BLKÖ:Vorrede (Band 1)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 1 (1856), ab Seite: III. (Quelle)
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Vorrede.

Der Verfasser des biographischen Lexikons des österreichischen Kaiserstaates ist sich der Schwierigkeiten, die er bei dieser Arbeit zu überwinden haben wird, wohl bewußt; wie er sie aber bisher überwunden, wird ein aufmerksamer prüfender Blick in das erste Heft, in dessen Geiste das ganze Werk gehalten sein wird, Jeden überzeugen, der vorurtheilsfrei fremde Arbeiten zu betrachten gewohnt ist. Er legt in diesem Werke die Resultate des Sammlerfleißes und mühevoller Arbeit von beinahe zwei Decennien nieder und wenn das Werk auch nichts weiter sein soll, als ein Handbuch für den Fachmann jeder Art, so soll es doch ein solcher nur in den seltensten Fällen unbefriedigt aus der Hand legen. Dabei soll mit demselben einem wirklich schon längst gefühlten dringenden Bedürfnisse abgeholfen werden; denn war einerseits die Verherrlichung Oesterreichs in seinen besten Namen des Verfassers nächste Absicht, so mußte er doch diesen Sonderzweck den praktischen Bedürfnissen des Publicums unterordnen, das bisher, wenn es sich über die Männer seines Vaterlandes, die ihren Platz in der Geschichte, Literatur, Cultur- und Kirchengeschichte einnehmen, unterrichten wollte, zu fremden Werken seine Zuflucht nehmen genöthigt war. In diesen fremden Werken aber, die zwar Alles zu enthalten vorgeben, findet man wohl die denkwürdigen Personen fremder Staaten, nur jene Oesterreichs nicht; es wäre denn, daß ein Oesterreicher seinem Vaterlande feindlich gegenüber gestanden; und wenn endlich einem oder dem andern denkwürdigen Oesterreicher durch die Gunst der Kleinen diese außergewöhnliche Ehre angethan wird, so sind die Angaben über dieselben sehr mangelhaft, wenn nicht gar fehlerhaft. Damit soll jedoch einerseits der Werth solcher – namentlich in Deutschland erscheinenden – Sammelwerke nicht in Abrede [IV] gestellt werden; denn dieses Mißverhältniß fällt weniger den Herausgebern, als jenen Auserwählten zur Last, denen die Aufgabe übertragen ward, das Kaiserthum in solchen Werken zu vertreten, welches sich glücklich fühlen könnte, wenn es solche Vertreter bei Lösung der in Rede stehenden Aufgabe besäße, wie deren die Staaten Preußen, Sachsen, Baiern und die kleinsten deutschen Länder aufzuweisen haben. Andererseits soll damit auch nicht gesagt sein, daß das gegenwärtige biographische Lexikon nur berühmte Oesterreicher enthalte; nein; es enthält gewiß alle berühmten, aber auch jeden anderen denkwürdigen, oder für den Fachmann bei seinen Arbeiten bemerkenswerthen Oesterreicher, weil Berühmtheit und nach dieser die aus den verschiedensten Motiven sich ergebende Denkwürdigkeit bei Abfassung eines biographischen Lexikons die leitenden Prinzipien sein müssen.

Die Nothwendigkeit eines solchen Werkes bedarf kaum einer Begründung. Jeder civisilirte Staat Europa’s hat nicht Ein, sondern mancher mehrere biographische Werke oft des bedeutendsten Umfanges und in prächtiger Ausstattung. Selbst mehrere einzelne österreichische Kronländer besitzen einige, darunter ganz tüchtige biographische Lexika. Doch alle diese sind in einer so fernen Zeit erschienen, daß sie wohl für den Historiker sehr brauchbar, für den Fachmann aber, der die Männer der Gegenwart, oder doch einen Zeitgenossen sucht, von geringerem Nutzen sind. Nebstdem erfüllen sie meistens einseitige Zwecke, weil sie nur die denkwürdigen Personen eines oder des anderen Landes, oft nur die eines Faches enthalten. Nur Oesterreich, das große stolze Oesterreich, auf das in seiner neuen Aera Aller Augen gerichtet sind, nur dieser gewaltige Großstaat besitzt noch immer kein selbstständiges biographisches Werk, wie ein solches fast jede kleinere Stadt Deutschlands, Frankreichs, Italiens besitzt, ein Werk, das ohne Rücksicht auf das Geschlecht die denkwürdigen Personen jedes Kronlandes und jedes Standes, Theologen, Staatsmänner, Militärs, Rechtsgelehrte, verdiente Staatsbeamte, Aerzte, Schriftsteller der verschiedensten Fächer, Dichter, Künstler, Kauf- und Gewerbsleute, Humanisten und überhaupt alle bemerkenswerthen Menschen, welche seit etwa einem Jahrhunderte im Kaiserstaate gelebt oder gewirkt haben, mit Angabe der wichtigern Lebensdaten enthält, und nur bei uns muß man sich von zahlreichen in so vielen andern Beziehungen vortrefflichen Sammelwerken über Oesterreicher allerlei Unrichtigkeiten sagen lassen. Wohl wurde in letzterer Zeit dieser Mangel gefühlt und es tauchten mit Anbeginn [V] dieses Jahrzehends im Kaiserstaate zwei Unternehmungen nach der Reihe auf, welche beide, von der Wichtigkeit der zu erfüllenden Aufgabe durchdrungen, doch dieselbe in praktischer Weise zu lösen verfehlt haben. Es sind darunter die neue Auflage der Gräffer und Czikann’schen Encyklopädie, und das biographische Lexikon von Bermann verstanden. Für beide Werke war der Zeitpunkt ihres Erscheinens von Vornherein ungünstig, bei ersterem überdies Ausstattung und Anordnung des Stoffes so weit hinter den Anforderungen der Zeit zurück, daß eine Theilnahme durch das eine und einzige Heft, so erschienen, nicht geweckt werden konnte. Ueberdies war zur Zeit, als diese zweite Auflage erschien, im Kaiserstaate Alles im Werden begriffen. Vieles sollte umgestaltet, anderes neu geschaffen werden. Dies Alles würde in den Zeitraum der Herausgabe des Werkes gefallen sein, das, wenn es fertig geworden wäre, mehr eine historisch-literarische Curiosität als ein praktisches, geschäftliches Lexikon dargestellt hätte. Bermann hingegen mit seinem biographischen Lexikon hatte mit der Aufnahme seines Motto’s als Disciplin seiner Arbeit: „Die Massen könnt’ ihr nur durch Massen zwingen“ offenbar sich vergriffen. Hätte Bermann, statt dem Buchstaben A 23 Bogen zu widmen, das Materiale gesichtet und nicht den ersten der besten Orgelbauer aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, oder Chorregenten aus dem 16. Jahrhunderte und andere unbedeutende Personen ins Alphabet aufgenommen; hätte Bermann nicht einen Staatsmann, Gelehrten, oder Schriftsteller mit 10 Zeilen abgethan, und gleich darauf den Artikel „Attila“ auf 10 Seiten ausgedehnt, so würde das Publicum in den 3 erschienenen Heften leicht die Namen bis E oder F erhalten, und das in solcher Weise bis zu seinem Drittheil gediehene Werk kaum nöthig gehabt haben, mit den drei ersten Heften in der Herausgabe eingestellt zu werden. So aber erschrak Alles vor dem Umfange, und wer einen prüfenden Blick in den Inhalt that, überzeugte sich, daß dieser Umfang gar nicht nothwendig sei. So verringerte sich, und doch mit Unrecht, die Theilnahme des Publicums für eine Arbeit, die dem als Sammler längst bekannten Autor mehr Mühe gemacht, als ein Leser überhaupt vermuthet, welch Letzterer sich endlich nur um Gegebenes und nur selten um den großen Fleiß, der an die Arbeit gewendet, sowie um die zahlreichen Schwierigkeiten kümmert, die dabei von rastlosem Eifer sind besiegt worden.

Doch eben die Anerkennung, welche der Arbeit Bermann’s gezollt werden muß, möge Niemanden zum Glauben verleiten, daß das vorliegende [VI] Lexikon etwa ein Auszug aus jener sei. Zum Beweise der Selbstständigkeit der vorliegenden Arbeit braucht ohne Hinweisung auf die ausgearbeiteten Biographien nur auf die jedem Namen beigedruckten Quellen gewiesen zu werden; die aber hier nicht blos, um zu glänzen oder als eine von den einzelnen Biographien unabhängige, gelehrte Einfassung zu gelten, angebracht sind. Jede der angeführten Quellen ist sorgfältig durchgesehen, die verschiedenen miteinander verglichen worden, wie sich dies aus vielen Stellen des Lexikons, wo die von einander abweichenden Geburts- und Sterbedaten – welche bis zur Gewissheit zu ermitteln nicht des Herausgebers Aufgabe ist – in ihrer Verschiedenheit angegeben sind, von selbst herausstellt. So wurden namentlich bei Künstlern mühsam die Werke derselben zusammengesucht. Wo aber größere und zugängliche Arbeiten über Einen und den Andern schon bestehen, wurde die Quelle mit minutiöser Genauigkeit angegeben, damit jeder an derselben sich näher unterrichten könne. So bilden die jeder Biographie beigegebenen Quellen sozusagen ein Werk im Werke, das weitere Bedürfnisse, als die des gewöhnlichen Geschäftsmannes, befriedigen dürfte. Auch hat der Verfasser, wo es ihm möglich gewesen, bei jenen Personen, von denen Porträte bestehen, diese mit bibliographischer Genauigkeit angegeben, um dadurch das Lexikon mit einem Bestandtheil zu bereichern, der auch die blos geschäftlichen praktischen Zwecke des Werkes überragt, und nach des Verfassers Wissen in dieser Ausdehnung noch nirgend angebracht ist. – Ferner war es eine Hauptaufgabe, in den in dieses Lexikon aufgenommenen Biographien alle anderwärts vorkommenden Unrichtigkeiten zu vermeiden. Um aus den zahllosen Beispielen obige Bemerkung nur durch wenige zu bekräftigen, sei hier erwähnt: Bei der Venetianerin Agnesi nennen das Brockhaus’sche Lexikon (10. Aufl. I. Bd. S. 190) und andere biographische Werke den englischen Herausgeber ihrer Instituzioni analitiche: Colson; das ist aber kein Druckfehler, sondern ein Nachschreibefehler, weil Einer dem Andern falsch nachgeschrieben; denn der Herausgeber heißt Colston; dasselbe Lexikon nennt bei Therese Artner (I. Bd. S. 706) deren Geburtsort: Schnitau; das „Ujabb kori ismeretek tára“ d. i. das ungarische Conversations-Lexikon, nennt ihn (I. Bd. S. 190) Schnirau; es ist aber weder das Eine noch das Andere richtig, denn kein Ort solchen Namens besteht im Kaiserthume; ihr Geburtsort heißt Schintau; so erscheint in der bei Didot in Paris herausgegebenen von Dr. Hoffer redigirten „Biographie universelle,“ in neuester Zeit mit dem veränderten Titel: „Biographie [VII] générale“, der berühmte italienische Gelehrte Giuseppe Barbieri, als Barbieri Vincent (II. Bd. S. 156) und mit einer fast an’s Absurde streifenden Oberflächlichkeit abgehandelt; – so heißt in Hirtenfelds Militär-Lexikon (I. Bd. S. 78) im Artikel Andrassi ein Nebenfluß des Rheines Tenisane. Es existirt aber in der ganzen Welt kein Fluß dieses Namens, unter welchem eigentlich die Dreisam verstanden ist; so wurden im Sonntagsblatt (II. Jahrg. S. 621) bei Gelegenheit des berühmten Schachspielers Ankerberg die Namen: Meusel und La Borde genannt, welche Ankerberg verleumdet haben; letzterer Name ist falsch und darunter A. de la Garde zu verstehen, der in seinen: „Fêtes et souvenirs de Congrès de Vienne“ Ankerberg hart und befangen beurtheilt. Von den zahllosen falschen Citaten anderer Werke, insbesondere der Biographie universelle: die Schönlein statt Schönleben, Correri statt Carrara und so vieles Andere citirt, nicht zu reden.

Ueber die Art und Weise der Ausführung des Lexikons ist hier Mehreres zu bemerken. Um das Werk nicht auszudehnen, mußten die Biographien nur kurze Skizzen werden, in deren jeder jedoch nichts Wesentliches übergangen worden, und wo die jedes Mal angefügte Literatur denjenigen, so sich näher unterrichten will, in die Lage setzt, dies zu thun. In dieser Literatur einer jeden Biographie wurde aber eine fast übertriebene Genauigkeit der Titel der benutzten Werke beobachtet und nur bei sehr bekannten großen Sammelwerken dieselbe vermieden. Der Verfasser ward auf diesen Vorgang geführt, weil viele alten Werke trotz ihres Ballastes von Citaten kaum brauchbar sind, da man die abgekürzten Angaben der Quellen entschieden nicht mehr mit Sicherheit, insbesondere bei Werken bestimmen kann, die in neuen Auflagen erschienen sind; und man also der eigentlichen Quelle nachzuforschen mit diesem Citate nicht im Stande ist.

Gegen den Vorwurf des Abschreibens und mechanischen Compilirens sich zu vertheidigen, wird der Verfasser nicht nöthig haben; er hat schon vorhin einige Proben mitgetheilt, die erkennen lassen, mit welcher Aengstlichkeit er bei Benützung fremder Werke, wie er denn doch darauf angewiesen war, vorgegangen sei. Um ein unrichtiges Geburts- und Sterbedatum zu eruiren, um einen interessanten biographischen Zug mitzutheilen, wurde häufig tagelang nachgesucht, und ein Name, der oft nur 20 Zeilen einnimmt, erforderte ebenso viele Stunden. Was die Technik des Lexikons anbelangt, so wurde zur Bequemlichkeit bei Benützung desselben gleich nach dem Namen das Fach [VIII] und der Stand der Person, dann Geburts- und Sterbejahr nebeneinander und zum Eingange angeführt. Bei verschiedenen chronologischen Angaben wurden dieselben entweder gleich im Eingange oder öfter in den mit kleinerer Schrift gedruckten Quellen mitgetheilt.

Es sind darin ferner alle Theile der Monarchie und alle Stände berücksichtigt, und muß insbesondere auf die italienischen, slavischen und magyarischen Namen, die in anderen Lexiken fast ganz vernachlässigt sind, hingewiesen werden.

Was die alphabetische Einreihung der Personen betrifft, so muß vor Allem bemerkt werden, daß die seit einem Jahrhundert denkwürdigen Glieder des erlauchten Kaiserhauses sämmtlich unter dem Namen Habsburg-Lothringen erscheinen, wo sie nach der alphabetischen Folge ihrer Taufnamen aufgeführt sind. Wo mehrere Personen Eines Namens vorkommen, so sind sie, wenn deren viele erscheinen, nach der Ordnung ihrer Taufnamen aufgeführt; auch sind, was bei Künstlerfamilien zunächst vorkommt, wo Vater, Sohn und Enkel sich in einer Kunst ausgezeichnet, hie und da die Zeitabschnitte eines Jahrhunderts nicht ängstlich festgehalten und daher öfter Personen aufgeführt worden, die noch vor dem Jahr 1750 gestorben, wie dies auch bei sehr bedeutenden Männern des Kaiserstaates der Fall ist, die kurz vor dem Jahre 1750 von dem Schauplatze ihrer denkwürdigen Thätigkeit abgetreten sind; beispielsweise seien hier genannt: Maler Altomonte, Astorga, Prinz Eugen von Savoyen, Anguissola u. A.; doch kommt dieß nur immer ausnahmsweise vor und ist von den Verdiensten der Person oder sonst erheblichen Umständen bedingt. Bei minder bedeutenden, aber durch Verwandtschaft sich nahe stehenden Personen, geschieht derselben in einem und demselben Artikel Erwähnung, wie dies in den Biographien der Schwestern Agnesi, der Brüder Albach, Altmuetter, Vater und Sohn, Andre, Emil, Vater und Sohn, Antoine, Vater und Sohn, Antschitz, Vater und Sohn, Arneth, Vater und Sohn, u. A. der Fall ist. – bei jenen Familien von Adel, deren Sprossen aus irgend einem Grunde eine Stelle im Werke erhielten, ist stets auf die betreffenden genealogischen Daten, auf die Beschreibung ihres Wappens und die sonstigen Familiennotizen, ja selbst bei Adoptirungen auf diese hingewiesen worden; man vergleiche nur die Artikel und Quellen der Namen; Aichen, Andrassy, Apfaltern, Apponyi, Auersperg u. A. – Bei den Mitgliedern der Akademie der [IX] Wissenschaften ist in Betreff ihrer oft großen Titulaturen, so wie ihrer literarischen Thätigkeit auf den bezüglichen Jahrgang des seit 1850 jährlich ausgegebenen „Almanachs d. kais. Akad. d. Wissensch.“ hingedeutet. – Sänger, Tänzer und Virtuosen beiderlei Geschlechts erscheinen nur ausnahmsweise im Werke; gewiß aber in jenen Fällen, wenn die Einzelnen etwas mehr als die blos mechanische Virtuosität besitzen. Ueberhaupt ist diese Sorte von Ruhm so billig geworden, daß es Zeit ist, an eine Sichtung dieser Pseudogrößen zu denken und daß man einem biographischen Lexikon nicht zumuthen kann, zu einem Lexikon von Tasten- und Trillerschlägern und Saitenklimperern zu werden. – Bei Militärs war die einfache, glänzende Waffenthat, insbesondere in den für das Vaterland entscheidenden Kämpfen, hinreichend demjenigen, der sie vollführt, eine Stelle im Werke einzuräumen. Bei allen übrigen waren es die Verdienste der Person, oder sonst denkwürdige Lebensumstände, die ihr einen Platz im Werke sicherten; endlich bei Schriftstellern fiel die Wahl auf breiterer Basis aus; weil das Leben des Gelehrten und des Schriftstellers, in der Oeffentlichkeit meist spurlos dahingehend, für die Wissenschaft Bedeutung behält, und aus diesem Anlasse Namen von Autoren, deren Arbeiten Werth besitzen, im Lexikon nicht fehlen dürfen und die näheren Angaben ihrer Lebensumstände Vielen willkommen sein werden. Was nun die Anführung der Werke und Arbeiten des Einen oder Andern betrifft, so wurde dabei mit großer Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit vorgegangen. Noch war bei deutschen Autoren die detaillirte Anführung zunächst entbehrlich, weil die Bücher-Lexika von Kayser und Heinsius das Gesuchte enthalten; – hingegen bei slavischen, magyarischen und selbst italienischen Schriften galt es möglichste Vollständigkeit, wofür gewiß jeder Fachmann Dank wissen wird; auch ward bei den magyarischen und slavischen Büchertiteln stets die wörtliche Uebersetzung beigefügt; man vergleiche die Artikel: Amerling Karl, Antoniewicz, Arany, Anyos, Arvay. Auch sind die Accentuirungen der verschiedenen Sprachen und Dialecte mit Aengstlichkeit festgehalten. Bei naturwissenschaftlichen Schriftstellern früherer Zeit, deren Schriften in Anbetracht des Aufschwungs der Naturwissenschaft nur mehr historischen Werth besitzen, durften diese wohl übergangen werden, dafür wurden neuere Werke mit Vollständigkeit aufgezählt.

Bei den Künstlern, insbesondere der neuesten Zeit, fand nicht allein [X] immer die Angabe ihrer besten Werke statt, sondern wurden sehr oft die Preise beigefügt, um welche sie von Gesellschaften oder Einzelnen sind gekauft worden, und auch oft die Namen derjenigen angegeben, in deren Händen sich die Kunstwerke gegenwärtig befinden oder doch zuletzt befanden. Die Wichtigkeit dieser, mit vieler Mühe gewonnenen Beigabe, die noch in keinem Lexikon vorkommt, dürfte wohl von Jedermann erfaßt werden. Man vergleiche die Biographien von Alt, Amerling Friedrich, Appiani, Axmann u. A. Bei den einzelnen Lebensskizzen sind aus den verschiedenen neuen Quellen die zur Vollendung des geistigen Bildes der einzelnen Person nöthigen Daten harmonisch zusammengestellt worden, um daraus ein neues Ganzes zu gestalten, das sich von den bisherigen Artikeln über die eine oder andere Person wesentlich unterscheidet. Nicht selten sind geistreiche Urtheile der Zeitgenossen, Aussprüche großer Fürsten wörtlich angeführt worden; man lese nur beispielsweise: die Worte des Kaisers Franz bei der Nachricht des Todes von Alvinczy, in dessen Biographie; den Ausspruch Stendhals über: Anelli; Riehls über Astorga in beiden Lebensskizzen: die Stelle des Berichts des F. M. Radetzky über d’Aspre; die Biographie von Arany und noch viele andere. – Wenn einer oder der andern Person Monumente gesetzt, Preisgeschenke überreicht worden, so sind diese öfter mit ihren Inschriften mitgetheilt, man sehe: die Biographien Alxinger, Peter Anich, Algarotti, Anschütz, Appiani. Auch ist auf besonders interessante Vorfälle im Leben des Einen oder Andern, wenn sie nicht in Kürze mitgetheilt werden konnten, ausführlich hingewiesen; man sehe die Biographien von Algarotti, Maria Althann, Amerling, Antoniewicz, d’Aspre u. A. – Geistlichkeit und Militärs sind in dieses Lexikon mit besonderer Vollständigkeit einbezogen; außerdem viele Namen in dasselbe aufgenommen worden, die noch in keinem anderen Lexikon erschienen, und Viele, deren Auslassung im Brockhaus’schen Lexikon, das doch auf breitester Basis angelegt ist, nicht zu erklären ist. Von diesen seien genannt: Antoniewicz, Ankwicz, Ambrosoli, Ambros, d’Antoni, Amerling Karl, Ankerberg, d’Arco, Ankershofen u. A.

Und trotzdem, da doch aus dem bisher Gesagten jeder die Ueberzeugung gewinnen wird, daß der Verfasser viel Mühe, redlichen Fleiß, große Sorgfalt bei seiner Arbeit angewendet, trotzdem fühlt er selbst zunächst ihre [XI] Mängel, hofft aber in Anerkennung des Geleisteten die Nachsicht aller Billigen zu erlangen.

Eines aber war sein Streben: es sollen wenigstens die zahllosen Irrthümer und falschen Angaben, welche er nach sorgfältiger Prüfung der benützten Werken in denselben entdeckt, durch diese seine Arbeit nicht weiter getragen werden; wie er ferner durch eine ganz objective Darstellung nicht den einzelnen Parteien, sondern der gebildeten Welt ein brauchbares und noch fehlendes Nachschlagewerk in die Hände legen wollte.