BLKÖ:Schuselka, Franz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schurz, Karl
Band: 32 (1876), ab Seite: 223. (Quelle)
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Schuselka, Franz (Publicist und Abgeordneter des Frankfurter Parlaments im Jahre 1848, geb. zu Budweis in Böhmen am 15. August 1812, n. A. bereits 1811). Seine verschiedenen Biographen lassen ihn den Sohn eines niederen Beamten sein. Bei dem Toaste, den Schuselka selbst während des Festessens, das anläßlich seiner Wiederwahl im Bezirke Alsergrund stattgefunden hatte, ausgebracht, versprach er, „nie zu vergessen, daß er aus den untersten Schichten des Volkes – sein Vater starb als Artillerie-Corporal – hervorgegangen sei“. Bereits als Kind kam er mit seinen Eltern nach Wien und daselbst besuchte er das Gymnasium, gab aber auch, um den mittellosen Eltern eine Stütze zu sein, Privatunterricht. Später bezog er die Wiener Hochschule, widmete sich daselbst den Studien der Rechtswissenschaften, nach deren Beendigung er bei dem Wiener Criminal-Senate als Praktikant eintrat. Diese Stellung sagte ihm aber nicht im Mindesten zu und so verließ er sie denn schon in kurzer Zeit. Er trat nun als Privatlehrer in die Familien des Grafen Friedrich Deym [Bd. III, S. 277, im Texte] und später in jener des Fürsten August Longin Lobkowitz [Bd. XV, S. 337] ein. Auch trat er um diese Zeit mit einigen theils populären, theils unterhaltenden Schriften, wie „Karl Gutherz“ und „Lustiges und Lehrreiches“ [die bibliographischen Titel seiner Schriften folgen auf S. 229] in die Oeffentlichkeit. Zu gleicher Zeit schrieb er für die „Zeitschrift für österreichische Rechtsgelehrsamkeit“ criminalistische Abhandlungen, und zwar: „Ueber einen Criminal-Rechtsfall“ (1836, Bd. I, S. 215), welcher in Fr. Zini’s italienischer Zeitschrift: „Giurisprudenza practica“ (1836, I, p. 215) übersetzt erschien; – dann „Bemerkungen über §§ 38 und 365 des Strafgesetzbuches, I. Theils“ (1841, Bd. II, S. 297) – und „Kann man überhaupt und nach österreichischen Gesetzen insbesondere durch Unterlassung das Verbrechen des Mordes begehen?“ (1839, Bd. II, S. 353). Conflicte, in welche er mit der österreichischen Censur – ein im Vormärz nur zu häufiges Vorkommniß – gerathen sein soll, sowie überhaupt der Druck, der auf jeder freien Geistesrichtung im Kaiserstaate lastete, bestimmten ihn, denselben zu verlassen und in Deutschland sein Glück zu versuchen. Er begab sich zuvorderst nach Weimar, aber daselbst war die Goethe-Schiller’sche Periode nur mehr eine Erinnerung, ein literarisches, wissenschaftliches Leben, wie es der junge, dem Bann der Gedanken entronnene Flüchtling suchte, gab es nicht mehr, so zog er denn eine Station weiter und machte in der benachbarten Universitätsstadt Jena Halt. Dort nahm er für einige Zeit bleibenden Aufenthalt, gewann in den von Liebe zur Wissenschaft durchgeistigten Kreisen der dortigen Gesellschaft [224] zahlreiche Freunde, erwarb auch an der dortigen Hochschule den juridischen, für Oesterreich freilich ungiltigen Doctorgrad und wurde sogar von Fachmännern aufgefordert, sich als Privat-Docent zu habilitiren, wozu sich jedoch S., der seine unabhängige Stellung jeder anderen vorzog, nicht entschließen mochte, selbst dann nicht, als der Justizrath Martin über S.’s Beitrag zur Beurtheilung des preußischen Strafgesetzentwurfes sich auf das Vortheilhafteste ausgesprochen und denselben als eine gediegene, ihren Gegenstand vollkommen erschöpfende Arbeit bezeichnet hatte. Vorderhand ließ S. mehrere politische Flugschriften erscheinen, in welchen er die Fragen, ob Oesterreich deutsch, das Verhältniß von Oesterreich und Ungarn u. dgl. m. erörterte, wodurch sich natürlich bald genug die Aufmerksamkeit, vorderhand wohl mehr Oesterreichs als Deutschlands, auf den jungen Publicisten richtete. Das sollte sich auch alsbald zeigen. Die Stunde zur unfreiwilligen Rückkehr nach Oesterreich hatte geschlagen. Der kaiserliche Gesandte in Dresden verweigerte ihm nämlich die Verlängerung seines abgelaufenen Passes und überdieß wünschte S.’s hochbetagte Mutter ihren Sohn vor ihrem Ableben noch einmal zu sehen. S. kehrte also nach Wien zurück. Daselbst war seine Absicht, zunächst das dramatische Feld zu betreten; aber es sollte anders kommen. Kaum befand er sich in Wien, so entfaltete auch bereits die Polizei ihre ganze Thätigkeit gegen S., den sie im Verdacht hatte, Verfasser des Buches: „Oesterreich im Jahre 1843“, der er jedoch nicht ist, zu sein. Eines Morgens fand bei ihm polizeilicherseits eine strenge Hausdurchsuchung Statt, bei welcher sämmtliche Papiere und Bücher mit Beschlag belegt wurden. Verhaftet wurde er nicht, doch einem scharfen Verhöre unterzogen. Die Untersuchung dauerte mehrere Monate, dann wurde sie fallen gelassen. Als zuletzt S. Ende Jänner 1845 anfragte, ob er die Untersuchung als beendigt betrachten könne, und wenn dieses der Fall, welches Resultat sie denn gehabt, bekam er den echt polizeilichen Bescheid, der nicht streng bei der Sache bleibt, sondern sich noch weitere Vormundschaft anmaßt: die Untersuchung sei wohl beigelegt und ihr Resultat sei die Weisung, Dinge, wie sie in seinen incriminirten Arbeiten vorlägen, namentlich Regierungsangelegenheiten, künftighin nicht mehr zum Gegenstande seiner schriftstellerischen Arbeiten zu machen, widrigenfalls er sich der Gefahr aussetzen werde, daß man gegen ihn der Strenge des Gesetzes vollen Lauf lasse. Damit mußte S. sich zufriedengeben und erhielt, als er einen neuen Paß in’s Ausland verlangte, ohne Anstand denselben. So befand er sich denn Ende Februar 1845 wieder in Jena. Daselbst gab er zunächst die Schrift: „Der Jesuitenkrieg gegen Oesterreich“ heraus, worin er alle Schuld der antiliberalen Regierungen den Jesuiten zuschrieb, dadurch aber auch das Einschreiten Oesterreichs gegen ihn veranlaßte. Die Weimar’sche Regierung stellte ihm bald die ihr von Oesterreich zugekommene Weisung zu, daß er nach Oesterreich zurückzukehren und einer neuen Untersuchung sich zu stellen habe. Nun dieses Mal fand S. eine Rückkehr in sein Vaterland nicht für gerathen. Er unterließ sie auch und antwortete mit der Herausgabe neuer Flugschriften über die politischen Verhältnisse der Mächte in maritimen Fragen, über die preußische Verfassung und zuletzt über den Deutsch-Katholicismus, der in S. nicht nur einen warmen Verfechter, sondern sogar einen [225] Bekenner fand, da S. bei dem Gottesdienste, welchen Ronge am 16. November 1845 in Weimar gehalten hatte, förmlich zum Deutsch-Katholicismus übergetreten war. Die Folge dieses Schrittes für S. war seine Verbannung aus Oesterreich, denn die kaiserliche Regierung hatte allen Anhängern des Deutsch-Katholicismus, mochten sie nun Staatsangehörige oder Fremde sein, den Eintritt in ihr Gebiet untersagt. Und als nun S. im Großherzogthume Weimar auch nicht mehr geduldet wurde, war er mit einem Male heimatlos, und am 19. Februar 1846 verließ er Jena, um in Hamburg, wo er noch die meiste Sicherheit zu finden hoffte, bleibenden Aufenthalt zu nehmen. Eine Episode aus seinem Jenenser Aufenthalte ist zu bezeichnend für S. selbst, wie für die vormärzliche Regierung, welche ihre besten Söhne verbannte, um nicht erwähnt zu werden. Während S. als Verbannter in Jena lebte, hatte er längere Zeit an der table d’hôte einen russischen Edelmann zum Tischnachbar. Eines Tages ließ dieser Champagner bringen, brachte auf das Wohl des Kaisers Nikolaus einen Toast aus und begleitete denselben mit Schimpfreden auf Oesterreich. Schuselka widerlegte diese Angriffe auf sein Vaterland mit Ruhe und Mäßigung, worüber der Russe in noch größere Hitze gerieth und sich zuletzt zu den Worten vergaß: „Ich behaupte, Oesterreich ist der schmutzigste Fleck in ganz Europa“, worauf Schuselka sich gelassen erhob, auf den Russen zutrat und, ihm auf die Achsel klopfend, rief: „den ich mit Ihrem Blute abzuwaschen versuchen will“. Der Russe verstand, das Duell war fertig. S., als der Fordernde, traf alle Anstalten. Als die verabredete Stunde des Duells herankam, trat der Russe mit seinen Zeugen in S.’s Zimmer, und mit der ausgestreckten Rechten auf ihn zueilend, rief er aus: „Das Blut eines Mannes, der für sein Vaterland, das ihn verstoßt und verfolgt, sein Leben dahin zu opfern bereit ist, darf von mir nicht vergossen werden; nehmen Sie, seltener Mann, meine Hand zur Versöhnung, mit der Versicherung meiner höchsten Bewunderung und Werthschätzung!“ Dabei nahm er seine heftigen Ausfälle auf Oesterreich, sie mit dem zu reichlich genossenen Rebensafte entschuldigend, zurück. – In Hamburg, wohin, wie oben gesagt worden, S. von Jena sich begab, verlebte er den Rest des Winters 1846, den Sommer über nahm er Aufenthalt zu Bergedorf und Blankenese. Daselbst schrieb er Leitartikel und Correspondenzen für liberale Zeitungen und veröffentlichte wieder eine Reihe politischer Flugschriften über die deutsche Verfassungsfrage, über österreichische Zustände, gab Briefe Kaiser Joseph’s mit Erläuterungen, Briefe einer polnischen Dame, schleswig-holsteinische Geschichtsbilder u. dgl. m. und auch eine periodische Schrift: „Die deutsche Volkspolitik“, in zwanglosen Heften heraus, welche zusammen einen Band bilden. Unter solchen Umständen war das Jahr 1848, waren die Märztage herangekommen, er begrüßte sie mit der Flugschrift: „Oesterreich über Alles, wenn es nur will“, und da seiner Rückkehr nunmehr keine Hindernisse sich entgegenstellten, eilte er nach Wien. Sein Name hatte in Oesterreichs dunklen Tagen genug geleuchtet, um nicht allen Schimmer zu verlieren, als die Strahlen der Freiheit auf Oesterreich fielen. Kaum war S. nach Wien gekommen, als er von der Aula (Convent der Studirenden) sofort in das Vorparlament nach Frankfurt entsendet wurde. Am 9. Mai trat er in den Fünfziger-Ausschuß [226] zu Frankfurt und, als er von Klosterneuburg in die Paulskirche gewählt worden, am 20. in die deutsche Reichsversammlung, dessen Linke er verstärkte. Von Frankfurt aus forderte er die Čechen auf, in’s Frankfurter Parlament zu wählen, und aus diesem Anlasse entstand das čechische Spottlied: „Šuselka nám píše“ (Es schreibt Schuselka uns), dessen Anfangszeile zum geflügelten Worte geworden und es bis heute geblieben ist. Nachdem seiner Thätigkeit daselbst ein gar geringes Feld sich darbot, verließ er Frankfurt und kehrte nach Wien zurück, wo er mehr zu wirken hoffte. Durch die Wahl in Perchtoldsdorf (bei Wien) kam S. in den constituirenden österreichischen Reichstag, in welchem er, nachdem er am 17. August seinen Austritt aus der deutschen National-Versammlung angezeigt hatte, seine Stelle einnahm. Im Reichstage trat er im Anbeginne wenig bemerkbar hervor; erst, nachdem die unseligen Ereignisse in den ersten Octobertagen die bis dahin unentweihte Erhebung Wiens zum eigentlich revolutionären Aufstand gestempelt hatten, vom 7. October an entwickelte S. als Berichterstatter des Reichstags-Ausschusses größere Thätigkeit. Während die meisten früheren Koryphäen der Linken sich in dieser verhängnisvollen Periode entweder ganz unsichtbar gemacht oder aber sich völlig passiv verhielten, trat S. mit einer opferwilligen Energie ein, die wahrhaft einer besseren Sache würdig gewesen wäre, aber doch damals wesentlich Gutes erzielte, wofür er freilich der Gegenstand der gemeinsten, niedrigsten – nicht Anfeindungen – sondern Beschimpfungen geworden. Aber diese Angriffe schienen ihn nur zu stählen, unbeirrt ging er seinen Weg fort, immer neue Blätter pflückend, die zuletzt zu einer ganz stattlichen Märtyrerkrone sich rundeten, dabei seine Popularität wuchs, versteht sich von selbst. In Kremsier machte er sich auch als Redner bemerkbar, insbesondere in der Rede, in welcher er die Abschaffung des Adels forderte, der freilich, wenn ihn seine Partei durchgesetzt und diese des Regierungsruders sich bemächtigt hätte, in anderer Form wieder in’s Leben getreten wäre, wie ja dieß noch an allen Orten und zu allen Zeiten so gewesen. Nach Auflösung des Kremsierer Reichstags kehrte S. unangefochten nach Wien zurück, wo er ausschließlich literarischer Thätigkeit sich widmete. Bis dahin Deutsch-Katholik, trat er nun zur evangelischen Kirche über und heirathete die Schauspielerin Ida Brünning [s. d. folgenden Artikel S. 233]. Indessen hatte die täglich fortschreitende Reaction mit Hilfe des Belagerungszustandes und der Kriegsgerichte einen Zustand hervorgerufen, bei dessen Erinnerung man sich noch heute schämt. Jedes freie Wort war verpönt und jede mißliebige Persönlichkeit wurde internirt; Herr Terzky domicilirte abwechselnd zwischen Vöslau und Bruck a. d. Mur; Hawliczek fristete von einem ihm gnädigst ausgeworfenen Diurnum in Brixen kümmerlich sein Leben; Sitter mußte für sein im „Figaro“ geübtes Witztalent „fern von Madrid“ in einer Strafcompagnie des Lebens Ernst genießen; Schuselka ward damals in Gainfahrn nächst Vöslau, wo er Besitzer eines Anwesens war, internirt. Alle Bemühungen, ein eigenes Journal zu gründen, blieben erfolglos, auch nicht die Herausgabe einer Wochenschrift wurde ihm gestattet, sowie sein Ansuchen, politische Vorträge zu halten, abschlägig beschieden wurde. Kein Wunder, daß ihm unter solchen Verhältnissen der Aufenthalt in Oesterreich, zunächst in Wien verleidet [27] wurde und er also mit seiner Familie nach Dresden übersiedelte. Dort verweilte er, bis durch den italienischen Feldzug 1859 Oesterreich eine seiner schönsten, doch längst nicht mehr haltbaren Provinzen verloren, hingegen auch den Weg gefunden hatte, auf welchem es den Verlockungen der Reaction, die es ohnehin tief genug in den Sumpf gelockt, den Rücken kehrend, zeitgemäßen Reformen willig den Eingang gestattete. Als die Wahlbewegung in Wien im Jahre 1861 statthatte, trat S. mit unleugbarem Erfolge als Candidat und Redner auf. Was nun seine politische Haltung damals wie früher anbelangt, so war dieselbe immer eine eigenthümliche, aber niemals eine consequente. Im Kremsierer Reichstage geberdete sich S. durch und durch deutsch; wie er denn vom Anbeginne, da er als publicistischer Schriftsteller auftrat, immer die Hegemonie des deutschen Geistes verfochten hatte. Später, angesichts des Racenkampfes, der sich zwischen den unter österreichischer Herrschaft stehenden Völkern zu entspinnen begonnen hatte, war er von dieser Ansicht zurückgekommen, hatte dieß in seiner Schrift: „Völkereinigung. Vorschläge zur Versöhnung der Nationalitäten Oesterreichs“ auch ausgesprochen und diese seine Sinnesänderung schon durch das dieser Flugschrift vorangesetzte Herder’sche Axiom: „Kein Vorwurf ist drückender, als der: fremden Nationen Unrecht gethan zu haben“ von vornhinein angedeutet. Der phantastische Plan, den er damals gefaßt, war nichts Geringeres, als: die gefesselten Nationalitäten sollten sich zu einer großen „allgemeinen Völkeropposition“ erheben, um, dann befreit, einen Völkercongreß zu bilden, der sich die Constitution der vereinigten Staaten von Nordamerika zum Muster nehme und dieses „Muster“ noch übertreffe. Dieses in Aussicht gestellte Neu-Oesterreich soll „das wahre Kaiserreich“ bilden! S. mag von diesen Utopien nach und nach zurückgekommen sein, denn auf anderem, wenn auch nicht mehr auf deutschem Boden stand er zur Zeit der 1861ger Wahlbewegung. Als Redner entwickelte er damals die Verhältnisse und Zustände Oesterreichs in rückhaltloser Weise und betonte die Nothwendigkeit einer freisinnigen Verfassung. Er gewann immer mehr und mehr Anhänger, er wurde in jenen Tagen wirklich ein populärer Mann, wozu freilich ein Faux-Pas seines sonstigen Gesinnungsgenossen Dr. Joh. N. Berger nicht wenig beigetragen hatte. Die Sache an und für sich war eine abgeschmackte und wurde von der Journalistik jener Tage geradezu breitgeklopft. Es kann nicht unsere Sache sein, den Scandal hier des Breiten zu erzählen, wir begnügen uns, für die Wißbegierigen auf die Quellen hinzuweisen, welche die Angelegenheit in aller Breite behandeln. Berger und Schuselka, welche bis dahin als Wahlcandidaten neben einander gestanden, waren plötzlich aus ihrer Stellung gerückt worden. Berger war gar nicht mehr Schuselka’s Nebenbuhler, nicht mehr Wahlcandidat, sondern Candidat von Katzenmusiken, die ihm gebracht wurden, und wer weiß, wie weit der Scandal gediehen wäre, wenn die beiden Urheber desselben sich nicht selbst bei Zeiten besonnen und Frieden gemacht hätten. Schuselka bot der Erste die Hand zur Versöhnung und Beide saßen nun friedlich nebeneinander im Landtage, aber keiner von Beiden war damals in den Reichsrath gewählt worden. Schuselka hatte um jene Zeit mit der Herausgabe einer politischen Wochenschrift: „Die Reform“ [229] genannt, begonnen. Staatsminister Schmerling stand damals an der Spitze der Geschäfte im Innern. Schuselka hielt mit seiner „Reform“ zur föderalistischen Opposition gegen Schmerling. Die centralistische Opposition kümmerte sich um die „Reform“ im Anbeginne nicht viel, bis diese mit einem Male Gegenstand der staatsanwaltschaftlichen Incrimination wurde. Die Gefahr einer Urteilsvollstreckung schwebte über S.’s Haupte und dieser trat von nun an sachter, mäßiger auf; als aber das centralistische Ministerium gestürzt ward, jetzt glaubte S. seine Zeit gekommen und trieb mit vollen Segeln im föderalistischen Fahrwasser. Damals hatte der neunte Bezirk Wiens die Candidatur S.’s verworfen und S. war ehrenhaft genug, selbst von der Candidatur zurückzutreten. „Ich kann mich nicht der Ueberzeugung verschließen, daß nicht nur die Bevölkerung des neunten Bezirkes, sondern der ganzen Stadt Wien in ihrer Mehrheit mit meinen Ansichten über die Lösung der Verfassungsfrage nicht übereinstimmt. ... Unter diesen Umständen kann ich also in Wahrheit nicht ein wirklicher Vertreter der jetzt im neunten Bezirke und in Wien vorherrschenden Gesinnung sein. Da ich nun von meiner festen und gewissenhaften Ueberzeugung nicht abgehen kann, so fühle ich mich verpflichtet, von der Candidatur zurückzutreten.“ So schreibt Schuselka selbst in einem an den Obmann der Wählerversammlung im neunten Bezirke am 2. November 1865 gerichteten Schreiben. Von diesem Augenblicke wurde S. von der deutschen Partei als Abtrünniger betrachtet und von den Föderalisten, namentlich denselben Čechen, die an ihm einmal das Spottlied: „Šuselka nám píša“ gerichtet, in Gnaden aufgenommen. Nun war auch S.’s politische Laufbahn an ihrem Ende angelangt, denn ein nochmaliger Versuch, das politische Parket zu betreten, fiel eigenthümlich aus. Als nämlich im August 1871 die neuen Wahlen stattfanden, hatte das „Patriotische Ausgleichs-Comite“ eine Deputation zu Schuselka abgesendet, um ihm die Candidatur auf dem Alsergrunde anzutragen. S. wollte anfangs davon nichts wissen, endlich aber erklärte er sich bereit, zu candidiren, wenn ihn eine imposante Wählerversammlung dazu auffordern würde. Als nun die Versammlung in Rainer’s Salon auf dem Alsergrund stattfand, erschien der sehnlichst erwartete Schuselka nicht und anstatt seiner folgendes Schreiben seiner Hand: „Polizeiliche Rücksichten hindern mich, zu candidiren oder in einer Versammlung das Wort zu ergreifen“ (!). Um diese eigenthümliche Erklärung zu motiviren, erzählte S., daß er Tags vorher den Besuch dreier Herren erhalten habe, die sehr brutal auftraten und die Drohung aussprachen, einen öffentlichen Scandal zu provociren, wenn er (Schuselka), der gar nicht wahlberechtigt sei, als Candidat auftreten werde. Schuselka ließ sich einschüchtern und fand auch wirklich, daß er nicht wahlberechtigt sei, was er in längerer Auseinandersetzung der Versammlung zur Kenntniß bringen ließ. Schuselka erinnerte nämlich an eine Wählerversammlung in Gratz, gegen deren Einberufer gerichtlich vorgegangen wurde, weil ein Arbeiter, also ein Nichtwähler, in derselben das Wort ergriffen. Er selbst wolle es vermeiden, in seinem 63. Jahre noch ein öffentlicher Ruhestörer zu werden (!). Mit dieser Erklärung romantisch-mysteriöser Natur schließt S.’s politische Laufbahn ab, der nur mehr als Redacteur der „Reform“ genannt [229] erscheint. Es ist eine der traurigsten Wahrnehmungen, die sich uns eben in Schuselka’s politischem Leben darbietet. Im Vormärz ein Liberaler von reinstem Wasser, in den Octobertagen 1848 und in der nächsten Zeit ein Volksmann, der mit stolzem Bewußtsein und unbeugsam die Gloriole des politischen Martyrerthums trug; in den folgenden Jahren von der Presse verherrlicht, ja auf den Händen getragen; so fand man z. B. nicht nur, daß neben dem Ungar Franz Deák ein ihm ebenbürtiger Deutscher, Franz Schuselka, stehe, wenigstens wurde bei einem Festmahle in Gainfahrn am 14. Juli 1864 ein dahin lautender Toast ausgebracht; ja, man fand es interessant, daß alle großen Männer Oesterreichs, als da sind: Deák, Schuselka, Palacký, Smolka, Franz heißen; man ging sogar auf die Zahlen in seinen Geburtsdaten zurück und entdeckte, daß er am Napoleonstage, am 15. August, und im verhängnißvollen Jahre des Staatsbankerotts, 1811, geboren sei! Und Alles das sollte man umsonst gefunden haben, denn im Jahre 1870 fand in der „Neuen freien Presse“ (Nr. 2044): „Einer, der zu unterscheiden weiß“, daß nicht einmal die Zusammenstellung des Namens Schuselka mit dem reinen Namen Fischhof zulässig sei. „Denn“, so schreibt dieser zu „unterscheiden Wissende“, „wie kann man diese beiden Personen neben einander stellen? Wie kann man Herrn Schuselka im Gefolge des Herrn Dr. Fischhof uns plötzlich einschmuggeln wollen? Herr Fischhof wird auch von seinen Gegnern respectirt, Herr Schuselka wird auch von seinen früheren Freunden als ein Abtrünniger gemieden. Den Literalen, der in den Vierziger-Jahren mit komödienhaftem Eclat in Weimar zum Deutsch-Katholicismus überging, und der heute Arm in Arm mit Herrn Greuter gegen den confessionslosen Reichsrath und die confessionslosen Unterrichtsgesetze declamirt; den ehemaligen Abgeordneten des deutschen Parlaments, der mit declamatorischem Pathos die Čechen in’s Fegefeuer verdammte und den Gassenhauer „Šuselka nám píše“ provocirte, und der heute Feuer und Flammen gegen die Deutschen speit, sowie das böhmische Staatsrecht mit der Berserkerwuth eines Vlastenec gegen die Deutschen und speciell gegen den Reichsrath, in den er nicht gewählt wurde, vertritt und dabei die Männer der Verfassungspartei sammt und sonders, Minister und Abgeordnete, in jeder Nummer seines Blattes denuncirt, daß sie mit Bewußtsein Oesterreich Preußen in die Hände spielen wollen: dieses Chamäleon mit einem Namen wie Fischhof in Eine Reihe stellen zu wollen, ist ein Manöver des „Vaterland“, zu dessen Soldateska Herr Schuselka gehört. Die Čechen, Clericalen und ultramontanen Tiroler mögen sich des gewonnenen Renegaten erfreuen, die deutschliberale Partei hat ihn längst ausgestoßen.“ – Es bleibt uns nur noch übrig, einen Blick auf Schuselka’s schriftstellerische, vorherrschend publicistische Thätigkeit zu werfen und diesen Lebensabriß mit einer Uebersicht seiner Schriften zu schließen. Die Titel derselben sind in chronologischer Folge: „Weltgedanken“ (Wien 1840, Gerold, gr. 12°.). – „Karl Gutherz. Eine Geschichte aus dem Wiener Volksleben“ (ebd. 1841, Gerold, gr. 12°.; 2. Aufl. ebd. 1844); – „Lustiges und Lehrreiches für Kinder aller Stände“ (ebd. 1842, 12°.).; – „Die orientalische Frage“ (Hamburg 1843, 8°.); – „Beitrag zur Beurtheilung des preussischen Strafgesetzentwurfes“ (Jena 1843); – „Deutsche Worte [230] eines Oesterreichers“ (Hamburg 1843); – „Ist Oesterreich deutsch?“ (Leipzig 1843); – „Oesterreich und Ungarn“ (ebd. 1843); – [Die orientalische, d. i. russische Frage“ (Hamburg 1843); – „Erzählungen und ein gemischter Anhang“, 2 Bdchn. (Wien 1844 Leipzig, Liebeskind] gr. 8°.); – „Der Jesuitenkrieg gegen Oesterreich und Deutschland“ (Leipzig 1845, Weidmann. 8°.); – „Die preussische Verfassungsfrage und das nordische Princip“ (1845); – „Mittelmeer, Ost- und Nordsee“ (ebd. 1845, 12°.); – „Die neue Kirche und die alte Politik“ (Weimar 1845); – „Ronge in Weimar den 14., 15. und 16. November 1845“ (ebd. 1845, Hoffmann, gr. 8°.); – „Das deutsch-katholische Priesterthum. Mit einer Erinnerung an die Ordination Dr. Bergmann’s durch Pfarrer Kerbler am 1. December 1845 zu Erfurt“ (ebd. 1846, gr. 8°.); – „Deutschland, Polen und Russland“ (Hamburg 1846, Hoffmann u. Campe, 8°.); – „Briefe Joseph’s II., eingeleitet und erklärt“ (ebd. 1846); – „Oesterreichische Vor- und Rückschritte“ (ebd. 1847); – „Geschichtsbilder aus Schleswig-Holstein. Ein deutsches Lesebuch“ (Leipzig 1847, Brockhaus, gr. 12°.); – „Briefe einer polnischen Dame“ (ebd. 1847); – „Die Lösung der preussischen Verfassungsfrage“ (Hamburg 1847, Niemayer, 8°.); – „Oesterreich über Alles, wenn es nur will!“ (Hamburg 1848, Hoffmann u. Campe, gr. 12°.); – „Das Interim, die kleinen deutschen Staaten und die deutsche Freiheit“ (Wien 1849, Jasper, 8°.); – Deutsch oder Russisch? Die Lebensfrage Oesterreichs“ (ebd. 1849, Jasper, 8°.); zweite, mit einer Epistel an die Politiker Oesterreichs vermehrte Auflage (ebd. 1849, 8°.); – „Deutsche Fahrten. Vor der Revolution. Während der Revolution“, 2 Bde. (ebd. 1849, Jasper u. s. w., 8°.); – „Beleuchtung der Aufklärungen des Herrn L. Grafen Ficquelmont“ (Wien 1850, Manz, 8°.); – „Das provisorische Oesterreich“ (Leipzig 1850, Grunow, 8°.); – „Das Revolutionsjahr. März 1848-1849“ (Wien 1850, Manz, 8°.), ist eigentlich nur eine zweite Auflage des zweiten Bandes der „Deutschen Fahrten“; – „Völker-Einigung. Ein Beitrag zur Versöhnung der Nationalitäten Oesterreichs“ (Leipzig 1851, Grunow u. Comp., 8°.); – „Das türkische Verhängniss und die Grossmächte. Historisch-politischer Beitrag“ (Leipzig 1853, Brockhaus, gr. 8°.); – „Russlands Politik in geschichtlichen Bildern“. 1. Band: „Aelteste Russenzüge gegen Constantinopel. Ursprung und Verlauf der kirchlichen Politik Russlands“; 2. Band: „Russland im Joche der Tataren, im Kampfe gegen und um die Krim, in Demüthigung und Uebermuth gegen die Türken“ (Dresden 1854, R. Schaefer, 8°.); – „Oesterreich und England. Beitrag zur Geschichte der Bündnisse und Zerwürfnisse beider Staaten“ (Stuttgart 1854, Cotta, 8°.), erschien anonym; – „Preussen als Grossmacht und die Nondum meridies“-Politik beleuchtet. Anhang. Der Tod des Kaisers Nikolaus“ (Leipzig 1855, Geibel, gr. 8°.); – „Oesterreich und Russland. Ein Memorandum zur Beseitigung von Besorgnissen und zur Abwehr von Vorwürfen“ (ebd. 1855, Geibel, gr. 8°.); – „An Franz Deák“ (Wien 1861, Förster, 8°.); – „Oesterreich und Ungarn“ (ebd. 1861, gr. 8°.); – „National-Kalender für 1863. Jahrbuch für alle Völker Oesterreichs“ (Wien 1862, Förster u. Bartelmus, gr. 8°., im näml. Jahre 2. unveränd. Aufl.). Daß er zwei politische Zeitschriften: „Die deutsche Volkspolitik“ und „Die Reform“ herausgab und letztere noch herausgibt, wurde schon in der Lebensskizze angedeutet. Seiner am 20. Juni 1849 mit der damaligen Schauspielerin Ida Brünning in der protestantischen Kirche in Wien vollzogenen Verehelichung wurde schon gedacht. Das eigenthümliche Zustandekommen [231] dieser Ehe wird in der folgenden Biographie der Frau Schuselka-Brünning erzählt. Schuselka’s Wesen und politisches Verhalten ist undefinirbar, vielleicht mochte diese Chamäleonsnatur Schuselka’s Dr. J. N. Berger mit der Xenie haben andeuten wollen, welche er an ihn gedichtet und welche lautet: „Der den „Propheten“ componirt, | Den „Robert“ und „Vielka“ | Er componirte, lebt’ er noch | Ganz sicher, auch Schuselka“.

I. Biographien. Salzburger Zeitung 1861, Nr. 89, im Feuilleton: „Dr. Franz Schuselka“. – Ergänzungsblätter zu jedem Conversations-Lexikon. Von Fr. Steger (Leipzig und Meißen, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 350. – Vorstadt-Zeitung (Wien, Fol.) 1861, Nr. 109: „Franz Schuselka“. – Waldheim’s Illustrirte Blätter (Wien, 4°.) 1864, S. 136: „Dr. Franz Schuselka“. – Wiener Theater-Zeitung. Von Ad. Bäuerle (damals Wiener allgemeine Zeitung) (Wien, 4°.) 1851, Nr. 56: „Schuselka’s Ausweisung aus Berlin“, von ihm selbst erzählt. – Zeitbilder (Pesther Blatt, 4°.) Redigirt von Czigler von Eny-Vecse. I. Bd. (1861), Nr. 1. S. 8: „Schuselka“. – Magyarország és a nagy világ, d. i. Das Ungarland und die große Welt (Pesth, gr. 4°.) 1865, Nr. 8, S. 122: „Schuselka Ferencz“. – Květy, d. i. Blüthen (Prager illustr. Blatt, kl. Fol.) 1870, Nr. 34: „František Schuselka“. – Světozor (Prager illustr. Blatt, kl. Fol.) VI. Jahrg. (1872), Nr. 18, S. 206: „František Schuselka“.
II. Zur Politischen Charakteristik Schuselka’s (chronologisch). 1848. Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 18. Mai 1848, Nr. 139, Beilage: „Eine deutsche Antwort auf italienische Schmähungen“, datirt: Frankfurt a. M. 14. Mai 1848. Franz Schuselka. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) XI. Bd. (1848), S. 349, im Artikel: „Die Parteien und ihre Redner“. – Wiener Zuschauer, herausg. von J. S. Ebersberg (Wien, 8°.) 1848, Nr. 178: „An den Abgeordneten Herrn Schuselka“, von Dr. M.1861. Bohemia (Prager polit. und belletr. Blatt, 4°.) 1861, Nr. 89: „Aus Wien“; ebenda Nr. 89, im Abendblatt: „Aus Wien“ (Niederösterr. Landtag); Nr. 90, S. 843: „Aus Wien“ (Schuselka). – Die Presse (Wiener polit. Blatt) 1861, Nr. 152. „Eingesendet. Offene Antwort. Von Franz Schuselka“. – Tagespost (Gratzer polit. Blatt) 1861, Nr. 171: „Schuselka ein Föderalist“. – 1862. Presse 1862, Nr. 86: „Erklärung“ [Dr. Schuselka gibt eine solche hinsichtlich seiner Betheiligung oder richtiger Nichtbetheiligung im Processe „Zang-Chiolich“]: 1863. Presse 1863, Nr. 279: „Schuselka’s Mandat“ [Schuselka weigerte sich, nachdem er wegen eines Vergehens strafgerichtlich verurtheilt worden, seine Abgeordnetenstelle im niederösterreichischen Landtage weiters zu behalten und legte sein Mandat nieder)]. – 1864. Constitutionelle österreichische Zeitung (Wiener polit. Blatt) 1864, Abendblatt Nr. 59, im Feuilleton: „Schuselka’s politische Todeserklärung“. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1864, Nr. 104, unter den Tagesneuigkeiten [über Schuselka’s Audienz bei Sr. Majestät dem Kaiser]; Nr. 221: „Aus dem Gerichtssaale. Preßproceß der Reform“. – Presse 1864, Nr. 100, in der „Kleinen Chronik“: „Schuselka’s Rehabilitirung“. – Telegraph (Gratzer polit. Blatt) 1864, Nr. 46, im Feuilleton: „Ein Sendschreiben Schuselka’s“. – 1865. Konstitutionelle Volks-Zeitung (Wien, kl. Fol.) I. Jahrg. (1865), Nr. 106 u. 108: „Dr. Franz Schuselka“. – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 423, der zweite Leitartikel: „Ein Verlorener“ [derselbe schließt mit den bitteren Worten: „Die constitutionelle Partei in Oesterreich, der er bei Annahme des ersten Landtagsmandats das Gelöbniß auf die Verfassung geleistet und nicht gehalten, hat von diesem Manne nichts mehr zu erwarten“]; – dieselbe 1865, Nr. 426, im ersten Leitartikel. – Presse 1865, Nr. 84: „Im Salon Plener“ [über eine Unterredung Schuselka’s mit dem Staatsminister von Schmerling]. – dieselbe, Nr. 304, „Landtags-Wahlbesprechung“ [Schreiben Dr. Schuselka’s ddo. Wien 2. November 1865, in welchem er seine Candidatur für den niederösterreichischen Landtag zurückzieht und die Gründe dieses Schrittes darlegt]; – dieselbe, Nr. 315, in der Rubrik: „Inland. Wien, 13. November. Dr. Schuselka“ [Freudenausruf über das Wahlergebniß, daß Dr. Hoffer, als Träger des Princips der Reichseinheit, über den föderalistischen Dr. Schuselka in der Wahlversammlung den Sieg davongetragen). [232]1866. Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen (Prag, gr. 8°) V. Jahrgang (1866), S. 158, im Aufsatze: „Die Czechen und die Adelsfrage“ [Schuselka will die Abschaffung des Adels). – 1867. Neue freie Presse 1867, Nr. 858, in der Rubrik: „Inland. Wien. 18. Jänner. Franz Schuselka und die Zwanzig“. – Neu-Oesterreich (Wiener polit. Blatt) 1867, Nr. 1: „Ist Schuselka noch der Alte?“ [Dieses schreibt: „Schuselka ist, was er gewesen, und das Volk ist undankbar, wenn es sich ohne Ursache von seinem gewesenen Lieblinge abwendet“. Anders illustrirt Friedrich Uhl diese Frage in einem: „Wiener Chronik“ überschriebenen Feuilleton der „Neuen freien Presse“ 1865, Nr. 434, indem er anläßlich des Schillerfestes einen Vergleich führt zwischen dem Schillerfestjahre 1859 und dem Jahre 1865. „Welch ein Unterschied“, schreibt Uhl, „zwischen damals und heute! Damals war die Bahn frei wie heute, damals aber keimte das erste Grün und heute ist der letzte jener Hoffnungsschößlinge verdorrt. Damals träumte man vom einigen Deutschland, vom freien Oesterreich, heute träumt man nicht mehr, der Fürstentag gehört der Geschichte an, wie die Verfassung Oesterreichs; damals hielt Schuselka die Antrittsrede der neuen, heute begrüßt er die neueste Aera; damals feierte man Schuselka den Deutschen und entschädigte ihn für ein Hohnwort der Czechen: „Schuselka nám píše“; heute schreibt Schuselka, der sich an seine böhmische Abkunft erinnert zu haben scheint, liebenswürdige Absagebriefe dem deutschen Wien, das bald für ihn eine – Straßen-Symphonie gespielt hätte und die Böhmen des „Vaterland“ jauchzen ihm zu; damals flammten nicht nur die Fackeln des Zuges, der die Stadt mit einem Lichtkreise umzog, sondern auch die Geister; heute flackert nur der Gaslichtkreis der Ringstraße, kalte frostige Gesichter beleuchtend; damals waren viele Sterne im Aufgehen, heute ist es nur noch jener des Grafen Agenor Gołuchowski, des Professoren- und Gelehrtenhassers, des merkwürdigen Mannes, der die Bibliothek des Staatsministeriums in Kellerräume verwies und in der Halle, in welcher die Handbibliothek gestanden, das Buffet aufschlug und die Flaschenkeller einquartierte“.] – 1868. Neue freie Presse, 8. Jänner 1868, Nr. 1205, im ersten Leitartikel: „Ein Unzufriedener’. – 1869. Neue freie Presse, 30. September 1869, Nr. 1829, in der „Kleinen Chronik“: „Schuselka nám píše“. – 1870. Morgen-Post (Wiener polit. Blatt), XX. Jahrg. (1870), Nr. 159, im Leitartikel: „Schuselka und Smolka“. – 1871. Neue freie Presse, 21. Sept. 1871, Nr. 2521: „Schuselka’s Candidatur“.
III. Schuselka-Berger-Skandal. Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°. 1861, Nr. 102 u. 103: „In Angelegenheiten Schuselka’s. Schuselka-Comité“. – Morgen-Post (Wien, Fol.) 1861, Nr. 103: „Die Angelegenheit des Herrn Dr. Schuselka“. – Vaterland (Wiener Parteiblatt) 1861, Nr. 85, in der Wiener Local-Zeitung: „In Geldsachen hört die Gemüthlichkeit auf“ [eine Erklärung des Dr. J. N. Berger in Schuselka’s Angelegenheit]; Nr. 87, in der Wiener Local-Zeitung: „Der Schuselka-Berger-Scandal“, „In Sachen Schuselka-Berger’s“ und die folgenden acht Nummern der Wiener Loc.-Ztg., ferner unter den Leitartikeln: „Der Scandal des Tages“; dasselbe, 1861, Nr. 88, in der Wiener Local-Zeitung: „Neue Erklärung Schuselka’s und Antwort darauf von Johannes Nordmann“ [schmutzige Wäsche]; Nr. 91, in der Wr. Loc.-Ztg.: „Die Wiederwahl Schuselka’s“, „Das Schuselka-Comité“, „Sie wollen theilen“. – Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1861, Nr. vom 15. April, im Feuilleton: „In Angelegenheiten Schuselka’s“.
IV. Porträte und Witzbilder.1) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges: Franz Schuselka. Dauthage (lith.) 1861, gedruckt bei Jos. Stoufs in Wien. – 2) Hickmann lith. (kl. Fol.). – 3) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges: Franz Schuselka. Kriehuber (lith) 1861, gedr. bei Jos. Stoufs in Wien. – 4) Unterschrift: Schuselka (Wien). Nach Vogel’s Lichtbild. Metzeroth sculps. (8°.) [auch Nr. XXII der neuen Folge der „Gallerie der Zeitgenossen“]. – 5) Unterschrift: Franz Schuselka. Mitglied der const. Nationalversammlung“ (Steindruck von F. Walther, Weimar, 8°.) [schlechte Lithographie). – 6) Lithographie (Leipzig, Keil, 4°.). – 7) Unterschrift: František Schuselka. Kreslil K. Maixner [Holzschnitt in den „Květy“ 1870, Nr. 34]. – 8) Unterschrift: František Šuselka. Nach einer Photographie gezeichnet von Joseph Mukařovsky [im „Světozor“, Holzschnitt]. – 9) Sehr ähnlicher Holzschnitt in der „Constitutionellen Volks-Zeitung“ (Wien, kl. Fol.) 1865, Nr. 8. [233] Ohne Angabe des Zeichners u. Xylographen. – 10) Auf einem Blatte mit Auersperg (Anastasius Grün), Kuranda, Andrian und Bauernfeld, im Holzschnitt in Reschauer’s, bei Waldheim 1872 erschienenen Werke: „Das Jahr 1848“, S. 15. – 11) In der xylographirten Bildnißgruppe: „Die Linke in der Frankfurter National-Versammlung“, in der Leipziger „Illustrirten Zeitung“ 1848, S. 350, in der obersten Reihe, der Nächste neben dem Hanauer Oberbürgermeister August Rühl. – 12) Schuselka’s Loos. Unterhalb: „Klopf’ ich hier, so sagt Niemand: herein! (Landtag); Klopf’ ich da, so sagt Niemand: hinaus!“ (Gefängniß) [im „Kikeriki“ 1864, Nr. 12]. – 13) Auf dem neuen Constitutions-Gottesacker [Schuselka’s Denkmal mit der Inschrift: „Franz Schuselka, gestorben am Wahlgesetze“. Im „Figaro“ 1864, Nr. 11). – 14) Unterschrift: Dr. Schuselka: Empfehl’ mich wieder, diesmal aber wohl für eine längere Zeit [Schuselka an der Schwelle vor dem Eingange zu den Politisch-Todten. Im „Figaro“ 1864, Nr. 39, S. 153]. – 15) „Steh’ auf, deine Schuld ist dir vergeben!“ [Staatsminister Schmerling ruft Schuselka, der aus der Gruft der Politisch-Todten heraufsteigt, diese Worte zu. Im „Figaro“ 1864, Nr. 18].
V. Toast auf Schuselka. Schuselka-Album. Schuselka-Moden. – Toast auf Schuselka. Harmonia (Oedenburger Blatt). Redigirt von Dubjański,1861, Nr. 2 u. 3: „Toast, bei einem Festmahl zu Gainfahrn ausgebracht“ [ein Curiosum, das so anhebt: Oestreichs und Ungarns Kämpfer | Für das Gute, für das Recht: | Franz Deák und Franz Schuselka sind es,| Die man für die größten hält u. s. w., u. s. w.]. – Schuselka-Album. Das Vaterland (Wiener Parteiblatt, gr. Fol.) 1861, Nr. 94, berichtet in der „Wiener Local-Zeitung“ über ein „Schuselka-Album“ in folgender Weise: „In richtiger Würdigung ihres Mannes“, schreibt das Blatt, „haben die Wähler Schuselka’s ihrem Erwählten ein elegantes Album mit 30 Blättern überreicht, auf deren jedem, wie die „Vorstadt-Zeitung“ erzählt, sich anstatt einer Zeichnung oder Inschrift eine Banknote von hundert Gulden aufgeklebt findet – –“. – Die Schuselka-Moden. Diese umfaßten nicht, wie bei Karl Maager, bloß den Hut, sondern dehnten sich auf Busennadeln, Bracelets, Brochen u. s. w. aus, welche sämmtlich das Bildniß des „gefeierten Volksmannes“ trugen und nach ihm benannt wurden; dann gab es „Bärte à la Schuselka“ und Hutmacher Flebus machte mit „Schuselka-Hüten“ gute Geschäfte.