BLKÖ:Platzer, Ignaz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Platner, Joachim
Band: 22 (1870), ab Seite: 409. (Quelle)
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Platzer, Ignaz (Bildhauer, geb. zu Pilsen im Jahre 1717, gest. zu Prag 27. September 1787). Die erste Ausbildung in seiner Kunst erhielt P. in seiner Vaterstadt, welche zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts mehrere ausgezeichnete Meister derselben aufzuweisen hatte. Nachdem er mehrere Jahre in Pilsen gearbeitet und den Meißel bereits mit großer Geschicklichkeit führte, begab er sich nach Prag, wo seine Fertigkeit und Befähigung seinen Ruf bald in weiteren Krisen begründeten. Von allen Seiten kamen ihm Bestellungen zu, die bedeutendsten aber von Kirchen und vom hohen Adel, deren geschickte Ausführung ihm ebenso großen Ruhm als namhafte Summen einbrachten. Die Kaiserin Maria Theresia berief den Künstler nach Wien, ertheilte ihm mehrere Aufträge für das Luftschloß Schönbrunn, wofür sie ihn kaiserlich belohnte und ihn zum k. k. Hofbildhauer ernannte. Dann kehrte P. wieder nach Prag zurück, wo er bis zu seinem im Alter von 70 Jahren erfolgten Tode lebte. Er liegt auf dem Kleinseitner Friedhofe in Koschirz begraben. Von seinen zahlreichen Werken sind anzuführen: die Statuen und andere Verzierungen der k. k. Burg in Prag, – die Statuen auf dem Fürst Piccolomini’schen Hause, – auf der fürsterzbischöflichen Residenz, – die Statuen und Vasen an dem k. k. Damenstifte auf dem Prager Schlosse, – die Statuen auf dem Graf Golz’schen Hause; – die große steinerne Bildsäule auf der Hauptstiege in dem Graf Czernin’schen Palaste auf dem Hradschin, – die Löwen mit den Kindern am Springbrunnen im Kaisergarten, – sämmtliche Statuen in der Strahower Stiftskirche, – die Statue des heil. Norbert auf der Prager Brücke; – die große Statue des heil. Nikolaus, – der Tabernakel, – die Statuen des h. Ignaz, h. Franziskus Xaver, der vier Kirchenlehrer nebst zwei Seitenaltären und noch mehrere andere Bildsäulen in der ehemaligen Jesuitenkirche auf der Kleinseite; – der Hochaltar und zwei Seitenaltäre von Holz in der Michaelskirche in der Altstadt. – das Grabmal des heil. Johann von Nepomuk in der Prager Domkirche, – der Hochaltar in der Decanalkirche zu Böhmisch-Brod, – ein Altar in der Pfarrkirche zu Auhoniž, – der marmorne Hochaltar mit vergoldeten Standbildern und der Kreuzaltar mit vergoldeten Basrelief in der Stiftskirche zu Tepl; – vier colossale Statuen für das kaiserliche Lustschloß Schönbrunn, viele andere Arbeiten im herrschaftlichen Garten zu Dobrzisch und in den Schlössern Horzin und Mieschitz, außerdem viele Altäre, Statuen u. dgl. m. in Kirchen, Schlössern und Privatwohnungen in Böhmen. P. hatte zwei Söhne, der Eine, Ignaz, übte die Kunst des Vaters aus, von dem er in derselben unterrichtet worden war. Von seinen Arbeiten befinden sich viele zu Prag in herrschaftlichen Häusern und auf dem Lande, auch er war ein geschickter Meister in seiner Kunst. Er lebte noch im Jahre 1816. – Ueber den zweiten. Joseph, der Architectur- und Theatermaler war, siehe den besonderen Artikel, S. 411.

Lederer (Ignaz), Erinnerungen aus und an Pilsen (Pilsen 1862, 16°.) S. 7 [nach diesem gestorben im Jahre 1778, nach allen anderen Quellen im Jahre 1787]. – Dlabacz (Gottfried Johann), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, 4°.) Bd. II, Sp. 470. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, [410] S. 231. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XI, S. 409. – Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen. Herausgegeben von der zur Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Commission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (Wien 1850, Staatsdruckerei, gr. 8°.) Bd. V, S. 749, in Joh. Ev. Schlager’s „Materialien zur österreichischen Kunstgeschichte“. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliograph. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilg. Bd. IV, S. 127.