BLKÖ:Schuster, Joseph (Blumenmaler)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schuster, Ludwig
Band: 32 (1876), ab Seite: 251. (Quelle)
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Schuster, Joseph (Blumenmaler, geb. zu Grätz nächst Troppau in Oesterreichisch-Schlesien im Jahre 1812). Der Großvater des Künstlers hieß Simon, war Kirchenschneider bei den Schotten in Wien und besaß überdieß das Wirthshaus „zum Staberl“ in Wien. Simon hatte unter mehreren Kindern die Söhne Joseph und Ignaz. Ignaz ist der nachmalige berühmte Volkskomiker, dessen Lebensgang in einer besonderen Biographie [S. 240 u. f.] dargestellt wurde, und ist somit ein Onkel unseres Blumenmalers; Joseph, der Vater unseres Künstlers und Bruder des Ignaz, besaß gleich diesem viel komisches Talent und trat auch zuweilen als Dilettant auf. Die Mutter unseres Künstlers, Anna geborne Kaimer, stammt aus Rußland, und war mit ihrer Familie ausgewandert. Die Eltern, die einige Zeit in Schlesien gelebt, übersiedelten später nach Wien, wo der kleine Joseph die Normal- und Realschule und die zwei ersten Gymnasialclassen besuchte, aber durch einen Besuch seiner Mutter bei Maler Johann Fischbach [Bd. IV, S. 236] angeregt, schon frühzeitig Talent zur Kunst zeigte und den Wunsch aussprach, Maler zu werden. Der Vater aber, der zu jener Zeit Zuckerbäckereichef im Hause des kais. Feldmarschalls Johann Fürsten Liechtenstein war, bestimmte den Sohn für sein Geschäft, die Zuckerbäckerei. Es wäre wohl bei der Bestimmung des Vaters geblieben, wenn nicht zufällig der Professor Mößmer [Bd. XVIII, S. 431] einige Zeichnungen des Knaben gesehen und dessen Talent erkannt hätte. Mößmer gab der jungen Prinzessin Liechtenstein Unterricht im Zeichnen, erwähnte des Knaben und seines Talents, der Fürst erhielt davon Kenntniß und befiehlt sofort: „Der Junge muß auf die Akademie“, und aus dem Zuckerbäcker in spe wurde ein Blumenmaler in re. Auf der Akademie bildete sich der junge Schuster unter Mößmer, Sebastian Wegmayer und Franz Petter [Bd. S. 137], welch Letzterer den meisten Einfluß auf den talentvollen Schüler übte. Die Stellung des Vaters im fürstlichen Hause ermöglichte es diesem, seinen Sohn im Dienste des Fürsten unterzubringen; dieser Dienst ließ ihm genug Muße, um seine Kunst zu üben. Als Fürst Johann im April 1836 starb, wünschte die Witwe, eine geborne Landgräfin von Fürstenberg, daß er auch ferner in ihren Diensten verbleibe, und er blieb in denselben bis zu ihrem im Jahre 1848 erfolgten Tode. Während seiner Dienstzeit im fürstlichen Hause erscheint S. mehr als Dilettant, denn als zünftiger Künstler, von 1848 ab widmete er sich aber ausschließlich der Kunst, die nun sein Lebenserwerb wurde. Durch ein Nervenleiden (Ischias), welches sich S. an den Füßen zugezogen, war er genöthigt, auf Anrathen seines Arztes die Heilquellen von [252] Gastein zu besuchen, wo er durch seine Arbeiten bald die Aufmerksamkeit des in der Sommerszeit alljährlich dort weilenden Erzherzogs [[BLKÖ:Habsburg, Johann Baptist, Erzherzog|Johann] auf sich lenkte. Der Erzherzog, bekanntlich ein begeisterter Freund der Alpenwelt, war es auch, der das Auge des Künstlers bald auf die in ihren Formen und Farben reizende Alpenflora richtete, so daß dieser sie alsbald ausschließend zum Gegenstande seines Pinsels machte, und dieß um so mehr, als die hohe Welt, welche, dem Beispiele des Erzherzogs folgend, auch ihre Aufmerksamkeit dem Alpenblumen-Maler zuwendete, ihn mit Bestellungen solcher Blumenstücke überhäufte. Durch dieses Publicum, das ja aus allen Weltgegenden im Bade sich einfand, ging auch des Künstlers Ruf in alle Weltgegenden, und aller Orten auf dem Continente, wie in überseeischen Ländern begegnet man den zarten Blumengebilden seines Pinsels, welche mit den Kindern der Natur in Wahrheit der Farbe, Gestalt und ihres eigenen Wesens wetteifern, und denen nur das Eine fehlt: der Duft. Von den Besitzern seiner Blumenstücke, solcher, die nie in eine Ausstellung gekommen, seien genannt: der König von Preußen, der verstorbene König Otto von Griechenland, die Königin von Hannover, Gräfin Anna von Meran, der regierende Fürst von Lippe-Detmold, Alfred Graf Paar in Wien, Bankdirector Miller zu Aichholz ebenda, Georg Baron Orczy, Emilie Gräfin Széchényi, Herr von Arthaber, Louis von Robert, Karl Freiherr von Krauß, Albin Denk, alle in Wien, Carlo Rosmini in Roveredo, General-Consul Brauer in Bremen, Dr. v. Scanzoni in Würzburg, Oberbergrath Khün in Berlin, Herr de Witt in New-York u. s. w. Aber frühzeitig hatte S. die Jahres-Ausstellungen in der kaiserlichen Akademie der bildenden Künste bei St. Anna mit seinen Blumenstücken beschickt und war später auch in den Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins kein seltener Gast. So seien von den bei St. Anna ausgestellten Arbeiten des Künstlers erwähnt, im Jahre 1834: „Zwei Stillleben“; – 1835: „Blumen in einem Glase“; – „Blumen und Früchte“; – 1836: „Blumen in einer Nische“; – 1837: „Rosen in einem Glase und eine Katze“; – 1840: „Camelien“; – „Rebhühner“; – „Rothhühner“ (Tetrao rufus); – „Blumen in einem Topfe“; – 1841: „Blumen mit Papageien“; – „Blumen, Früchte und Thiere“, Eigenthum des Herrn Parkfrieder); – 1842: „Blumenstück“; – 1843: „Obst und Vögel“; – 1844: „Früchte in einem Korbe“; – „Blumen in einer Vase“; – „Topfblumen“; – 1846: „Früchte, Geschirr und Papagei“ (300 fl.); – 1847: „Früchte und ein mittelalterlicher Krug“ (100 fl.); – 1848: „Blumen und Fruchte und verschiedene Gefässe“, Eigenthum des August Dehne; – 1850: „Blumen mit Papagei“ – „Früchte mit Papagei“; – „Zwei Stillleben“ (60 fl.); – „Rebhühner, durch das Herannahen eines Geiers erschreckt“ (400 fl.); – 1852: „Stillleben“ (230 fl.); – „Blumen auf einem Marmortische“ (280 fl.); – 1858: „Pflanzen aus den Hochalpen“, Eigenthum des Barthol. Denk; – 1859: „Pflanzen aus den Salzburger Hochalpen“ (700 fl.); – in den Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins, 1852, im Jänner: „Früchte, Kakadu und Gerätschaften“ (350 fl.), vom Kunstverein angekauft; – 1853, im Mai: „Blumen, Früchte und Rothstirnpapagei“; – im Juni: „Zur Ehre Gottes“, von Blumen umkränztes Basrelief (220 fl.); – im Juli: „Früchte und antike Gefässe“; – „Nach [253] Tisch. Stillleben“ (160 fl.); – 1854, im April: „Blumen und Früchte“ (550 fl.); – „Blumen, Früchte und antikes Geräthe“, in Gemeinschaft mit Ludwig Schuster gemalt; – „Wilde Pflanzen“; – 1855, im Mai: „Der Maitrank. Stillleben“ (180 fl.); – 1856, im Jänner: „Blumen bei einer Fontaine“; – im März: „Frühlingswaldblumen“; – „Feldblumen“; – im Mai: „Rebhühner in der Ruhe“ (300 fl.); – „Rebhühner bemerken einen heranschleichenden Iltis“ (300 fl.); – 1857, im März: „Camelien und Ballbouquets“; – im Mai: „Pflanzen aus den Hochalpen“, Eigenthum der Gräfin Eleonore Zamoyska; – „Blumen und Blüthen im Hochgebirge“; – 1859, im Jänner: „Umgeworfene Blumen“; – „Alpenpflanzen, im Hintergrunde der Gamskahrkogel bei Wildbad Gastein“, Eigenthum des Dr. Benedict Hönig v. Hönigsberg. – „Blumen und Früchte“; – 1860, im Mai: „Aus der Hochalpenflora Salzburgs“ (225 fl.); – 1861, im Jänner: „Federvieh mit Kaninchen in einer Landschaft“; – „Feston, die tropischen Pflanzen aus dem Garten des Herrn J. G. Beer“; – 1863, im Februar: „Pflanzen aus den Salzburger Hochalpen“, Eigenthum des Freiherrn Karl v. Krauß; – 1864, im Jänner: „Salzburgische Hochalpenblumen“. Eigenthum von Jos. Straubinger in Gastein; – 1867, im Jänner: „Morgenröthe und Frühlingsblumen“; – 1869, im Mai: „Stillleben“; – im November: „Rebhühner“ (200 fl.); – 1872, im Februar: „Stillleben“ (500 fl.); – October-November: „Alpenblumen“, Eigenthum des Baron Karl Scheel-Plessen; – im December: „Blumen und Früchte“ (600 fl.); – 1873, im Februar: „Der ausgeschmückte Lieblingsplatz“; – in der III. allgemeinen deutschen Kunstausstellung im September 1868: „Die uncultivirte Natur“ (Alpenblumen); – „Die cultivirte Natur“ (Gartenblumen und Früchte). Gegenstück zum vorigen, beide Eigenthum des Herrn Dr. J. Späth; – „Aurora und Frühlingsblumen“; – in der I. großen internationalen Kunstausstellung in Wien im April 1869: „Alpenblumen aus den Salzburger und Kärnthner Hochalpen“; – „Alpenblumen aus den Hochalpen der Pinzgau“; – „Alpenblumen an der Quelle“; – „Alpenblumen aus Bayern, von den Voralpen bis zu den höchsten Alpen“; – in der II. großen internationalen Kunstausstellung in Wien im April 1870: „Alpenblumen aus den Pinzgauer Hochalpen“; – „Rosen an einem Bassin“; – „Früchte“ (500 fl.); – in der III. großen internationalen Kunstausstellung in Wien im April 1871: „Alpenblumen“; –- „Herbstblumen und Früchte“ (1000 fl.); – „Alpenblumen“. Bis in die Mitte der Sechziger-Jahre hat der Künstler, nach seinem eigenen Ausspruche, 315 Bilder vollendet, welche größtentheils in Frankreich, England, Rußland, Italien, Norddeutschland und Amerika zerstreut sind. Er ist mit Bestellungen so überhäuft, daß Besteller zwei bis drei Jahre auf ihre Bilder warten müssen. Im Jahre 1840 verheirathete sich der Künstler mit Anna Magdalena von Harlacher aus Raab in Ungarn, in welcher Stadt er auch in den Jahren 1859–1862 lebte. In den Künstler-Lexiken sucht man Joseph Schuster’s Namen vergebens. – Von zwei Töchtern seiner Ehe übt eine, Adele, die Kunst ihres Vaters aus. Sie bildete sich unter der Leitung desselben gleichfalls in der Blumenmalerei und beschickt seit 1865 die Kunstausstellungen. So waren von ihr zu sehen in den Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins, 1865, im April: „Alpenblumen“ (70 fl.); – 1866, im April: „Alpenblumen“, Oelbild (50 fl.); – „Gebirgswaldblumen“; [254]1867, im Jänner: „Waldblumen“; – im Februar: „Alpenblumen“ (120 fl.); – im März: „Hochalpenblumen“ (70 fl.). – im April: „Alpenblumen“ (130 fl.); – 1868, im März: „Erinnerung an Bonn“, ein Blumenbild; – 1870, im Mai: „Frühlingsblumen zur Ausschmückung des Hausaltars“ (200 fl.); – im Juni: „Ein zweites Bild mit obigem Motiv“ (220 fl.); – 1871, im Jänner und Februar: „Blumen aus den Hochalpen“, zwei Bilder (je eines 120 fl.); – im October: „Alpenblumen“ (150 fl.); – in der I. großen internationalen Kunstausstellung in Wien im April 1869: „Gebirgswaldblumen“ (80 fl.); – „Alpenblumen“ (120 fl.); – in der II. großen intern. Kunstausstellung in Wien im April 1870: „Das umgeworfene Blumenbouquet“ (150 fl.); – in der III. großen intern. Kunstausstellung in Wien im April 1871: „Alpenblumen“ (70 fl.); – in den Ausstellungen des Künstlerhauses, 1869: „Edelweiss“ (40 fl.); – „Hochalpenblumen“ (70 fl.); – 1870: „Alpenblumen aus Salzburgs Alpen“ (130 fl.). In der Kunstabtheilung der Wiener Welt-Ausstellung waren Vater und Tochter durch einige Werke vertreten, Ersterer durch die Blumenstücke: „Der ausgeschmückte Lieblingsplatz“ (Preis 1500 fl.) und „Pinzgauer Hochalpenflora“, Letztere durch das schöne Gemälde: „Die vier Jahreszeiten“ (1200 fl.).

Kataloge der Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste bei St. Anna in Wien (8°.) 1834, 1835, 1836, 1837, 1839, 1840, 1841, 1842, 1843, 1844, 1845, 1846, 1847, 1848, 1850, 1852, 1858, 1859. – Monats-Verzeichnisse des österreichischen Kunstvereins, 1852, Jänner; 1853, Mai, Juni; 1854, Mai; 1855, Februar, Mai; 1856. Jänner, Februar, März, Mai; 1857, März, Mai, Nov.-Dec.; 1858, Jänner, April; 1859, Jänner, Februar, April; 1860, Mai, November; 1861, Jänner; 1863, Februar, März, April, Mai; 1864, Jänner, Februar; 1867, Jänner; 1868, December; 1869, Mai, November; 1872, Februar, Oct.-Nov., December; 1873, Februar. – Ueber seine Tochter Adele. Monats-Verzeichnisse des österreichischen Kunstvereins, 1865, April; 1866, April: 1867, Jänner, Februar, März, April; 1870, Mai, Juni; 1871, Jänner, Februar, October.