BLKÖ:Seivert, Johann

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Seivert, Gustav
Band: 34 (1877), ab Seite: 35. (Quelle)
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Seivert, Johann (Geschichtsforscher und Schriftsteller, geb. zu Hermannstadt 17. April. 1735, gest. zu Hammersdorf am 24. April 1785), von neun Kindern seiner Eltern, Daniel Seivert und Agnetha Gierlich, das einige sie überlebende. Mit ängstlicher Vorsicht wurde seine Kindheit und erste Jugend überwacht, im Jahre 1751 besuchte er das Gymnasium seiner Vaterstadt und im Jahre 1754 begab er sich, damals 19 Jahre alt, nach [36] Helmstadt, wo er an der dortigen Hochschule Theologie und Philosophie studirte. Nach dreijährigem Aufenthalte an derselben kehrte er in seine Heimat zurück, wo er am Gymnasium seiner Vaterstadt als Lehrer eintrat, dann Collaborator, Rector und zuletzt Conrector wurde, bis er das Lehramt aufgab, um 1764 die Predigerstelle an der evangelischen Klosterkirche zu St. Elisabeth, später an der Pfarrkirche zu übernehmen. Anfangs März 1771 wurde er Stadtprediger (Archidiakon) in Hermannstadt, aber schon wenige Monate darauf, Mitte November desselben Jahres, zum Pfarrer in Hammersdorf erwählt. In dieser Stellung widmete er seine Muße historischen Forschungen über sein Vaterland und ergriff – man kann wohl sagen, der Erste – die Initiative in einer Richtung, in welcher erst viele Jahre nach seinem zu frühen Ableben wieder weiter gearbeitet wurde. So bleibt denn auch seine Wirksamkeit, wenngleich die geschichtliche Kritik der Gegenwart Manches überholt und berichtigt hat, nicht minder verdienstlich und Seivert immer eine der Koryphäen der siebenbürgisch-deutschen Literatur. Seine Arbeiten, theils selbstständige Werke, theils in periodischen Schriften abgedruckte Abhandlungen, sind nach ihren Titeln: „Siebenbürgische Kleinigkeiten“ (Koburg 1757, 12°.); – „Freimüthige Gedanken von Gespenstern“ (Frankfurt und Leipzig 1757, kl. 8°.), dieses und das vorgenannte Schriftchen ohne Angabe seines Namens gedruckt; – „Die Münzen des römisch-kaiserlichen Hauses und der Tyrannen bis auf den Kaiser Heraklius. Nach den Stufen ihrer Seltenheit“ (Wien 1765, G. L. Schulz, kl. 8°.), erschien ohne Seivert’s Vorwissen vorher im „Wiener Patrioten“ und aus demselben im Seperatabdrucke; – „Der Christ. Zwei Stücke“ (Hermannstadt 1773 und 1780, Barth, 8°.); – „Inscriptiones Monumentorum Romanorum in Dacia mediterranea“, (Viennae 1773, J. Th. nob. de Trattnern, 4°.), über dieses Werk Seivert’s vergleiche man Steph. Wezpremi,“ Biographia Medicorum Hungariae Centuria II., Pars I., pag. 142; Pars II., pag. 467; – „Die sächsischen Stadtpfarrer zu Hermannstadt“ (Hermannstadt 1777, J. Barth, 8°.); – „Joannis Lebelii de Oppido Thalmus, Carmen historicum“, mit einigen Anmerkungen“ (ebd. 1779, 8°.) – „An Dacien bei dem Tode Marien Theresien’s der Grossen“ (ebd. 1780, Barth. 8°.); – „Samuelis Köleseri de Keres Eer Auraria Dacia una cum Valachiae CisAlutanae subterraneae descriptione Mich. Schendo R. C. Eg. Vanderbech iterum edita ...“ (Posonii et Cassoviae. 1870, Landerer, gr. 8°.); – „Johann Trevies. Hypochondrische Einfälle“ (Preßburg 1784, Weber und Korabinsky, 8°.); – „Nachrichten von siebenbürgischen Gelehrten und ihren Schriften“ (Preßburg 1785, ebd.. 8°.). Dieses im Todesjahre Seivert’s erschienene Werk ist weitaus seine verdienstlichste Arbeit, und behält auch neben Trausch’s „Biographisch-literarischen Denkblättern der Siebenbürger Deutschen“, denen es als reiche und ziemlich zuverlässige Quelle diente, ihren Werth; – von seinen übrigen in periodischen Fachschriften abgedruckten Abhandlungen und Aufsätzen sind zu erwähnen in dem bei Anton Löwe in Preßburg seit 1781 herausgegebenen „Ungarischen Magazin“: „Siebenbürgische Briefe“, enthaltend „Aufsätze von dem Alter des siebenbürgischen Wappens“; – „Von neu entdeckten Steinschriften“; – „Von dem Zustande des Bistritzischen Districtes unter dem Erbgrafen desselben, Johann Korwin“; [37] – „Von des Grafen Wolfgang Bethlen siebenbürgischer Geschichte“; – „Von römischen Steinschriften“' – „Von den Rechten der sächsischen Nation“; – „Von dem traurigen Schicksale der Stadt Bistritz im Jahre 1602“; – „Von einigen Meinungen der Walachen“; – „Von einigen seltenen römischen Münzen“; – „Von Töpelt’s Leben und Schriften“; – „Von dem walachischen Wappen“; – „Vom Siegel der sächsischen Nation als eines Landstandes“; – „Fragmente von Stephan Bergler’s aus Kronstadt Geschichte“; – „Anmerkungen über Töpelt’s Schriften“; – „Etwas von der neuen Ausgabe der Köleserischen Auraria Romano Dacica“; – „Von dem Ursprunge der Wiedertäufer in Ungarn und Siebenbürgen“ [Bd. I, S. 44, 169, 353; Bd. II, S. 498; Bd. III, S. 202]; – dann die folgenden Abhandlungen: „Von der siebenbürgisch-sächsischen Sprache“ [Bd. I, S. 257], der erste Versuch eines Idiotikons in alphabetischen Proben der siebenbürgisch-sächsischen Sprache, über welche seither fleißig gearbeitet worden, wie solches aus der Literatur darüber in Trausch’s „Biographisch-literarischen Denkblättern“ Bd. III, S. 289 u. f., in der Anmerkung zu ersehen ist; – „Die Grafen der sächsischen Nation und Hermannstädtischen Königsrichter im Großfürstenthume Siebenbürgen“ [Bd. II, S. 261, Bd. III, S. 129 und 393]; – „Fragmente aus des Oberstlieutenants Friedrich Schwarz von Springfels Beschreibung der österreichischen Walachei“ [III. Bd., S. 179]; – „Die Feldzüge der Türken wider die Kaiserlichen in den Jahren 1716–1718. Aus dem Tagebuch des Joh. Stanislaus Grotovsky, ungarischer[WS 1] und deutscher Dolmetsch bei der Pforte“ [Bd. III, S. 301]; – „Das hohe Lied Salomonis in siebenbürgisch-sächsischer Sprache“ [Bd. IV, S. 211]; – „Vom Ursprunge der Burzenländischen Sachsen oder Deutschen in Siebenbürgen“ [Bd. IV, S. 211]; – „Seltene Goldmünze des Johann Michael Woywoden der Walachei und Moldau“ [Bd. IV, S. 94]; – „Beschreibung einer kupfernen Denkmünze des k. k. Feldherrn Kastaldo“ [Bd. IV, S. 407]; – „Beiträge zur Religionsgeschichte von Hermannstadt in den Jahren 1521 bis 1546“ [Bd. IV, S. 154]; – „Hermannstadt“ [Bd. IV, S. 397]; – im neuen ungarischen Magazin: „Aelteste Geschichte der sächsischen Völkerschaft in Siebenbürgen nach dem königl. Andreanischen Privilegium“ [Bd. I, S. 305 und 365], davon sind hier nur der Vorbericht und die beiden ersten Abschnitte abgedruckt, der dritte, vierte und fünfte Abschnitt sind ungedruckt, hingegen der sechste Abschnitt: „Von den Vorrechten[WS 2] und Freiheiten der sächsischen Nation nach dem Andreanischen Privilegium“ ist in der Quartalschrift, Bd. IV, S. 129 u. f., aufgenommen. Ferner sind noch von Seivert in der eben erwähnten Quartalschrift abgedruckt: „Entwurf der siebenbürgischen katholischen Bischöfe zu Weißenburg“ [Bd. I, S. 171, 249 und 345]; – „Skizze der Superintendenten A. C. im Großfürstenthume Siebenbürgen“ [Bd. VII, S. 1], erschien auch im Sonderabdruck (Hermannstadt 1791, 8°.) – „Die Provinzial-Bürgermeister zu Hermannstadt“ [Bd. II, S. 154, 235 und 315], auch im Sonderabdruck (Hermannstadt 1790, 8°.); – „Nachrichten von ungarischen gelehrten Siebenbürgern und ihren Schriften“ [Bd. V, S. 202, 289; Bd. VI, S. 149, 219, 297; Bd. VII, S. 1, 273] reicht [38] bis Paul Istvánfi und ist nicht zu verwechseln mit den oben erwähnten „Nachrichten von siebenbürgischen Gelehrten“, welches Werk die deutschen Autoren enthält; – in den Siebenbürgischen Provinzialblättern: „Die Pfarrer des Hermannstädtischen Capitels seit 1327 bis auf unsere Zeiten“ [Bd. II, S. 103, 195 und Bd. III, S. 1], und in der von Klemm in Wien herausgegebenen Wochenschrift Die Welt: „Monologische Kleinigkeiten“ [II. Bd., 54. St., S. 156], und „Gedanken über die Tugend“ (II. Bd., 60. St., S. 203]. Mehreres hat S. auch in Handschrift hinterlassen, so des „Presbyter Genedius’ Verzeichniß berühmter Männer“ und „Desselben und des Hieronymus Nachrichten von christlichen Schriftstellern“, beide aus dem Lateinischen übersetzt und letzteres überdieß mit Anmerkungen versehen; – „Die römischen Kaisermünzen von August bis zur Regierung des Kaisers Heraklius, in alphabetischer Ordnung“; – ein Verzeichniß daraus der von Seivert gesammelten römischen Münzen enthält die Quartalschrift, Bd. I, S. 68 u. f.; – „Onomasticon virorum de utraque republica benemeritorum“; – „Specimen Transilvaniae literatae“, 2 Quartbände; – „Die Rolle des Abenteurers Bogislaus Ignaz Makowski in Siebenbürgen 1747“ [vergleiche über diesen ruchlosen Betrüger die Biographie von Jacob Schunn [Bd. XXXII, S. 214] – neue vermehrte und verbesserte Bearbeitungen seiner oben erwähnten Schriften: „Die Münzen des römisch-kaiserlichen Hauses“; – „Der Christ“ und „Inscriptiones monumentorum Romanorum“, welch’ letztere auch von Ackner und Friedrich Müller benützt wurden. Seivert war auch ein fleißiger und umsichtiger Münzensammler. Nach seinem Tode wurde seine Sammlung der ungarisch-siebenbürgischen Münzen von dem königl. siebenbürgischen Hofrath Johann Nep. Graf Eßterházy, eine Parthie seiner römischen Kaisermünzen aber für die Freih. Samuel Bruckenthal’sche Münzsammlung angekauft. Noch sei hier bemerkt, daß Lucas Joseph Marienburg in der Vorerinnerung zu seiner „Geographie von Siebenbürgen“ (Hermannstadt 1813), I. Bd., S. 6, berichtet, die von Karl Gottlieb von Windisch herausgegebene „Geographie des Großfürstenthums Siebenbürgen“ (Preßburg 1790, Anton Löwe, gr. 8°.) sei eine Arbeit Seivert’s und aus dessen Manuscript größtentheils wörtlich abgedruckt.

Trausch (Joseph), Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literarische Denkblätter der Siebenbürger Deutschen (Kronstadt 1871, Joh. Gött, gr. 8°.) Bd. III, S. 286. – Johann Seivert’s Nachrichten von siebenbürgischen Gelehrten (Preßburg 1785, 8°.). S. XV–XXII: „Beitrag zur künftigen Biographie des liebenswürdigen Verfassers dieser Nachrichten.“ Von seinem Freunde K. G. v. Windisch. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, S. 12. – Meusel (Johann Georg), Lexikon der vom Jahre 1750–1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig, Gerh. Fleischer d. Jüng., 8°.), Bd. XII, S. 650 u. f. – (De Luca), Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1778, v. Trattnern, 8°.), I. Bds. 2. St., S. 140.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: ungaririscher.
  2. Vorlage: Vorrechtrechten.