gest. 19. October 1851) folgte ihm in der Regierung. – Ein dritter Peter Petrovich war Präsident des montenegrinischen Senates und lebte, hochverrätherischer Pläne gegen seinen Neffen Danilo wegen verbannt aus seinem Vaterlande, in Cattaro, wo er Anfang Februar 1854 starb. [Sammler (Wien, 4°.) Jahrg. 1809, Nr. 4, S. 13: „Bischof [130] Petrovich“. – Biographie des hommes vivants ... (Paris 1818, L. G. Michaud, 8°.) Tome V, S. 50. – Gliubich di Città vecchia (Simeone Abb.), Dizionario biografico degli uomini illustri della Dalmazia (Vienna e Zara 1856, 8°.) p. 251, über den Neffen Peter (II.) Petrovich.] –

Anmerkungen (Wikisource)